SPIEL 2024: Wunderbare Begegnungen an tollen Messetagen

Das Aufarbeiten hat länger gedauert, als erwartet. Es war aber auch wieder ein Erlebnis epischen Ausmaßes: Die SPIEL 2024 ist am Sonntag zu Ende gegangen und hat wieder unzählige Spielerinnen und Spieler seelig und mit ebenso unzähligen Spielen im Gepäck oder Kofferraum nach Hause geschickt. Eindrücke und Geschichten gibt es viele. Der Trend der Naturthemen setzt sich vor. Immer mehr Spiele bieten mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden in einer Box Möglichkeiten für Anfänger und Kenner. Kommt mit auf meinen persönlichen Messerundgang, auf dem mich der neu als Autor für „Zeit zum Spielen“ gewonnene Blue begleitet hat!

Los ging es für mich am Mittwoch bei der Pressekonferenz mit anschließender Neuheitenschau. Ich weiß ja nicht genau, wie’s den anderen Journalisten, Bloggern, Kamerateams und sonstigen Teilnehmern ging, aber mir war da ein bisschen zu viel Alea, Sänger von „Saltatio Mortis“, der in diesem Jahr das Gesicht der Spiel war. Überall. Inklusive leicht fragwürdiger Fragen an die Preisträger des Deutschen Spielepreises.

Trotzdem haben wir uns sehr mit den Ausgezeichneten gefreut. Als bestes Kinderspiel hat die Spieler-Community „Die magischen Schlüssel“ von Arno Steinwender und Markus Slawitscheck gewählt. Auf der erweiterten Liste für den Deutschen Spielepreis standen auf den Plätzen vier bis zehn „Darwin’s Journey“, „Too Many Bones“ (Rezension folgt), „Revive“, „Harmonies“, „Obsession“, „Helden müssen draußen bleiben“ (Rezension folgt) und „Nukleum“. Kosmos war gleich zweifach unter den Top Drei mit „Die Weiße Burg“ (Platz drei, Rezension folgt) und „Sky Team“ (Platz zwei), das auch schon völlig zurecht Spiel des Jahres geworden ist.

Interview mit Kosch über „Mischwald“ bei der SPIEL 2024

Den Deutschen Spielepreis 2024 hat sich „Mischwald“ von Kosch, erschienen bei Lookout Spiele, gesichert. Schon kurz nach der Pressekonferenz konnte ich mit Kosch bei der Neuheitenschau über den Preis, das Spiel und zukünftige Pläne sprechen. Ausgesprochen sympatisch stand er nicht nur Rede und Antwort, sondern auch gleich noch für Fotos mit Preis zur Verfügung.

Davor bin ich aber schon direkt am Eingang zur Neuheitenschau über den knuffigen Meeps gestolpert, der auch gerne per Schnappschuss festgehalten werden durfte. Ja, das Fell ist so kuschelig, wie es aussieht! Ein paar Schritte weiter gab’s eins meiner diesjährigen absoluten Lieblingsspiele in Übergröße. Da musste ich mich doch einfach mal direkt zwischen die „Harmonies“-Spielsteine setzen!

Spaßige Feen und Mann im Bällebad

Blumig-elfig-fantastisch ging es dann beim Stand von „Fairy Ring“ (Rezension folgt) zu, inklusive leuchtendem Glühwürmchen-Glas (nein, es kamen keine Tiere zu Schaden, es war eine Lichterkette) mit verborgenem Bewegungssensor. Dass wir später noch die lebensgroße Fee und ihre zwei kuriosen Begleiter getroffen haben und die auch gleich noch nicht nur Fotos knipsten, sondern auch ausdruckten und dabei allerlei Blödsinn machten, sorgte für viel Gelächter.

Vorbei an „Herr der Ringe – Duell um Mittelerde“, „Tree Society“ (Rezensionen folgen) und „Inori“ haben uns die netten Jungs von Czech Game Edition einen der Hype-Titel des Jahres, „Seti“, erklärt. Bei „Duck & Cover“ wollte ein Bartträger so ganz und gar nicht aus dem Bällebad abgeholt werden (Rezension folgt), nur übertroffen vom am nächsten Tag am Stand entdeckten „Feed the Quaken“-Shirt. Und auch die Wrestler im Ring von „Uno – Show ‚em No Mercy“ (Rezension folgt) hatten sichtlich ihren Spaß und gar kein Kampfbedürfnis.

Prächtiger Pokertisch und Jan Cronauer bei Kosmos

Bei Kosmos wartete ein prächtiger Pokertisch inklusive Armpolsterung für die Zockenden als Präsentationsfläche fürs kooperative Pokerspiel „The Gang“ (Rezension folgt) auf Besucher. Daneben präsentierte Jan Cronauer ebenfalls bei Kosmos das „Adventure-Game Family – Dimension Fünf-Sieben“, für das der spielebegeisterte Drehbuchautor eine Abenteuergeschichte in fünf Kapiteln geschrieben hat.

Bei Strohmann fiel „Ascending Empires“ (Rezension folgt) ins Auge. Wegen tollem Spielmaterial und der absurden Spielmechanik: Raumschiff-Holzplättchen werden über die Neoprenmatte mit Planetenhindernissen geschnippst. Liegen sie nah genug am Planeten, ist Interaktion möglich.

Rotkäppchen und der herausragend geschminkte böse Wolf stellten nebenan „3 Chapters“ vor, das mehr ist als „nur“ ein Stichspiel. Wir haben knuffige Drachen getroffen, für deren Spiel zunächst der Spielplan als „Diamond-Bild“ (Glitzerimperium) gepuzzelt werden muss. Und dann gab’s auch noch einen riesigen Marshmallow zum Knuddeln, der aber auf das gar nicht knuddelige „Arschmallows XXL“ aufmerksam machte.

Schweine springen Trampolin bei SPIEL 2024

Bei Zoch interessierte mich das meditativ erscheinende „Ananda“ und „Die Trödler aus den Highlands“ besonders. Hängen geblieben bin ich mit Blue bei „Hitster – Bingo“, ein prima Partyspiel für musikbegeisterte Runden.

Ausgesprochen unterhaltsam war’s auch bei Hutter Trade, wo wir „Campus Galli“, „Hof-Verrat“, „Cracks List“, und außerdem auch noch „Flieg, Schweinchen, flieg“ kennengelernt haben. Sag noch einer, Schweine können nicht mit einem Trampolinsprung in der Matschgrube landen… Blue hat’s getestet. Für ganz Geschickte ist „Nekojima“ sicher ein Riesenspaß, Knobler dürften mit „Tangram City“ ihre Freude haben. „Umbrella“ sieht wie eine leichtere Version von „Festival“, aber auch sehr gut spielbar aus (auch hier folgen diverse Rezensionen).

Loot von Fächer bis Minitaschenlampe

Allerlei Loot, der nicht in einer Spielbox steckte, haben wir auch wieder entdeckt. Bei Hüne ein Dicetray, bei Piatnik ein Powersnack-Pack mit Wiener Waffeln, Apfel, Minitaschenlampen-USB-Stick und Flaschenöffner. Fürs meditative „Ananda“ gab’s beruhigenden Tee, für „Video Game Champion“ pixelig-putzige Aufkleber. Für die „Hitster – Summerparty“ landete ein Fächer in der Tüte. Hinzu kamen viele Promoplättchen und Karten, allen voran natürlich die Meeps-Promo für „Mischwald“ (ich liebe sie!) und der Baby-Driver aus „Dust Race“. Auch besonders: Die Lavendelpostkarte von „Camargue“ bei Abacus.

Natürlich wurde in Essen von Dienstag (Anreisetag) bis Samstag (Abreisetag) auch wieder lecker gegessen, Burger, Bruscetta Pasta, Persisch und noch mehr Burger – Xamra und Blue waren sehr, sehr zufrieden. Außerdem gab’s vor der Neuheitenschau am Abend auch noch was Altes: „Thunderstone“ kam auf den zugegebenermaßen etwas kleinen Tisch in der Hotel-Bar.

Warum „Qu’arz“ eigentlich „Qu’arz“ heißt

Der erste für Publikum geöffente Messetag begann mit einem deftigen Stau. Ich ließ Blue im Auto zurück und lief den Rest der Strecke, um pünktlich beim noch jungen Verlag Till5am zu sein. Deren Chef Thomas Kulik setzte mich zu Julian Arzdorf, Co-Autor und Illustrator von „Qu’arz“, der mir viel über ihr Kickstarter-Projekt und darüber erzählt hat, und was es mit dem kuriosen Namen des Spiels auf sich hat.

Ein Stück weiter hab‘ ich die Brettspiel-Variante von „Dying Light“ entdeckt, das ich auf der Playstation 4 zugegebenermaßen durchgesuchtet habe. Die Präsentation war toll, inklusive detailverliebt bemalter Miniaturen und der Umsetzung des in der digitalen Variante so essenziellen Einsatzes von UV-Licht im düsteren Zelt.

Kreativ das diesjährige Angebot von Feuerland: Wer Frosthaven mit Deluxe-Zubehör kauft, bekommt gleich noch eine Sackkarre für den Transport des Schwergewichts dazu. Steht ohne Sackkarre zum Glück schon in meinem Regal.

Hüne: Spieltisch-Hersteller pflanzt Bäume

Vorbei ging’s in diesem Jahr auch bei Hüne, einem der deutschen Spieletisch-Hersteller, der im niedersächsischen Thuine sitzt. In diesem Jahr, erzählt Adrian Kuiter, ist Hüne erstmals mit eigenem Messestand auf der SPIEL 2024 vertreten, außerdem hat er 140 Tische an Verlage und Kooperationspartner vermietet. Die „Hünen“ waren also überall auf der Messe zu finden. Sie werden eingelagert und auch künftig wieder als Ausstellungstische verwendet oder als B-Ware günstiger verkauft.

„Bei uns ist der Versand und eine Spielmatte im Preis mit drin. Es gibt vier Größen und acht Dekore, auch LED bauen wir ein. Es gibt Getränkehalter, Boards und auch eine Sitztruhe, die zugleich Verstaumöglichkeit ist“, berichtet Kuiter. Das Besondere an seinen Tischen: Sie können mit einer „Lyft“ genannten elektrischen Höhenverstellung aus- oder nachgerüstet werden. „Der Lyft kann dann per App oder Fernbedingung gesteuert werden“, sagt Kuiter weiter. Seit sechs Jahren stellt Kuiter mit seinem Team Spieltische her, hat zwei Festangestellte und zwei Helfer, „wir haben uns etabliert, es läuft gut“, verrät er.

Da das Unternehmen mit Holzdekoren arbeitet, liegen seine Preise deutlich unter denen der Anbieter mit Massivholztischen. „Ich will das aber gar nicht bewerten, wir haben alle unseren Platz und unsere Kunden und das ist gut so“, betont der Hüne-Chef, der noch von einem „Seitenprojekt“ erzählt: „Wir pflanzen zweimal im Jahr Bäume – für jeden verkauften Tisch einen. Das ist in den vergangenen Jahren einiges zusammengekommen.“

Rieseneinhorn und Zauberwürfel-Sammler Florian Kastenmeier bei der SPIEL 2024

Man mag es vielleicht schon mal gemerkt haben, aber ich bin ein großes Kind und ich liebe nicht nur Würfel und Drachen, sondern auch Einhörner. Da freut’s mich, wenn es ein riesengroßes zum Knuddeln gibt. Es war das Aushängeschild für „Das Kleinhorn vom Riesenwald“ von Zoch. Wir haben kurz „Out of Socks“ bei Blue Orange angespielt – war aber irgendwie nichts für uns. Daneben haben wir gigantische Blumen getroffen.

Und Florian Kastenmeier, der mit seiner Zauberwürfel-Sammlung im Guiness-Buch der Rekorde steht und außerdem ein richtig netter Typ ist. Rubik’s Cubes gibt’s inzwischen übrigens auch kuriose, siehe folgendes Foto:

Davor haben wir uns bei Spin Master das neue „Jumanji Stampede“ angeschaut, das Spezialeffekte aus dem Film spaßig umsetzt. Und uns bei Piatnik über „Moving Day“, „Calçada“ und „Up Cake“ informiert (Rezensionen folgen).

Die wunderbare Apex-Ideenschmiede

Gleich zweimal, am Donnerstag und am Freitag, haben wir Martina Dobrindt und Andreas Dobrindt-Ostner von der Apex-Ideenschmiede getroffen, die uns so einiges über „Pfad der Elemente“ und „Dust Race“ erzählt haben (Rezensionen folgen). Habe ich schon erwähnt, wie sehr ich das fuchsschwanzbewehrte Renn-Bobbycar mit Sardinen-Duftbaum immer noch feiere? Ist übrigens als Promo das sechste Fahrzeug fürs Spiel.

Und dann wäre da noch die Begegnung mit einem sehr beweglichen Raptor, der frisch „Jurassic World“ entsprungen sein könnte – war er aber nicht. Er gehörte zum Stand von Flexiq und dem passenden Spiel „Raptor Race“ (Rezension folgt) und faszinierte und erschreckte so einige Besucher mit unerwarteten Bewegungen. Blue hatte da so ein Erlebnis (ich lache immer noch).

Blue kauft „Raptor Race“ und ärgert einen Raptor. Video: Xamra

Am Donnerstagabend haben wir Piotr Dachtera kennengelernt, der mit seinem „West Story – A Town Building Game“ am Start war und voraussichtlich im kommenden Jahr bei Kosmos ein neues Spiel veröffentlichen wird.

Einmal Kryptozoologe sein

Der Freitag hatte viel mit Schlange stehen zu tun. Dämlich, wenn man früh am Asmodee-Shop ist, aber in der falschen Schlange für den Mini-Shop für internationale Spiele steht und sich dann nochmal in die richtig lange am richtigen Shop anstellen muss. Dafür habe ich dort aber bis auf „Tesseract“ alles bekommen, was ich auf dem Wunschzettel hatte.

Unterwegs sind wir bei iDVenture vorbeigekommen, die mit „Cryptic Nature“ mitsamt zwei Erweiterungen tierische und pflanzliche Legenden zum Leben erwecken. Kryptozoologen müssen sie vor der Menschheit retten. Ich bin sehr gespannt, wie sich das spielt.

Danach ging’s zur PR-Abteilung von Kosmos, wo wir uns über die Neuheiten des Jahres informieren durften. Rezensionen von „Australias“ und „Faraway“ folgen, es könnten mehr werden.

Auf der Suche nach dem Messewürfel des Jahres, der sich hervorragend in meine Reihe der Direktschadenwürfel einreiht kam ich bei „Tsukuyumi“ vorbei, das mir Jakob ganz wunderbar erklärt hat. Das Rollenspiel, das auf dem gleichnamigen Area-Control-Strategiespiel basiert, setzt auf einfache Charaktererschaffung und vielen narrativen Elementen anstatt überbordender, kleinteiliger Regeln. Aber die Regeln, die es gibt, sollen klar definiert sein. Klingt spannend und wär‘ definitiv mit all seinen Verrücktheiten was für mich, wenn ich die passende Rollenspielgruppe hätte.

Wie immer gut: Gespräch mit ode.

Der letzte Termin in diesem Jahr war ein, wie immer, ausgesprochen nettes Gespräch über neue Spiele und Pläne für den Verlag The Game Builders mit Andreas ode. Odendahl. Es war mir wieder ein Vergnügen und ich freue mich, „Suna Valo“, „Stephens“, „Oh! Miau! Wau!“ und „Kitten – Flinke Kätzchen“ auf den Tisch zu bekommen (Rezensionen folgen).

Am Abend haben wir „Raptor Race“ in der Bar direkt getestet. Wirklich gutes Spiel! Dazu gab’s „Armonia“ und „Kitten – Flinke Kätzchen“. Ein würdiger Abschluss für einen tollen Trip zur SPIEL 2024.

SPIEL 2024: Alle vier Tage ausverkauft

Voll war’s diesmal, wahrscheinlich dank Feier- und Brückentag, an allen Tagen in den Hallen. Die Messe war zum ersten Mal komplett ausverkauft. Insgesamt haben laut Merz-Verlag 204.000 Menschen die SPIEL 2024 besucht. Besucher aus 80 Nationen entdeckten die Machwerke von 923 Ausstellern, die mehr als 1500 Neuheiten im Gepäck hatten. Die Besucherzahl lag am Ende bei 204.000 Menschen und erneut deutlich über dem Vorjahr. „Wir haben dieses Jahr zum ersten Mal mit einem Kontingent an Tickets gearbeitet, um für so viele Menschen wie möglich ein angenehmes Erlebnis auf der SPIEL zu schaffen und die Sicherheitsvorschriften zu erfüllen. Es durften nie mehr als knapp 50.000 Menschen gleichzeitig im Gelände sein“, erklärt Carol Rapp, die Geschäftsführerin des ausrichtenden Merz Verlags. „Wir haben wieder auf breite Gänge und gute Laufwege geachtet, damit es ein gutes Durchkommen in den Hallen und zu den Ständen gab.“

Einen Rekord konnte die Messe dieses Jahr bei der bespielten Fläche in den Hallen vermelden. Bereits im Juni war die Fläche für Aussteller ausverkauft und die Brettspielmesse füllte dieses Jahr 68.500 Quadratmeter in den sechs genutzten Hallen der Messe Essen. „Damit war sie erneut die größte SPIEL aller Zeiten“, heißt es beim Merz-Verlag weiter in der Abschluss-Pressemitteilung.

#BeAllYouAre

Fast enden möchte ich mit einem Satz , der schon bei der Hotelankunft auffiel, aber für die ganze Messe galt, die ein erfreulich friedvoller Ort trotz all der Lautstärke und all dem Brimborium war. Er soll auch hier als Aufruf zu Toleranz und zwischenmenschlichem Verständnis dienen:

Die nächste SPIEL findet von 23. bis 26. Oktober 2025 statt. Ich freu mich jetzt schon wieder drauf! Und verspreche, mich wieder über die ersten Essen-Schilder auf der Autobahn und im Speziellen über das lustige „Essen-Haarzopf“-Schild zu freuen. Dann weiß ich, dass ich fast wieder am Ziel bin.

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