Kooperatives Poker? Bitte was? Geht das? „The Gang“ von John Cooper und Kory Heath beweist, dass das geht. Sehr gut sogar. Passenderweise gehen wir als namengebende Ganovenbande auf Diebestour und wollen drei prallgefüllte Tresore knacken.

Der Aufbau ist schnell erledigt. Die 52 Spielkarten werden gemischt, drei Tresor- und drei Alarmkarten liegen bereit. Die Tresor-Karten mit der verschlossenen Seite und die Alarm-Karten mit der ausgeschalteten Seite nach oben. Ziel ist es, drei Tresore zu knacken, bevor drei Alarme ausgelöst sind.
Sterne-Chips je nach Spieleranzahl
Außerdem werden die Sterne-Chips im Pokerchip-Format in Weiß, Gelb, Orange und Rot vorbereitet. Für jede Farbe gibt es eine eigene Reihe. Für jeden Mitspieler wird ein Chip jeder Farbe in eine Reihe gelegt, wobei jeder hinzugefügte Chip einen Stern mehr zeigt als der vorherige. Bei vier Spielern sind es also vier Chips mit eins bis vier Sternen. Bei fünf Spielern kommt in jeder Reihe ein Chip mit fünf Sternen dazu.

Jeder Raubzug besteht aus vier Phasen und einem Showdown. Die erste Phase heißt beim Poker Pre-Flop. „The Gang“ basiert auf der Pokervariante „Texas Hold’em“. Dementsprechend erhalten alle Spieler in dieser Phase verdeckt zwei Handkarten.

Keine Kommunikation über Karten bei „The Gang“
Wichtige Regel: Die Spieler dürfen sich nicht über ihre Handkarten austauschen. Die Kommunikation über die Karten erfolgt nur darüber, welchen weißen Chip ein Spieler nimmt. Je mehr Sterne der Chip zeigt, desto sicherer ist ein Spieler, dass er gute Karten auf der Hand hat.
Schon bewerten die Spieler also ihre Karten mit einem Chip. Wer meint, die besten Karten zu haben, nimmt den mit den meisten Sternen. Ist sich ein anderer Spieler noch sicherer, kann er seinem Vorgänger diesen Chip auch wieder wegnehmen. Ohne über Karten zu reden, muss am Ende jeder einen weißen Chip vor sich liegen haben.
Flop, Turn und River
Dieses Chip-Auswahl-Procedere wiederholt sich in den folgenden drei Runden – Flop, Turn und River genannt – mit den gelben, orangen und roten Chips. Im Flop werden in der Mitte des Tischs drei Gemeinschaftskarten aufgedeckt. Bei Turn und River kommt jeweils eine Karte hinzu.

Mit zwei Handkarten und drei Gemeinschaftskarten ist das Blatt nun vollständig und eine Spielerin weiß, was sie auf der Hand hat: eine hohe Einzelkarte, ein oder zwei Paar, Drilling, Straße, Flush (unzusammenhängende Karten einer Farbe), Full House (zwei und drei Gleiche), Vierling, Straßen-Flush oder Royal-Flush (aufeinanderfolgende Karten einer Farbe, in stärkster Kombination in Reihe von der Zehn bis zum Ass).
Showdown bringt die Auswertung
In der River-Phase schätzen alle zum letzten Mal mit den entscheidenden roten Chips ein, wie gut ihr Blatt ist. Dann folgt der Showdown. Nach der Sternenanzahl auf den roten Chips beginnend bei der Eins decken nun alle ihre beiden Handkarten auf.
Geprüft wird, ob alle die Stärke ihrer Karte mit den roten Chips richtig eingeschätzt haben, also beispielsweise der Spieler mit einem Stern das schwächste Blatt hat. Das ist durch Erklärungen in den Regeln und auf den Spielhilfe-Karten gut strukturiert auszuwerten.
Ist der erste Einbruch von „The Gang“ geglückt?
Grundsätzlich sind höhere Kartenwerten Tie-Breaker. Falls zwei der Spieler beide ein Paar Buben haben, sind die sogenannte Beikarten wichtig, also die übrigen drei Karten. Hier entscheidet dann die höchste Einzelkarte, wer das bessere Blatt hat.
Stimmt alles, darf die „Gang“ eine Tresor-Karte umdrehen, der erste Einbruch ist geglückt. Gibt es einen Fehler? Hielt also jemand sein Blatt für schlechter oder besser, als es im Vergleich zu den anderen war, wird eine Alarm-Karte umgedreht. Danach beginnt der nächste Raubzug. Jeweils nach dem dritten geknackten Tresor oder dem dritten ausgelösten Alarm ist das Spiel gewonnen oder verloren.
Herausforderungen erschweren den Diebeszug
Für eine erfahrene „Gang“ gibt es auch noch Challenge- und Spezialisten-Karten, die die Tresor-Knack-Aktion noch anspruchsvoller machen. Sie kommen nach dem ersten Überfall ins Spiel. War der erfolgreich, wird eine Herausforderung aufgedeckt, die den nächsten Überfall erschwert. Bei einem Fehlschlag ergänzt dagegen in der nächsten Runde ein Spezialist das Team, der die Aufgabe ein wenig leichter macht.

Die Herausforderungen sind teils recht knackig und nur mit Glück zu schaffen. Beispielsweise sollen beim Fingerabdruckscan alle anderen die Karten von dem einschätzen, der glaubt das beste Blatt zu haben. Sie müssen konkret sagen, welchen Rang von „Höchste Einzelkarte“ bis „Royal-Flush“ er hat. Das ist auch mit den drei aufgedeckten Gemeinschaftskarten nicht einfach. Geräuschsensoren und Lüftungsschacht verhindern teilweise, dass bereits genommene Chips nochmal den Besitzer wechseln dürfen. Bei anderen Karten fällt die erste oder dritte Runde des Chips-Nehmens weg.
Spezialisten und Schwierigkeitsstufen
Spezialisten lassen Spieler anderen Spielern eine Karte zeigen oder weitergeben, den Rang des aktuellen Blatts verraten und vieles mehr, was Informationen zu den Karten der anderen liefert.

Drei Modi – Fortgeschritten, Profi und Meisterdieb – können sich die Gangmitglieder daraus gestalten, die immer schwerer zu meistern sind. Für Fortgeschrittene kommen beide Kartenarten ins Spiel. Für Profis ist eine Challenge-Karte zusätzlich für den ganzen Überfall aktiv und die Karte „Schnelleinstieg“ fliegt raus.
Casino-taugliche Optik von „The Gang“
Letzteres gilt auch für Meisterdiebe. Die haben es zusätzlich dauerhaft schon beim ersten Überfall mit zwei Herausforderungen zu tun. Außerdem verlieren sie schon nach zwei statt drei ausgelösten Alarmen. Da muss die „Gang“ schon sehr gut aufeinander abgestimmt sein, um dann noch erfolgreich zu sein.
„The Gang“ kommt in Casino-tauglicher rot-gold-schwarzen, funkelnder Box daher. Die Chips sind wertig und angenehm schwer. Leicht zu übersehen, weil man einfach schon so viele normale Spielkarten gesehen hat, sind Bube, Dame und König, die in allen Farben mit unterschiedlichen Gimmicks daher kommen, die „Ocean’s Elven“ auch gebraucht hätten, um das Casino um ein paar Millionen zu erleichtern – von USB-Sticks über Bohrer, Tastatur, Sonnenbrille, Fluchtwagen und Laptop bis hin zum Bolzenschneider.
Spannende Dynamik am Tisch
Das Spiel ist für Pokeranfänger genauso wie für erfahrenere Freunde kooperativer Zock-Unterhaltung bestens geeignet und entwickelt eine spannende Dynamik, wenn am Tisch auch mal Personen sitzen, die sich nicht so gut kennen oder vor allem einschätzen können. Außerdem wird der Sieg schwerer, je mehr Menschen mitspielen. Schönes Material trifft prima Spielidee – „The Gang“ zeigt wirklich, dass Poker auch mal kooperativ geht.
Fun Fact am Rande: Der Anleitung zufolge haben die Autoren mit Freuden noch weitere Spiele entwickelt – ich zitiere – „von denen ihr bestimmt noch nie gehört habt“. Stimmt nicht. Zumindest „Blockers!“ kennen wir, was die verlinkte Rezension beweist.
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