Wir reisen zurück in die 1990er-Jahre, wo kleine Rabauken fröhlich ihrem liebsten Hobby frönten: sich an 16-Bit-Videospielen die Daumen wund daddeln. Bei „Video Game Champion“ wollen wir uns den namengebenden Titel beschaffen und der König oder die Königin des Pausenhofs sein. Davor haben die Spieleautoren im Kennerspiel einige Arbeit gestellt – von zu bestechenden Großeltern bis hin zu lästigen Hausaufgaben.

Vielerlei Auslagen müssen die zukünftigen Videospiel-Helden aufbauen. Da ist das Aktionsraster, dessen Größe sich an der Anzahl der Spieler orientiert. Es besteht aus einem quadratischen Raster mit Controllerplättchen. An dessen Rand liegen oben und links Aktionsplättchen. Angrenzend findet sich der Videospiel-Verleih, in dem offene und verdeckte Videospiel-Karten liegen. Auf den verdeckten liegen Kristalle, die mit Dollars zusammen die Währung des Spiels bilden.
Zeitungskiosk und Videospiele-Laden
Daneben wiederum haben wir den Zeitungskiosk und den Videospiele-Laden. In beiden Reihen sind neben dem Nachziehstapel je drei Karten mit Zeitschriften beziehungsweise Videospielen aufgedeckt.
Und dann gibt es noch den Pausenhof, in dem Ansehen-Karten ausliegen, die die Spieler für Siegpunkte erfüllen sollen. Das ist allerdings längst nicht der einzige Weg, um an die siegbringenden Zähler zu kommen. Dazu kommen wir aber später.
Jeder startet mit einem Spiel in „Video Game Champion“
Erst mal erhält jeder noch seine Startausrüstung: Ein Passwort-Tableau, eine Startvideospiel-Karte, Controllerplättchen, drei Spielfiguren, 16 Erfahrungs- und zwei Reihenfolgemarker.

Das Letztgenannte zuerst: Über zwei Reihen von Reihenfolgemarkern auf dem entsprechenden Plättchen wird in jeder Runde neu festgelegt, wer wann dran ist.
Fünf Runden bis zur Königin des Pausenhofs
Der Aufbau fühlt sich schon ein bisschen nach Matheaufgabe trifft Lateinübersetzung an. Ist er aber geschafft, kann es losgehen. Wir spielen fünf Runden, die jeweils für eine Woche stehen, in der wir unsere Videospiel-Fähigkeiten unter Beweis stellen müssen, um zum Champion des Pausenhofs zu werden.

Jede Woche hat vier Phasen. Die erste überspringen wir, sie kommt in Woche zwei zum Einsatz. Phase zwei sind drei Aktionszüge. Das ist ungünstig benannt. Denn Aktionszüge bestehen aus fünf, nennen wir es aus Verwechslungsgründen Tätigkeiten, die jeder Spieler nacheinander in Beachtung der Reihenfolgemarker jeweils komplett dreimal ausführt. Und eine davon wiederum ist, eine Aktion zu wählen. Das verwirrt zunächst und erschwert den Einstieg in die erste Partie. Aber weiter geht’s!
Controllerplättchen nehmen, Aktion wählen
Zuerst nimmt die Spielerin ein Controllerplättchen aus dem Aktionsraster genommen. Die sind gelb, grün, blau, lila und rot und mit Zahlen von null bis neun versehen. Der Ort, an dem das Plättchen im Raster lag, entscheidet über die folgende Aktion. Möglich ist jeweils das Aktionsplättchen, das am Ende der Spalte oder der Reihe liegt, aus der das Controllerplättchen genommen wurde.
Aktionen können zusätzliche Contollerplättchen bringen oder ein Versprechen. All das ist thematisch nett eingebettet. Wer Eltern um Geld oder Großeltern um ein geschenktes Spiel anbettelt, muss dafür etwas versprechen. Wer Hausaufgaben macht oder die Großeltern besucht, löst diese Versprechen wieder ein, man darf nämlich nicht zu viele davon sammeln.

Versprechen blockieren Platz bei „Video Game Champion“
Wer früh aufsteht, rückt in der Zugreihenfolge nach vorn. Und schließlich können wir auch noch im Zeitungskiosks hilfreiche Spielehefte kaufen oder uns beim Verleih ein Videospiel ausleihen.
Aktion erledigt? Dann muss die Zockerin als nächste „Tätigkeit“ prüfen, ob sie zu viele Controller- oder Versprechenplättchen hat. Die Summe beider Arten darf acht nicht überschreiten. Sind es mehr, muss sie Controllerplättchen abgeben. Denn die lästigen, Platz blockierende Versprechen wird sie nur über die oben genannten Aktionen wieder los.
Controller zum Glühen bringen

Und dann! Dann ist es endlich so weit. Die Spielerin bringt ihren Controller zum Glühen – Tätigkeit Nummer vier. Sie kann ihr Startvideospiel spielen oder eines, das sie ausgeliehen oder geschenkt bekommen hat. Die Ausgeliehenen bleiben immer im Verleih liegen und werden „nur“ mit einer Figur markiert. Da können auch andere Spieler mitmischen. Das Startspiel und Geschenke kommen in die eigene Auslage, die spielt die Zockerin nur noch selbst.
Für alle Spiele gilt: Man braucht die passenden Controllerplättchen dafür. Die nötig Kombination ist unten auf der Karte des Spiels zu sehen. Das können aufsteigende Zahlreihen mit bestimmter oder beliebiger Farbe oder Plättchen gleicher Farbe oder gleicher Zahl, auch in Form von Paaren oder Full House sein.
Spiele mit Genre und Schwierigkeitsstufe
Dazu hat jedes Spiel ein Genre (Jump’n‘ Run, Kampf, Ballerspiel, Rollenspiel, Sport, Sonstiges), eine Schwierigkeit von leicht über normal bis schwer und Siegpunkte, die es fürs Durchspielen gibt. Um das Spiel zu spielen, muss ein Spieler die entsprechenden Controllerplättchen abgeben.
Einfache Spiele sind mit zwei Plättchen schnell geschafft. Bei normalen und schweren Spielen mit drei, vier oder fünf Plättchen haben die Spielenden auch die Chance, in Etappen zu spielen. Dann muss die Controllerplättchen-Kombination nur bis zum Play-Symbol erfüllt werden. Ein Erfahrungsmarker wandert dann aufs Spiel. In einem zweiten Durchlauf dient der Erfahrungsmarker als Joker, es ist also ein Controllerplättchen weniger nötig, bis das Spielziel erreicht ist.
Am liebsten Spiele durchspielen bei „Video Game Champion“
Der Vorteil beim Durchspielen im ersten Anlauf: Es gibt ein zusätzliches Controllerplättchen, das aus einer weiteren kleinen Auslage am Rand der vielen Auslagen genommen werden darf und plötzlich Adreanlinplättchen heißt.
Fertig gezockt? Als fünfte Tätigkeit beendet die Spielerin ihre Zugreihe und der nächste ist dran. Haben alle Spielenden ihre drei Zugreihen absolviert, überprüfen sie gemeinsam, ob sich durch die Frühaufsteher-Aktion die Reihenfolge geändert hat, und aktualisieren sie, wenn nötig.
Wichtiges Zocken am Wochenende
Und schließlich erreichen wir das Wochenende. Nun kann jeder Spieler noch ein Videospiel ausleihen und ebenfalls gleich spielen.
Auch das ist in der Anleitung nicht optimal beschrieben. Vom Wochenende geht es zur Aktion, von der Aktion zurück zu den Aktionszügen und erst von da an den Ort, wo wirklich gespielt wird. Das ist gerade im Einstieg verwirrend bis anstrengend. Dabei ist der Zug wichtig, da es für die Spielenden, die die Aktion im Raster nicht machen konnten oder wollten, die einzige Chance ist, in dieser Woche überhaupt Spiele zu spielen.
Comics und Spiele kaufen ist teuer
Ist das Wochenende um, startet die neue Woche diesmal mit Phase eins, dem Aufräumen. Ausgeliehene Spiele müssen zurückgegeben werden, was sprachlich unglücklich ist. Denn ich gebe nichts zurück, sondern nehme im Gegenteil meine darauf platzierte Spielfigur wieder an mich. Das Aktionsraster wird mit neuen Plättchen gefüllt. Außerdem werden weitere Karten im Verleih aufgedeckt und die Karten im Kiosk und Laden komplett erneuert. Auf alle neu ausgelegten Spielhefte und Spiele kommt ein Kristall.
Was es mit Heften und Kristallen auf sich hat? Spielehefte vom Zeitungskiosk sind jeweils zwei Genre zugeordnet und können ein Controllerplättchen beim An- oder Durchspielen der Spiele dieses Genres ersetzen. Wenn man es denn mal geschafft hat, welche zu kaufen. Denn die Hefte sind, genau wie die Spiele im Laden, teuer.
Kristalle landen auf Passwort-Tableau
Wer Heft oder Spiel mit Kristall kauft oder als erstes ausleiht, bekommt auch den Kristall. Der landet auf dem Passwort-Tableau. Dort können mit den passenden Kristallen gefüllte Spalten oder Reihen Boni bringen.
So! Das machen wir jetzt fünf Wochen lang. Danach steht der „Video Game Champion“ fest. Punkte gibt es ab dem sechsten angespielten Spiel, je mehr angespielt wurden, desto mehr Punkte. Wer die meisten angespielt oder die meisten Kristalle auf dem Passwort-Tableau hat, erhält weitere Zähler. Jedes durchgespielte Spiel punktet auch.
Eher zäher Spielverlauf bei „Video Game Champion“
Und dann kommen noch Punkte von den Ansehenkarten auf dem Pausenhof dazu. Je nach Spielerzahl sind es fünf bis neun. Eine Zockerin, die die Anforderung einer Karte erfüllt, nimmt die Karte und damit die Punkte. Anforderungen sind unterschiedlich. Gleiche oder unterschiedliche Genres an- oder durchspielen, Kristalle oder Versprechen sammeln und so weiter.
Am Ende steht die Königin oder der König des Pausenhofs fest. Leider steht davor sehr viel des immer Gleichen. Die fünf Wochen spielen sich eher zäh, es gibt kaum eine Entwicklung, kaum ein Aufbau. In den ersten Zügen geht es nur ums Controller-Plättchen-Bekommen, wer zu spät kommt, kommt nicht weiter. Auch in den folgenden Wochen gleichen sich die Züge sehr.
Toll illustriert, Schwächen in Anleitung
Was schade ist, weil „Video Game Champion“ optisch sehr ansprechend ist. Das Material ist von einem großen Team toll illustriert. Aber mit Schwächen in der Anleitung und langwierigem Spielverlauf konnte es die Testrunde nicht überzeugen. Zu viele Wiederholungen des immer Gleichen trübten die Freude der Zockbegeisterten.
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