Dust Race: Durchgeknalltes Autorennen mit Karten

„Dust Race“ kommt in einer unscheinbaren kleinen Schachtel daher. Aber wir übernehmen keine Garantie für zerbrochene Freundschaften, geworfene Gegenstände und sonstige Schäden, die beim Hochgenuss dieses ausgesprochen unterhaltsamen, halsbrecherischen Kartenspiel-Autorennens entstehen. Denn „Dust Race“ ist wie eine Mischung aus „Mad Max“ und „The Fast & the Furious“ auf Speed in den Farben von „Cyberpunk“. Die Apex-Ideenschmiede hat uns einiges darüber verraten.

  • Autor: Apex-Ideenschmiede (Andreas Dobrindt-Ostner, Martina Dobrindt, Dominik Jana)
  • Illustration: Sandra Franck
  • Spielerzahl: zwei bis sechs
  • Alter: ab zehn Jahren
  • Dauer: 30 Minuten
  • Lustige Startspielerbestimmung: keine
  • Verlag: MM-Spiele

„Dust Race“ ist ein munteres Hauen und Stechen, das lustiger wird, je mehr Spielerinnen sich gegenseitig mariocartmäßig von der Piste kegeln wollen. Oder um es mit den einführenden Worten der Anleitung zu sagen: „Frisiert eure Mühle, schmiert das Streckenpersonal und umgeht die Schikanen auf geheimen Abkürzungen, damit die anderen Staub fressen!“ Aber gerne doch!

Der Konkurrenz auf den Keks gehen

Wir prügeln uns mit Fahrer oder Fahrerin, Gefährt und Zusatzbauteilen über die Strecke. Wer zu langsam ist, fällt hinten runter. Da werden Plätze mit irrsinnigen Aktionen getauscht und Wege blockiert. Es wird an der Strecke rumgepfuscht und der Konkurrenz aber mal so richtig auf den Keks gegangen. Das alles funktioniert mit Karten und unseren kleinen Pappaufstellern für die Fahrzeuge ganz hervorragend und sorgt für einen Heidenspaß am Spieletisch, ausuferndes Gefluche und boxengassentaugliche Beschimpfungen inklusive.

„Zu zweit ist es gut, zu sechst ist es mega“, erzählt Martina Dobrindt von der Apex-Ideenschmiede bei der SPIEL 2024 am Stand von MM Spiele, wo „Dust Race“ erschienen ist. Die Ideenschmiede ist ein flexibles Entwicklerteam, das sich anspruchsvollen Brettspielen sowie Pen-&-Paper-Rollenspielen widmet. Dobrindt, Andreas Dobrindt-Ostner und Dominik Jana haben die Ideenschmiede 2019 gegründet und seitdem fleißig Spiele entwickelt. „Dust Race“ ist eines von dreien, das neben dem Plättchenpuzzle „Pfad der Elemente“ und „Die Schriftrolle der Geheimnisse“, einer Fantasyreise in Form eines kooperativen Wimmebild-Rätsel-Spiels, bereits erhältlich ist.

„Dust Race“ ist kindertauglich oder sehr kompetitiv spielbar

Wie auch „Pfad der Elemente“ ist „Dust Race“ an die Spielegruppe anpassbar. „Man kann das kindertauglich spielen, aber eben auch richtig kompetitiv“, betont Martina Dobrindt. Andreas Dobrindt-Ostner ergänzt lachend: „Es kann ein fluffiges Spiel sein. Aber mit den richtigen Leuten am Tisch sind wir nahe an einer offenen Spieleschlacht.“ Dabei ist bei ausgesprochen lustig-selbstironischen Illustrationen und Kartentexten schnell klar: „Das Spiel soll und will sich nicht ernst nehmen“, wie Andreas Dobrindt-Ostner versichert.

Dementsprechend finden wir Dinge wie einen Sardinen-Duftbaum, Synth-Fuchsschwanz oder einen unmotivierten Navigationsdroiden unter den Karten, die Sandra Franck in knalligen Farben auf dunklem Grund in einer Cyberpunk-Comic-Style extrem gut zur Thematik passend illustriert hat. Wobei sie selbst am Stand in Essen lachend mit einem Seitenhieb auf den Co-Autor, mit dem sie sich sichtlich gut versteht, ergänzt: „Andreas ist der Urheber der ganzen schlechten Ideen. Ich wurde gezwungen!“

Teams aus Fahrerin und Fahrzeug

Wie sich „Dust Race“ nun spielt? Bitte schön: Zuerst mal bauen wir uns unsere Ausrüstung zusammen. Dafür wählen wir je eine Fahrerin oder einen Fahrer und ein Fahrzeug, das sind unsere Teams. Danach sucht sich jeder zwei Gadgetkarten aus, die unterm Team liegen, sodass alles zusammen ein Zwei-mal-zwei-Raster bildet. Jeder bekommt noch drei Manöverkarten. Wir wären dann soweit.

Und die Strecke? Bauen wir jetzt! Vorbereiten müssen wir noch die Stichampel, daneben liegt die Boxengasse, auf der wiederum die Abkürzungen. Auch die Strecke besteht aus Karten, es gibt eine Start- und eine Zielkarte. Der Start ist neben der Boxengasse zu finden. Sechs weitere Streckenabschnitte werden gemischt und verdeckt auf der Zielkarte platziert. Wir wissen also noch nicht, wie die Strecke aussieht, die uns ans Ziel führt. Bereit liegen noch zwei Sorten von Schikanen, ein Stapel mit einem Quadrat und einer mit einem Kreis markiert. Von der Quadratversion zieht jeder eine Karte. Und nun? Drei! Zwei! Eins! Fuß aufs Gaspedal und Staaaaaaaaaart!

Stiche machen in der Manöver-Phase

Zu Beginn jeder Runde tragen die Piloten eine Manöver-Phase aus. Das ist ein ganz klein bisschen stichspielverdächtig, ich kann aber damit leben, also könnt ihr es bestimmt auch. Jeder spielt eine seiner Manöverkarten, die ein grünes Quadrat, einen orangefarbenen Kreis und ein blaues Dreieck in unterschiedlichen Positionen zeigen. Wichtig ist, welches Manöver oben steht und mit einem Pfeil gekennzeichnet ist und welches im Uhrzeigersinn als nächstes folgt. Denn letzteres ist das, das vom oben stehenden geschlagen wird. Ist das blaue Dreieck oben, schlägt dieses Manöver alle ausliegenden grünen Quadrate. Die grünen Quadrate schlagen gleichzeitig alle orangefarbenen Kreise und die wiederum alle blauen Quadrate. Das ist erst mal ein wenig verwirrend, aber grob zusammengefasst: Alle Stiche zählen und werden addiert.

Ein Beispiel zur Verdeutlichung, es ist das dritte Bild der folgenden Galerie: Vier Spielerinnen haben ihre Manöver gespielt, je einmal sind das Dreieck und der Kreis oben, zweimal das Quadrat. Das bedeutet, dass das Quadrat zwei Stiche macht, weil es die beiden Quadrate übertrumpft. Die beiden anderen machen jeweils nur einen Stich. Diese Werte ziehen Marker jeweils auf der Stichampel vor und schon sind wir in der Bewegungsphase.

Führendes Fahrzeug rast zuerst weiter bei „Dust Race“

Wer am weitesten vorne steht, bewegt sich zuerst. Jede Karte einer Fahrerin und eines Fahrzeugs hat einen Grundwert, der zusammen ergibt, wie gut das Team auf Geraden, Kurven und beim Abbiegen vorwärts kommt. Das sind die drei unterschiedlichen Streckenabschnitte, die in den Streckenkarten vorkommen können. Addiert werden die Grundwerte zu den gewonnenen Stichen aus der Manöverphase.

Danach wird die Spielfigur des eigenen Gefährts auf den Feldern der Streckenkarten gerückt, wobei das noch von Abkürzungen, Schikanen und Gadgets verändert werden kann, dazu kommen wir gleich. Wer seinen Zug beendet hat, dreht seinen Start-Marker auf die „Loading“-Seite. So wird klar gemacht, wann alle an der Reihe waren, weil es keine klassische Reihenfolge gibt. Stehen übrigens mehrere Fahrzeuge auf dem gleichen Feld, wird über Prioritäten, Geschwindigkeit, Stichanzahl oder Schere-Stein-Papier geregelt, wer zuerst rücken darf. Ja, find ich lustig!

Kopf-an-Kopf oder gar Gedrängel?

Es kann weitere spezielle Positionen geben, dank derer Aktionen durch Sonderfähigkeiten von Fahrer, Fahrzeug oder Gadget fällig werden: Steht ein Team auf dem Feld hinter einem anderen, ist es in dessen Windschatten. Beim Kopf-an-Kopf sind zwei Teams auf dem gleichen Feld.

Landet ein dritter Fahrer auf einem Feld, gibt es ein Gedrängel. Sonderfähigkeiten von Fahrzeug oder Fahrerin können ein Gedrängel auflösen. Das endet meist unangenehm für mindestens einen Beteiligten.

Wer zu weit hinten fährt, fliegt raus

Sobald ein Team das erste Feld des letzten ausliegenden Streckenabschnitts betritt, wird der nächste Streckenabschnitt angelegt. Sobald mehr als drei davon ausliegen, wird am Ende einer Runde der letzte Abschnitt entfernt – wer so weit hinten rumdümpelt, fliegt aus dem Spiel. Es hat schließlich keiner gesagt, „Dust Race“ sei nett.

Wer auf seinem Weg über die Schikanensymbole auf der Strecke zieht, nimmt sich eine entsprechende Karte. Schikanen mit Kreis werden sofort ausgespielt, die mit Quadrat nimmt man auf die Hand und spielt sie je nach Regel am liebsten wenn möglich dann aus, wenn sie den Gegnern am meisten auf den Nerv gehen.

Schikanen für Strecke oder Team

Strecken-Schikanen verändern die Strecke selbst, machen also aus einem kurvigen beispielsweise einen geraden Abschnitt, bringen Abkürzungen ins Spiel, sorgen für eine Safety-Car-Phase oder erzwingen einen Boxenstopp für das führende Team. Team-Schikanen dagegen beeinflussen logischerweise Teams, allerdings alle, die sich noch auf diesem Streckenabschnitt befinden, wenn’s blöd läuft also einschließlich des Auslösenden der Schikane.

BÄM!-Schikanen gibt ein Team an ein anderes, was im Normalfall für Ärger sorgt – wenn man das BÄM! nicht mit einem Abwehr-BÄM! kontern kann. Manche Karten haben einen kreisförmigen Pfeil, das bedeutet, sie müssen erst aufgeladen werden und gelten dann aber der nächsten Runde. Override bedeutet, dass diese Schikane alle anderen ausliegenden Schikanen überschreibt und damit wertlos macht, solange die Schikane mit Override gilt.

Vom Kuppeln und Schalten in „Dust Race“

Fähigkeiten von Fahrern und Fahrzeugen sind nur einmal pro Runde einsetzbar und müssen als benutzt markiert („gekuppelt“) und dann wieder aktiviert („geschaltet“) werden. Gleiches gilt für Gadgets, die aber extra mit Bewegungspunkten in der Bewegungsphasen wieder aktiviert werden müssen. Fuß vom Gas also dafür, dass man seine Glückswürfel oder den Sardinenduftbaum wieder nutzen darf.

Das kann aber dennoch Sinn ergeben, weil die Gadgtes mächtige Helferlein sind. Dank des weggetretenen Beifahrers, Lazy Susan genannt (nein, sie dreht sich nicht!), lässt das Team den Effekt Brückeneinbruch ignorieren. Der übereifrige Reiseführer dagegen bringt eine Abkürzung auf das Feld vor dem sich das Team gerade befindet – heißt: Zusatzbewegung im nächsten Zug, wenn nichts schief geht.

Streckenphase zum Aufräumen

Zu guter Letzt haben wir noch eine Streckenphase zum Rundenende, in der wir allerlei mit Papierkorbsymbol abwerfen und Gekuppeltes wieder Schalten und nutzbar machen, bevor es in die nächste Manöverphase geht. Außerdem drehen wir alle Start-Marker wieder von der „Loading“- auf die „Start“-Seite.

Ach ja: Was wäre ein durchgeknalltes Rennspiel, wenn es nicht auch noch einen Geisterfahrer gäbe? Genau! Irgendwie unvollständig. Also: Wenn die Runde nicht in Vollbesetzung spielt, kann der Geisterfahrer zum Einsatz kommen, bei zwei Spielerinnen ist er Pflicht, um für mehr Unberechenbarkeit in den Stichen zu sorgen. Er hat auch ein Team aus Fahrer und Fahrzeug, Manöver- und Gadgetkarten und wird randomisiert gespielt.

Leicht irres Rennspiel: „Dust Race“

Nach all dem ist klar, wo der Reiz bei „Dust Race“ liegt: Den anderen die Fahrt vermasseln und sich selbst, zur Not mit der Saugnapfharpune ganz nach oben aufs Siegerpodest hieven. Großer Spaß fast nur mit Karten, tollen Illustrationen und einem gut durchdachten, leicht irren Rennspiel.

Wer es weniger, sagen wir mal, angriffslustig will, kann die Easy-Rider-Variante mit Extraleben und Sonderregeln spielen, da dürften auch „kleine Bleifüße“ ihren Spaß haben. Mit Promo gibt es auch noch ein siebtes Fahrzeug, „Baby Driver’s Dream“, das in dekorierter Form auch am Messestand zu bewundern war.

Suche nach Easter Eggs eröffnet

Dass dann auch noch kreative Easter Eggs im Spiel versteckt sind, überrascht einen bei so viel „Drin im Spiel“ schon gar nicht mehr. Kleiner Hinweis: Nehmt euch zwei der Fahrerinnen und vertauscht Vor- und Nachnamen. Wichtige Frauen waren das! Habt ihr sonst noch Easter Eggs gefunden? Schreibt es in die Kommentare!

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