Pfad der Elemente: Von Geistern und Gaben

Den „Pfad der Elemente“ hatten Martina Dobrindt und Andreas Dobrindt-Ostner von der Apex Ideenschmiede auf der SPIEL 2024 in Essen im Gepäck. Erschienen ist das Plättchenpuzzle beim Magellan-Verlag. Es ist ein Familienspiel, bei dem sich die Spielerinnen zunächst per Hidden Draft ihre Pfadfeldern zusammenstellen, diese zu einer Auslage aneinanderfügen und sich danach gegenseitig im Memory Elementargeister wegschnappen.

  • Autor: Martina Dobrindt & Andreas Dobrindt-Ostner, Dominik Jana (Apex-Ideenschmiede)
  • Illustration: Yujie Huang
  • Spielerzahl: zwei bis vier
  • Alter: ab sechs Jahren
  • Dauer: 20 bis 40 Minuten
  • Lustige Startspielerbestimmung: wer zuletzt einen langen Spaziergang gemacht hat
  • Verlag: Magellan

Ein Dreivierteljahr lang wurde in der Apex-Ideenschmiede am „Pfad der Elemente“ getüftelt, wie Martina Dobrindt mir am Magellan-Stand in Essen verraten hat. Die Ideenschmiede ist ein flexibles Entwicklerteam aus fünf Spieleautoren, das sich anspruchsvollen Brettspielen sowie Pen-&-Paper-Rollenspielen widmet. Dobrindt, Andreas Dobrindt-Ostner und Dominik Jana haben die Ideenschmiede 2019 gegründet. Das Trio zeichnet auch für das nun in Essen präsentierte Spiel verantwortlich.

Drei weitere Spiele der Apex-Ideenschmiede

Bereits drei Spiele hat die Ideenschmiede veröffentlicht, neben „Pfad der Elemente“ sind es das durchgeknallte Karten-Autorennen „Dust Race“ und „Die Schriftrolle der Geheimnisse“, eine Fantasyreise in Form eines kooperativen Wimmelbild-Rätsel-Spiels.

„Das Schöne am ,Pfad der Elemente‘ ist, dass es im Schwierigkeitsgrad skalierbar ist. Im Basisspiel haben auch Kinder schon ihren Spaß, für Erwachsene gibt es dann komplexere Legemuster“, berichtet Dobrindt.

Aus Sterndeutung wurden Elementfamilien

Dabei hatte die Ideenschmiede eigentlich ein ganz anderes Setting für ihre Spielidee geplant: Sterndeutung. „Aber der Verlag wollte ein familientauglicheres Thema. So kamen wir auf vier Elemente, die perfekt zur Spielmechanik gepasst haben“, erzählt Dobrindt weiter aus der Entstehungsphase des Spiels. „Wir sind sehr stolz darauf, was daraus entstanden ist, auch, weil Illustrator Yujie Huang alles gegeben hat. Wir finden, es ist einfach wunderbar geworden“, freut sich Dobrindt.

Zu recht. Denn „Pfad der Elemente“ ist ein schönes, tüfteliges Spiel, das auch noch ein gutes Gedächtnis fordert. Die üblichen Verdächtigen unter den vier Elementen sind auch hier am Start: Feuer, Erde, Luft und Wasser. Hinzu kommt die Maske, aber dazu später mehr.

„Pfad der Elemente“: Wer führt die Familien im neuen Jahr an?

Wir schlüpfen in die Rolle von Familien, die einmal im Jahr, wenn die Sterne am hellsten leuchten, die Gunst der Elemente durch die passenden Pfade und Geister erlangen wollen. Wer am Ende siegt, wird die Familien im neuen Jahr anführen.

Jedem Clan ist ein Element zugeordnet, dafür erhält jeder Spieler ein entsprechendes doppelseitiges Tableau. Außerdem stehen einem Oberhaupt auch zehn „Gaben an die Geister“-Marker zur Verfügung, die während des Spiels vielseitig eingesetzt werden, aber auch dazu kommen wir nachher.

Hidden Draft für Pfadfelder

Die Familien unterscheiden sich in den sechseckigen Pfadfeldern, die sie zum Start erhalten. Außerdem landen jeweils andere Kombinationen von Feldern in einem verdeckten Stapel. Dieser Stapel wird gemischt und nach Anzahl der Spielerinnen aufgeteilt. Im Hidden Draft wird nun reihum immer ein Pfadfeld gewählt und der Rest an den Nachbarn weitergegeben, bis alle Pfadfelder verteilt sind. Nun beginnt das Auslagenpuzzle, das jeder mit seinen zwölf Pfadplättchen, die eher die Größe von Platten haben, baut. Hier sind schon die ersten Punkte zu verdienen.

Je zwei Zähler gibt es, wenn zwei Luftplättchen nebeneinander liegen und keine weitere Luft drumherum zu finden ist oder wenn drei Feuerplättchen ein Dreieck bilden. Einen Punkt sammelt die Erde ein, die nur von anderen Elementen umgeben ist. Und – wen wundert’s – Wasser sehnt sich nach mindestens drei Plättchen, aufgereiht wie ein sich durch die Auslage schlängelnder Fluss, das bringt drei und je weiteres Feld einen Zähler.

Elementargeist-Memoy mit Ärgern der Gegner

Es folgt der Memory-Teil des Spiels. Die Elementargeister in Form von quadratischen, kleinen Plättchen, die in einem quadratischen Raster ausgelegt werden. Reihum deckt ein Familienoberhaupt zwei Plättchen auf. Passt das aufdeckte Duo nicht zueinander, kann für eine Gabe an die Geister ein drittes Plättchen umgedreht werden.

Stimmen die Motive aber überein, darf man ein Plättchen hübsch passend auf ein eigenes Pfadplättchen legen, das andere landet so unpassend und störend wie möglich in der Auslage eines Kontrahenten. Die Maske bringt im Basisspiel keine Punkte, kann aber den Gegner ärgern helfen.

Gute oder fiese Fähigkeiten der Geister

Beim Legen eines Geists darf seine Fähigkeit zur Anwendung kommen: Mit der Maske oder der Erde vertauschen wir zwei Geister auf angrenzenden Feldern – auf dem eigenen oder auf einem fremden Tabelau. Mit Feuer oder Wasser bewegen wir einen eigenen oder einen fremden Geist um ein Feld. Mit Luft decken wir einen fremden Elementargeist wieder auf, was mit den folgenden Gaben der Geister zu tun hat.

Diese kann ein Spieler vor oder nach dem Aufdecken der Elementargeister nutzen kann, wobei das einen oder zwei Marker kostet. Wir können einen eigenen Geist auf die Rückseite drehen, dadurch ist er vor anderen Spielern geschützt, oder einen fremden Geist wieder auf die Vorderseite drehen, damit man wieder mit ihm herumpfuschen kann. Außerdem ist es auch hier möglich, auf dem eigenen oder gegnerischen Tableau je einen Geist um ein Feld zu bewegen oder zwei Geister auf angrenzenden Feldern miteinander zu vertauschen.

Eigenes Element bevorzugt

Das alles ist soll am Ende Punkte bringen. Landet ein Elementargeist auf dem passenden Pfadfeld, ist das einen Punkt wert. Hat sich der Clanchef zudem entschieden, eine Gabe an die Geister darauf zu legen, verdoppelt sich die Punktzahl. Gleiches geschieht, wenn die Pfadfeld-Elementargeist-Kombination dem eigenen Element auf dem Spielertableau entspricht. Die Bonuspunkte potenzieren sich, heißt: Die Feuerfamilie legt einen Feuer-Elementargeist auf ein Feuer-Pfadfeld bedeutet vier Punkte auf einmal.

Ist der letzte Elementargeist gelegt, folgt die Gabenphase, in der alle Spieler nacheinander noch ihre restlichen Gaben an die Geister nutzen dürfen. Danach wertet jeder zunächst seine Pfadfelder und danach seine Elementargeister.

Gute Omen als Herausforderung bei „Pfad der Elemente“

Wem das noch nicht puzzelig genug ist, der nimmt die Guten Omen mit ins Spiel, die der Maske eine zusätzliche Jokerfunktion geben. Die Guten Omen sind Karten, von denen jede Familienchefin zwei bekommt – entweder ausgewählt oder verdeckt gezogen. Für jede Familie steht ein identischer Stapel Omen zur Verfügung. Die Karten zeigen je eine Kombination von Elementargeist- und Pfadfeld-Konstellation.

Mal sollen beispielsweise drei Elementare in einem Dreieck oder zwei nebeneinander angeordnet sein, wobei die Pfadfelder darunter egal sind, mal soll auf einem Pfadfelder ein bestimmter Geist liegen. Ein bis vier Punkte sind so je erfüllter Konstellation zu bekommen, das geht pro Omen auch mehrfach.

Gut an Anzahl der Spieler anpassbar

„Pfad der Elemente“ ist über die Menge der Pfadfelder und Elementargeister gut an die Anzahl der Spieler anpassbar, gewinnt aber bei mehr als drei Spielern deutlich, weil das Memoryraster größer und die Interaktion mit den Geistern variabler ist. Der Mix aus Hidden Draft, Puzzle, Memory und Auslage mit Geistern verbessern inklusive gleichzeitigem Ärgern der anderen ist gelungen, greift gut ineinander und spielt sich flüssig und abwechslungsreich.

Die Spielertableaus sind für die jeweiligen Phasen übersichtlich gestaltet. Auch das Artwork von Yujie Huang gefällt, sind in den Elementargeistplättchen doch Tiere im Wortsinne in ihrem Element verbogen.

Kleines Manko: Zu mächtige Gabenphase am Ende

Die Variante mit den Guten Omen bringt zusätzliche kombinatorische Probleme mit sich und verkompliziert das Spiel, ohne zu viel von den Spielern zu verlangen. All das macht „Pfad der Elemente“ zu einem fast durchweg gelungenen Spiel.

Bis auf ein Manko: Der Testrunde erschien die abschließende Gabenphase zu mächtig, insofern, dass der erste Spieler, der seine „Gaben“ verteilt hat, also auf seinem Tableau aufräumt oder bei den anderen Chaos stiftet, danach allen anderen Mitspielern ohne Chance auf Reaktion ausgeliefert ist. Das hieß für uns: Wer die letzten Elementargeister genommen hat, kann zwar mit seinen übrigen Gaben noch etwas tun, sieht danach aber hilflos zu, wie das eigene Tableau von den nun mal spielerisch nicht immer freudlich gesinnten gegnerischen Familien zerlegt wird. Das frustrierte und wurde bei uns über die Hausregel „Es wird am Ende nur das eigene Tableau aufgeräumt“ abgemildert.

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