Harmonies: Keine Krokodile stapeln!

Lasst es uns hübsch machen, da draußen. Lasst uns Landschaften entstehen, Bäume sprießen und Flüsse plätschern lassen und so Lebensräume für Tiere schaffen. Lasst uns Häuser bauen. Und bevor ihr jetzt anfangt, euch wie Götter zu fühlen: Wir spielen „Harmonies“ von Johan Benvenuto. Ganz ohne Götter haben wir dabei einen muntern Knobeltüftelpuzzle-Spaß.

  • Autor: Joan Benvenuto
  • Illustration: Maëva Da Silva
  • Spielerzahl: ein bis vier
  • Alter: ab zehn Jahren
  • Dauer: 30 Minuten
  • Lustige Startspielerbestimmung: wer zuletzt eine atemberaubende Landschaft gesehen hat
  • Verlag: Libellud

In die offene Auslage packen die Spieler fünf Tierkarten, deren verdeckten Nachziehstapel und die Tierwürfel. Zudem kommen fünf mal drei der Spielsteine auf den Spielplan, mit denen die Spielerinnen die Landschaften bauen. Die anderen 105 Steine landen im mitgelieferten Stoffbeutel.

Aus Steine-Trio Landschaften bauen bei „Harmonies“

Die Landschaftsgärtnerin, die an der Reihe ist, muss eine Dreierkombination von Spielsteinen nehmen und auf dem eigenen Tableau unterbringen. Dafür gibt es so einige Regeln. Von den grauen Bergen dürfen bis zu drei Steine aufeinander gestapelt werden. Wasser (blau) und Felder (gelb) kann man dagegen logischerweise nicht stapeln. Braune Spielsteine sind Baumstämme, von ihnen können zwei aufeinanderliegen, ehe die grüne Baumkrone mit Laub folgt.

Ein grüner Spielstein kann aber auch direkt aufs Tableau wandern und ist dann wahrscheinlich als Busch gedacht. Speziell wird es bei den roten Steinen, die Ziegeln zeigen. Ein roter Stein kann direkt auf dem Tableau liegen (Bungalow?). Er kann aber auch auf Berg oder Holz oder Ziegel liegen – man kann sich das als Holzhütte oder Haus aus Stein oder Ziegel mit Dach erklären.

Weitere Vorgaben: Andere Spielsteinstapel (wie Fluss auf Feld oder Baum) sind nicht erlaubt, wär‘ ja auch landschaftlicher Blödsinn. Außerdem können Spielsteine nicht unter bereits gelegten Spielsteinen platziert werden – und auch nicht auf oder unter Tierwürfeln, zu denen wir gleich kommen. Schließlich wollen wir kein Dach auf einem Wüstenfuchs bauen, der da gerade so gemütlich auf einem Felsen in der Sonne liegt.

Bis zu vier Tierkarten

Denn nach jedem einzelnen platzierten Stein gibt es zwei optionale Aktionen.

Nimmt ein Spieler eine Tierkarte, legt er sie an einen freien der vier Plätze an seinem Tableau an. Das ist einmal pro Zug möglich. Die Tierkarten sind alle gleich aufgebaut: Es gibt am rechten Rand Plätze für zwei bis fünf Tierwürfel. Die nimmt der Spieler sofort aus dem Vorrat und legt sie auf seine Karte. Zu den kinderbuchartig-schönen und kunterbunten Zeichnungen von Maëva Da Silva ist unten auf der Karte die Lebensraum-Konstellation zu finden, die nötig ist, damit ein Tier in die Landschaft einziehen will.

Simple und komplexe Konstellationen

Heißt: Die Wüstenfüchse brauchen beispielsweise ein Linie aus einem Feld und zwei jeweils einen Stein hohen Bergen, um sich wohlzufühlen. Das Krokodil dagegen bevorzugt zwei nebeneinander liegende Wassersteine und einen Baum mit zwei Holzsteinen und einer grünen Laubkrone.

Diese Konstellationen reichen von simpel – zwei Steine nebeneinander – bis komplex, weil aus vielen Steinen und dreidimensionalen Stapel-Anforderungen bestehend. Je schwieriger sie sind, desto weniger Würfelplätze gibt es auf der Karte und desto mehr Punkte bringen sie im Verhältnis zu leichteren. Die Spielerinnen müssen die Muster genau in Höhe und Anzahl der Steine erfüllen – wobei man die Anordnung drehen darf.

Tierwürfel platzieren als Ziel bei „Harmonies“

Ist eine Tierkarten-Konstellation erfüllt, darf die Spielerin – und das ist die zweite optionale Aktion – den am weitesten unten liegenden Würfel der Karte nehmen und auf ihrem Tableau platzieren. Und zwar genau auf dem Spielstein, auf dem die Karte des erfüllten Musters einen Würfel zeigt. Das ist mehrmals pro Zug erlaubt.

Um bei den Beispielen zu bleiben: Der Wüstenfuchs lebt auf dem zweiten Berg, das Krokodil auf dem zweiten Wasserstein. Muster sind aber nur erfüllbar, wenn auf dem entsprechenden Stein noch kein Würfel liegt. Oder habt ihr mal versucht, zwei Krokodile in einem Fluss übereinander zu stapeln? Eben. Klingt kompliziert? Ist es nicht! Hier ein ausführliches Beispiel in Bildern:

Landschaften mehrfach nutzen

Platziert ein Spieler den letzten Würfel einer Tierkarte, ist sie abgeschlossen und der Platz wird frei für die nächste Karte. Abgeschlossene Karten zählen später für die Schlusswertung.

So wächst nach und nach die Landschaft. Steine sind mehrfach für Wertungen nutzbar, das wird aber immer schwieriger, weil immer mehr Tiere in der Landschaft leben. Man versucht, Konstellationen mehrfach abzubilden, um Karten abzuschließen, aber auch das ist manchmal gar nicht so einfach.

„Harmonies“ endet, wenn der Beutel leer ist

Hilfreich dabei der Tipp aus der Anleitung, sich Karten mit unterschiedlichen Farbrändern zu nehmen. Denn diese Ränder zeigen an, auf welchem Spielstein der Tierwürfel zu platzieren ist.Verschiedene Farben ermöglichen mehr erfüllte Muster, weil eher noch freie Steine vorhanden sind.

Eine Partie „Harmonies“ endet, wenn der Beutel leer ist oder am Ende eines Zuges zwei oder weniger freie Felder auf einem Spielertableau zu sehen sind. Dann wird die laufende Runde noch zu Ende gespielt und die Schlusswertung beginnt.

Unterschiedliche Wasserwertungen

Punkte gibt es für Bäume, je höher, je mehr. Gleiches gilt für Berge, die müssen aber auch noch aneinander angrenzend liegen, um Zähler zu bringen. Jedes Feld, das aus mindestens zwei Spielsteinen besteht, beschafft fünf Punkte – viele kleine Felder sind also gefragt. Für zweistöckige Gebäude – ein roter Spielstein auf einem roten, braunen oder grauen – darf der Spieler nur dann Zählbares notieren, wenn mindestens drei verschiedenfarbige Spielsteine auf den umliegenden Feldern zu finden sind. Ein Haus, das nur von Feldern und Bäumen umgeben ist, bringt also nichts. Hier sind zudem immer nur die obersten Spielsteine entscheidend, ein Baum mit Krone zählt also nicht für zwei Farben.

Beim Wasser unterscheidet sich die Wertung zwischen der Vorderseite der Spielertabelaus mit 23 nahezu quadratisch angeordneten Feldern und der Rückseite mit rechteckig angeordneten 25 Feldern. Im Quadrat zählt der längste Fluss und bringt mehr Punkte, je länger er ist. Im Rechteck sollen Inseln geschaffen werden, wobei jede Insel fünf Zähler liefert.

Punkte, Punkte, Punkte

Zu diesen Punkten – alle auf dem mitgelieferten Block notierbar – kommen die Tierkarten hinzu. Punkte gibt es für alle Karten, ob abgeschlossen oder nicht. Gewertet wird jeweils für das oberste Feld, auf dem kein Tierwürfel mehr liegt. Wer die meisten Zähler hat, gewinnt.

Nach den ersten Partien und mit ein wenig mehr Erfahrung können auch die Naturgeister ins Spiel kommen. Sie belegen von Beginn an einen Platz am eigenen Tableau. Vielspieler können sie für mehr Herausforderung natürlich auch direkt mitbenutzen.

Zusatzaufgabe bei „Harmonies“: Naturgeister

Naturgeister werden zunächst wie normale Tierkarten gewertet. Wer seine Geistkarte aber abschließt, also den weißen Naturgeistwürfel auf die entsprechende Landschaft legt, bekommt am Ende Bonuspunkte. Je nach Geist sind das Zähler für bestimmte Landschaften (Zwei Punkte je Fluss oder jeweils vier Punkte für einen zwei oder drei Steine hohen Berg) oder für bestimmte Gruppen aus Landschaften (je vier Punkte für eine Gruppe aus einem oder mehr Häusern, je sieben Punkte pro Wassergruppe, die mindestens aus zwei Feldern besteht). Übrigens hat der Verlag inzwischen bestätigt, dass sich ein Fehler beim Storch-Naturgeist eingeschlichen hat, er soll sechs statt vier Punkte für seine geforderte Konstellation bringen.

„Harmonies“ kommt auch noch mit einem Solomodus daher, in dem der Spielplan umgedreht wird und so nur drei Dreierkombinationen an Spielsteinen und drei Tierkarten zur Verfügung stehen. Am Ende jedes Zugs kommen die liegen gebliebenen sechs Steine aus dem Spiel. Ziel sind auch hier möglichst viele Punkte, die mit unterschiedlichen Kriterien (Spielplan Seite A oder B, gewählter Naturgeist) in Sonnen umgerechnet werden.

Stichwort Spielplan: Es ist oft zu lesen, dass sich die Spielertableaus unerfreulich biegen. Das war bei mir kaum der Fall, dafür waren aber die Karten gebogen, was ungünstig ist, wenn kleine Würfel drauf platziert werden sollen.

Tolles, eingängiges Familienspiel

Trotzdem: Wer mit „Cascadia“, „Sattgrün“ & Co. etwas anfangen konnte, wird auch „Harmonies“ mögen. Wobei die dreidimensionalen Baumöglichkeiten die Schwierigkeit im Vergleich zu den genannten erhöhen. Gleiches gilt für das Drehen der Muster im Kopf, verbunden mit dem Versuch bei immer weniger Platz doch noch ein paar Punkte mehr zu ergattern. Da herrscht leichte Analyse-Paralyse-Gefahr.

Macht aber nix, „Harmonies“ ist ein tolles, eingängiges und nicht zu einfaches Familienspiel, das jederzeit wieder auf den Tisch kommen darf. Man hat ja auch nix dagegen, sich mal zwischendurch als landschaftenschaffende Göttin zu fühlen.

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