Reiner Knizia: „Qwirkle Flex“, „Rebirth 2“ und viele, viele Spiele

Reiner Knizia ist eine der Legenden der deutschen wie internationalen Brettspielwelt. Der Mann hat sich in seinen 67 Lebensjahren mehr Spiele ausgedacht, als die meisten Menschen außerhalb der Brettspielbubble jemals spielen werden. Aktuelle Schätzungen der Anzahl seiner veröffentlichten Spiele belaufen sich auf mehr als 800. Eines davon ist eine neue Version eines Klassikers, außerdem durfte ich mit Knizia bei der SPIEL 2025 über seine Neuheiten und den „Rebirth“-Nachfolger plaudern.

„Qwirkle“ ist vor 14 Jahren zum „Spiel des Jahres“ gekürt geworden. Nun hat Knizia in Absprache mit der ursprünglichen Autorin Susan McKinley Ross eine komplexere Variante entwickelt. Wie es zur neuen „Qwirkle“-Version kam? „Ich kannte Susan schon, als sie ,Qwirkle’ neu erfunden hatte. Jetzt kam die Idee auf, ob ich etwas zur Spiel-Familie beitragen möchte“, erzählt Knizia.

Die Entstehung von „Qwirkle Extreme“

Entstanden ist die neue Version in Absprache mit Mc Kinley Ross. „Ich habe verschiedene Sachen ausprobiert. Wenn man mit einem Grundspiel als Basis arbeitet, ist das immer leichter“, gibt Kinzia Einblicke in seine Arbeit. Seine Idee hieß „Qwirkle extrem“, woraus letztlich „Qwirkle Flex“ geworden ist.

Vorgestellt wurde „Qwirkle Flex“ bei der Neuheitenschau der Spielemesse in Essen beim Verlag Schmidt Spiele. Es sollte das bekannte Spielgefühl und den leichten Zugang beibehalten, aber herausfordernder sein.

16 Knizia-Neuheiten bei der SPIEL 2025

Ursprünglich geht es bei „Qwirkle“ darum, mit quadratischen Steinen Farb- oder Formsets auszulegen oder zu erweitern und so zu punkten. Die „Flex“-Variante bringt die Hintergrundfarbe ins Spiel. Die Steine mit sechs Formen und Farben sind im Hintergrund nicht mehr nur schwarz, sondern auch weiß oder zweifarbig. Diese Farben bringen in der Wertung ebenfalls Punkte. Und zwar in der Diagonalen als zusätzlicher Ebene, die im Originalspiel unbeachtet war. Das bringt mehr Tiefe in eine Partie, bei der man sich zuvor schon die Hirnwindungen verknoten konnte.

Es ist aber nicht das einzige Spiel, das in diesem Jahr vom Großmeister bei der Messe zu entdecken war, genauer gesagt sind es 16. Und selbst das ist schon eine Zahl, die viele Autoren in ihrem Leben nicht erreichen. Das verdeutlicht ebenso, welche Ausnahmestellung Knizia in der kunterbunten Brettspielwelt innehat, wie die Tatsache, dass seine Spiele vielfach mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet wurden.

Hat Reiner Knizia Favoriten unter seinen Neulingen?

Ob Knizia einen Favoriten unter seinen diesjährigen Veröffentlichungen hat? „Es hat mich selbst überrascht, dass es 16 Neuheiten sind“, verrät er, tut sich mit einem „Lieblingskind“ schwer. Schließlich nennt er aber doch „Ventopia“ (Ravensburger), das mit elektronischer Unterstützung auf dem Spielplan daher kommt: „Das sticht für mich heraus. Und ,Der Hobbit: Hin und zurück’, weil es eine schöne Geschichte erzählt“. Die kennen die Fans des Tolkien’schen „Herr der Ringe“-Universums zwar – sie lieben sie aber auch und erleben sie gern immer wieder. Das Spiel ist bei Office Dog erschienen.

Für das Ausprobieren von Spielen anderer Autoren hat Knizia dagegen wenig Zeit: „Spiele entwickeln ist viel, viel Testen.“ Zwar spiele er fast jeden Tag, feile dabei aber hauptsächlich an seinen eigenen Werken.

Mehrere Versionen pro Spiel im Kopf

Fragt man ihn, ob er alle seine Spiele noch kennt, lacht Knizia und antwortet: „Ich kenne noch alle, aber nicht jede einzelne Regel.“ Der Grund dafür ist einfach: „Wenn man ein Spiel entwickelt, hat man nicht nur eine, sondern zehn oder noch mehr Versionen davon im Kopf.“ Das potenziert sich bei mehr als 800 Spielen. Hier eine kleine Auswahl mit Links zu den Rezensionen im Bildtext:

Der promovierte Mathematiker nennt „Spiele entwickeln eine Kunst und keine Wissenschaft“. Der Arbeit geht der Künstler am liebsten zu Hause im eigenen Studio nach. Sein Hauptanspruch ist, „dass Spiele einen einfachen Zugang haben, ohne primitiv zu sein, und eine Plattform sind, um Menschen zusammen zu bringen“.

Reiner Knizia knüdigt „Rebirth 2“ an

Das soll ihm auch mit einem neuen Spiel gelingen, das bislang noch nicht groß angekündigt worden ist. Das Solarpunk-Spiel „Rebirth“ war im vergangenen Jahr auf Deutsch bei Frosted Games erschienen und positiv bewertet worden. „Es wird mit ,Rebirth 2‘ einen Nachfolger geben“, verrät Knizia. Ob wir weiterhin auf der britischen Insel, wo Knizia lange selbst gelebt hat, Burgen und Kathedralen bauen? Wir werden sehen…

Knizia blickt aber auch über den Brettspiel-Tellerrand und sieht: „Die Branche wird aktuell durch politische Einflüsse behindert, die niemand braucht. Die Lage macht es den Verlagen schwer, gerade auch was Lokalisierungen von Spielen angeht.“ Das sei schade, denn: „Ein Spiel ist etwas, das Menschen zusammenbringt, Türen öffnet, Verbindungen schafft. Das sollte man fördern und nicht kaputt machen.“

„Es ist phantastisch auf der Messe zu sein“

Da geht der Blick in Richtung Zollpolitik und Transportkosten, Handelsstreit hier, Seeblockade dort. „Das drängt von Außen in die Branche, wir können das kaum beeinflussen“, kommentiert Knizia.

Nichtsdestotrotz genießt er die Tage in Essen: „So viele Menschen sind für die Neuheiten gekommen. Medienvertreter sind hier, um Orientierung zu geben. Es ist phantastisch, auf der Messe zu sein.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

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