Mit „Deine Stadt wird einzigartig“ ist „My City“ untertitelt. Das trifft den Kern der Sache und bedient zugleich einen aktuellen Trend in der Spielewelt: Der Spielplan wird beklebt, bemalt, verändert und in Kapiteln weiterentwickelt – mit einem kleinen Manko.

Das lange Szenario, das sich über 24 Spiele erstreckt, ist dadurch nämlich nur einmal spielbar. Aber im Gegensatz zu manchen an Escape-Rooms angelehnten Spielen gibt es hier auch eine Variante, die erneut spielbar ist – ein großer Pluspunkt, der dafür spricht, sich „My City“ ins heimische Spielregal zu stellen. Denn so schön Legacy-Spiele sind – sie sind irgendwann zu Ende und das ist meistens gar kein so gutes Gefühl. Soll das Spiel danach nur noch einstauben? Eben.
Jeder baut seine eigene Stadt
Jeder Spieler hat einen eigenen Spielplan vor sich, der in Kapitel eins noch ein unbebautes Gelände mit Hindernissen zeigt. Wald, einzelne Bäume, Gebirge, Felsen und ein Fluss müssen dann Kapitel für Kapitel „umbaut“ werden. Für die individuellen Fortschritte bei der Gestaltung der Stadt erhalten die Spieler Punkte. Es gewinnt am Ende der Runde derjenige mit den meisten Punkten.
Um ihre Stadt zu erbauen, haben die Spieler je acht Gebäude in drei Farben für Gewerbe-, Industrie- und Wohngebiete zur Verfügung. Die ähnlich wie Tetrissteine geformten Plättchen dürfen nur nach bestimmten Regeln verbaut und nicht mehr versetzt werden dürfen. Man kann ja auch nicht einfach Gebäude hochheben und neu platzieren. Logisch, oder?

Baukarten geben Gebäude vor
Ausgewählt werden sie über passende Baukarten, die reihum aufgedeckt werden. Jeder baut also immer mit denselben Gebäuden. Dennoch ist binnen kurzer Zeit klar, dass ganz unterschiedliche Städte entstehen.
Kann nach den Regeln – erstes Gebäude am Fluss, nicht über den Fluss und nicht über Eck, aber immer angrenzend an ein anderes Gebäude bauen – nichts mehr angebaut werden, endet ein Spielabschnitt und die Wertung beginnt.
Brunnen, Bäume und Felsen überkleben
Kapitel eins besteht aus drei Spielrunden. Nach und nach werden Brunnen, Bäume oder Felsen überklebt, die in späteren Spielen um- oder überbaut werden sollen. Punkte gibt es für Bäume, die eine Stadt bekanntermaßen lebenswerter machen. Oder für Brunnen, wenn sie von vier Gebäuden umgeben sind. Oder für die jeweils größte zusammenhängende Gebäudegruppe gleicher Farbe.

Im weiteren Verlauf und in weiteren Kapiteln kommt immer wieder neues Spielmaterial in Umschlägen dazu. Nach Kapitel eins mit den einfachen Bauregeln zum Eingewöhnen geht es an die zweite Stadtetappe. Nach und nach werden so die Möglichkeiten für den Bau der eigenen Stadt mit weiteren Plättchen wie Kirchen und Sehenswürdigkeiten komplexer. Da bei all dem aber weiterhin die recht simplen Grundregeln gelten, tut das dem Spielspaß keinen Abbruch.
Immer mehr Material bei „My City“
Und der ist mit „My City“ trotz des teils nur einmal bespielbaren Materials bei Weitem nicht nach einer Spielrunde vorbei. Es gibt insgesamt acht Kapitelumschläge, die 24 Spiele mit immer mehr Material in sich haben. Da heißt es bauen, planen, tüfteln und sich tierisch darüber ärgern, dass genau im falschen Moment das falsche Gebäude gebaut werden muss, das aber gerade mal so gar nicht in die stadtplanerische Strategie passt.
Das hochwertige Spielmaterial ist aufwendig gestaltet, die verschlossenen Umschläge tun ihr Übriges in Sachen Spannung, was die nächste Runde von Kirchen über Überschwemmung bis Bergbau, Eisenbahn und Wohlstand für „My City“ noch mit sich bringt.
„Ewiges Spiel“ als Pluspunkt bei „My City“

Dass es danach noch ein „Ewiges Spiel“ gibt, unabhängig von den acht Umschlägen, macht „My City“ noch mehr zu einem sehr zu empfehlenden Spielerlebnis. Reiner Knizia knüpft damit hinsichtlich Qualität und Unterhaltungswert an seine Klassiker wie „Keltis“ an. Es stört kein bisschen, dass die verschiedenen Gebäudearten und -formen so auch schon in anderen Aufbauspielen in der analogen und digitalen Spielewelt – beispielsweise in „Cities – Skylines“ – vorgekommen sind. Die Runde ist viel zu neugierig darauf, wie es weiter geht. So, und jetzt muss dringend wieder gebaut werden.
Aus der Reihe
„My City“ ist nicht direkt eine Reihe. Aber es gibt zwei Ableger: „My City – Roll & Write“ und „My Island“.

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