Wir bauen eine Stadt. Um genau zu sein bauen wir eine Stadt in zwölf Spielen, von denen je drei in eines von vier Kapiteln gehören. Oder anders gesagt: „My City – Roll & Write“ von Reiner Knizia ist ein Kampagnen-Spiel, in dem die aufeinanderfolgenden Aufgaben immer kniffliger und knobeliger werden. Da muss man schon grübeln, um am Ende eine Stadt ohne zu große Baulücken zu haben.
Wie es sich für ein „Roll & Write“ gehört, haben die Spieler jeder einen bemalbaren Spielplan vor sich. Spiel 1 enthält die einfachste Aufgabe. Auf einem acht mal elf Felder großen Raster sind Bäume und Waldflächen, Steine und Gebirgsflächen sowie ein Fluss zu sehen. Ziel ist es, Steine zu überbauen, sie bringen Minuspunkte. Bäume dagegen wollen wir sichtbar lassen, die bringen Pluspunkte. Lücken zwischen den Gebäuden wollen wir auch nicht, auch die lassen die Zahl auf dem Punktekonto schrumpfen. Wald und Gebirge dienen als natürliche Hindernisse, auf denen die Baumeister nichts errichten dürfen.
Das Bauen beginnt bei „My City – Roll & Write“ am Fluss
Und wie kommen wir nun an Gebäude? Dafür machen wir ebenfalls, was sich für ein „Roll & Write“ gehört. Wir würfeln und zwar mit zwei Würfeln für die Form des Gebäudes und einem, der die Art des Bauwerks vorgibt. Das können Wohn-, Gewerbe- und öffentliche Gebäude sein, die auf dem Würfel als Fläche mit Schraffierung, komplett ausgemalt oder mit einem X je Feld zu sehen sind. Die Form wird dadurch bestimmt, dass auf jeder Würfelseite ein kleiner grauer Halbkreis zu sehen ist zusätzlich zu null bis drei weißen Quadraten. Die beiden Formwürfel werden immer so aneinander gelegt, dass die beiden halben Kreise einen ganzen bilden. Die dann sichtbare Anordnung der weißen Quadrate gibt vor, Form zu bauen ist – beliebig gedreht oder gespiegelt. Nach einem Würfelwurf bauen immer alle Spieler das jeweilige Gebäude auf ihren Plan.
Eingezeichnetes ist nicht mehr zu verändern
Wie die Bauherren es auf dem Block einzeichnen, unterliegt diversen Regeln. Das erste Bauwerk muss an den Fluss grenzen, danach immer an ein bereits bestehendes Haus. Logischerweise dürfen sich Gebäude nicht überlappen und auch nicht über den Fluss ragen, schließlich sind wir ja nicht in Venedig. Umgebaut, also nach dem Einzeichnen verändert werden, dürfen sie auch nicht. Passt das Gewürfelte so gar nicht auf den Plan, dann kann man passen. Je öfter man das tut, desto mehr Minuspunkte sammelt man. Nach jedem Würfelwurf kann ein Spieler für sich entscheiden, ob er das Spiel für sich beendet, weil irgendwann das Warten auf den Wurf eines seltenen nur ein Feld großen Gebäudes mehr Minuspunkte als Nutzen bringen würde.
Haben alle Spiele ihre Partie beendet, dann wird gewertet. Die Minuspunkte von nicht überbauten Steinen, leeren Feldern und Runden, in denen man passen musste, werden mit den Pluspunkten für die Bäume verrechnet. Wer die meisten Punkte hat, gewinnt.
Mehr Regeln und neue Gebäude
In den Spielen zwei bis zwölf kommen immer weitere Regeln, Punkte und die Gebäudeart der Kirche, ausgelöst von einem bis dahin ignorierten Zirkel auf einem der beiden Formwürfel. Mal sollen vier Gebäude um einen Brunnen gebaut werden, dann gibt es Punkte für die meisten aneinander angrenzenden Gebäude einer Art, es werden Geldbeutel gesammelt oder mit Sägewerk, Hochebene und Waldfeldern, Banditen und Festungen gespielt.
Das macht „My City – Roll & Write“ zu einem außerordentlich guten kleinen Spiel, bei dem die Städteplaner mit ihren Aufgaben wachsen. Mit dem „großen“ „My City“-Brettspiel Spaß hatte, wird für unterwegs die „kleine“ Roll&Write-Version ebenfalls mögen. Die Umsetzung, die aus dem Legespiel ein munteres Gewürfel macht, ist gut gelungen. Einzig die nicht wirklich ansehnlichen Würfel, von denen sich schon nach Runde drei die Beklebung zu lösen droht, trüben den Spielspaß. Davon abgesehen ist „My City – Roll & Write“ ein schönes, kurzes Spiel für zwischendurch, bei dem man sich ganz wunderbar den Kopf darüber zerbrechen kann, was man denn jetzt wo baut, um am Ende mit den meisten Punkten aus Spiel, Kapitel oder Kampagne zu gehen.
Schreibe einen Kommentar