Fit to Print: Zeitung bauen auf Zeit

In Thistleville ist ganz schön was los. Darum gibt es für die Zeitungen im Ort richtig viel zu tun. In „Fit to Print“ sitzen die Spieler im Redaktionszimmer, wählen Artikel aus und layouten für drei Tage die Titelseiten ihrer Zeitung. Zugegeben: Die ehemalige Redakteurin kriegt leichte Flashbacks, aber ich hatte trotzdem genauso viel Spaß dabei, wie der Rest der Testrunde. Peter McPherson hat ein wunderbares, schnelles, knobeliges Plättchenlege-Echtzeit-Spiel aus dem Zeitungsthema gemacht inklusive Fotos, Anzeigen, aber auch Ausgewogenheit von guten und schlechten Nachrichten unterschiedlicher Sparten.

  • Autor: Peter McPherson
  • Illustration: Ian O’Toole
  • Spielerzahl: eins bis sechs
  • Alter: ab zehn Jahren
  • Dauer: 15 bis 30 Minuten
  • Lustige Startspielerbestimmung: keine, alle spielen gleichzeitig
  • Verlag: AEG / Flatout Games

Jede Redakteurin startet mit ihrem eigenen kleinen Schreibtisch, der – wie auch die Artikel mit Überschriften, die Fotos, Anzeigen und im Zeitungsjargon Aufmacher genannte wichtigste Beiträge einer Seite – unglaublich detailverliebt von Ian O’Tool illustriert wurde. Zwischen den Spielrunden darf man sich gern mal die Zeit nehmen, sich als das genauer anzusehen! Außerdem hat jeder eine leere Zeitungsseite vor sich. Auf dem Tableau werden die Artikel für Freitag-, Samstag- und Sonntagsausgabe platziert.

Jeden Tag ein bisschen mehr Platz für Inhalte

Am Freitag gibt es am wenigsten Platz, das Raster ist sieben Felder breit und 14 hoch. Der Samstag ist ein bisschen größer als der Freitag, die Felder sind ein wenig schattiert und es stehen acht mal 16 Felder zur Verfügung. Auf der Rückseite ist die neun mal 18 Felder große Sonntagsausgabe zu füllen.

Jede Seite zeigt in der oberen Hälfte einen Stern. Der Aufmacher – jeder Spieler bekommt für jeden Tag vorab ein neues Plättchen – muss am Ende eines Tages auf dem Stern liegen, schließlich gehört der wichtigste Artikel nach oben auf eine Zeitungsseite.

Artikel aus Nachrichten, Wirtschaft und Technik, Sport und Unterhaltung

In der Tischmitte liegt ein ganzer Haufen Plättchen, deren Rückseite – angedeutet sind Zeitungsspalten mit Text – zu sehen ist. In diesem Haufen verbergen sich Artikel aus drei Sparten – Nachrichten (blau), Wirtschaft und Technik (grün), Sport und Unterhaltung (pink) – Fotos und Anzeigen.

Die Spieler einigen sich darauf, wie schwer sie das Spiel gestalten wollen und stellen den Timer eines Smartphones auf drei, vier oder fünf Minuten ein. Wird der Timer gestartet, nehmen sich alle Redakteure gleichzeitig mit einer Hand Plättchen aus der Mitte. Sie drehen eines um und sehen es an. Wenn sie es behalten wollen, wird es auf den Schreibtisch gelegt. Wenn nicht, kommt es aufgedeckt zurück in die Mitte – was den anderen Spielern den Vorteil bringt, dass sie nun sehen können, was sich darunter verbirgt.

Auf dem Schreibtisch stapeln sich Artikel, Fotos und Anzeigen

Nach und nach stapelt die Redakteurin so Artikel, Fotos und Werbeanzeigen auf ihrem Schreibtisch. Sobald sie denkt, es sind genug, ruft sie: „Layout!“ Jeder entscheidet für sich, wann die Layout-Phase beginnt. Danach darf man aber kein Plättchen mehr aus der Mitte nehmen. Die Redaktion baut mit dem, was sie auf dem Schreibtisch hat ihre Seite zusammen.

Heißt, die Redakteurin beginnt die Artikel auf der Seite zu platzieren. Dafür gibt es Regeln: Jeweils nicht aneinander angrenzen dürfen Fotos, Anzeigen und Artikel gleicher Sparte, was dank der farblichen Markierung gut zu erkennen ist. Es darf nicht über das Raster des Tages hinaus gebaut werden. Artikel und Fotos dürfen nicht auf dem Kopf stehen oder auf der Seite liegen – nur die korrekte Ausrichtung ist erlaubt. Ein Plättchen darf aber auf die Rückseite gedreht werden, wenn es sonst nicht passen will.

Ausgewogene Berichterstattung bei „Fit to Print“ gefordert

Der Spieler, der zuerst sein Layout beendet, ruft: „Print!“ und nimmt sich den Uhren-Marker mit der Eins. Nach und nach folgen die anderen Spieler und holen sich immer den Marker mit der niedrigsten Zahl, bis alle einen haben – oder die Zeit abgelaufen ist. Dann folgt die Wertung.

Jeder Artikel bringt die aufgedruckte Punktzahl. Außerdem sind die Artikel gute oder schlechte Nachrichten mit gelben, fröhlichen oder blauen, grimmigen Gesichtchen. Die Symbole beider Stimmungsarten werden gezählt, die Differenz sind Minuspunkte, man möchte schließlich eine ausgewogene Berichterstattung haben.

„Raum für Notizen“ bringt Minuspunkte

Fotos bringen nur Punkte, wenn ihre Anforderung erfüllt ist – sie wollen an Artikel der auf dem Foto gezeigten Sparte angrenzen. Anzeigen bringen zwar keine Punkte, aber Geld in Form von zu zählenden Dollar-Symbolen.

Und dann gibt es noch den in Zeitungsredaktion als Running-Gag verschrienen „Raum für Notizen“, den es im wahren Redaktionsleben nicht geben darf. Bei „Fit to Print“ kann es aber sein, dass beim Gepuzzle weiße Felder im Raster frei bleiben. Am Ende des Tages wird aber auch im Spiel der Weißraum bestraft: Wer die größte zusammenhängende Fläche hat, bekommt einen Minuspunkt, der Redakteur mit der kleinsten erhält drei Punkte, alles anderen einen. Außerdem kann der Aufmacher noch Zähler bringen – wobei auf jedem eine andere Aufgabe steht.

Nach dem Freitag kurz durchatmen und weiter geht’s bei „Fit to Print“

Der mitgelieferte Wertungsblock hilft sehr dabei, den Überblick zu behalten, was bei den vielen zu wertenden Bereichen gar nicht so einfach ist. Danach dürfen die emsigen Journalisten kurz durchatmen und schon geht es mit dem nächsten Tag weiter. Nach drei Tagen werden die Punkte addiert, gleiches passiert mit den verdienten Dollarzeichen. Wer am wenigsten Geld verdient hat, fliegt aus der Schlusswertung. Von den anderen gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten.

In Spielvarianten können Fortgeschrittene die Übersichtskarten auf die Rückseite drehen und als Charakterkarte mit unterschiedlichen Effekten nutzen. Oder die Breaking News kommen ins Spiel. Das sind Kartenstapel für jeden Tag, die Boni oder zusätzliche Strafpunkte bringen.

Viele, viele Varianten und Module zum Ausprobieren

Natürlich hat ein so variantenreiches Spiel auch einen Solomodus und außerdem einen Puzzlemodus, der Plättchenkombinationen vorgibt, die möglichst gewinnbringend auf einer Seite platziert werden sollen. Spieler können Ziele erreichen für das Standardspiel, modifizierte Regeln (bekomme weniger als drei Minuspunkte als Launen-Strafe) oder Szenarien.

Und dann hätten wir noch eine Familienversion und einen rundenbasierten Modus zu bieten, wenn die Echtzeit-Hektik mal eine Pause braucht. Wer’s dagegen noch stressiger will, spielt in Zweierteams in zwei Räumen. Dann rennt der Reporter Plättchen im Nebenraum holen und der Blattmacher layoutet – grandiose Idee, um aus „Fit to Print“ ein Teamspiel zu machen.

Hoher Wiederspielwert und wunderschön gestaltet

All das macht ohne jede Übertreibung einen Heidenspaß. „Fit to Print“ bleibt definitiv im Regal, weil es einen extrem hohen Wiederspielwert hat, bemerkenswert schön gestaltet und ein rundum gelungenes Spiel ist, das für Anfänger bis Vielspieler jederzeit genug zu bieten hat. Die Varianten, die teils lustigen Bildchen – eine Schildkröte gewinnt ein Rennen, ein Vogel, der fliegen könnte, ist als Bergsteiger auf einem Gipfel angekommen –, die netten Überschriften auf den Artikeln, die Figuren auf den Karten: Ich finde wirklich nichts daran auszusetzen. Breaking News, nicht nur in Thistleville: „Fit to Print“ schafft es direkt in mein Best-of-Regal, es ist ein grandioses Spiel.

Getestet haben wir die englische Version, eine deutsche Lokalisierung ist Stand August 2024 für die Spiel 2024 von Skellig Games angekündigt.

Erweiterungen

Für „Fit to Print“ gibt es (Stand November 2023) eine Minierweiterung, die es bei der Spiel 2023 gab.

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