Die Abenteuer des Robin Hood: Ab in den Sherwood Forest

Es lässt sich kaum mit anderen Worten sagen: „Die Abenteuer des Robin Hood“ von Michael Menzel sind ein Meisterwerk in der Brettspielwelt. Von Zugmechanik über Einführungsspiel, Abenteuerbuch im Hardcover-Format bis zum kooperativen Sieg passt einfach alles und verlangt nach mehr.

  • Autor/Illustration: Michael Menzel
  • Spielerzahl: ein bis vier
  • Alter: ab zehn Jahren
  • Dauer: 60 Minuten je Kapitel
  • Lustige Startspielerbestimmung: keine
  • Verlag: Kosmos

Michael Menzel war in der Szene als Illustrator bekannt, ehe er mit „Die Legenden von Andor“ einen Urknall an Spiel veröffentlichte, der passenderweise zu einem ganzen Spieleuniversum mit Erweiterungen und eigenständigen Spielen, Büchern und Fansites wurde. Wer nun die Schachtel mit den Illustrationen im typischen Menzel-Style in die Hand nimmt, könnte erst mal denken: Es ist das 197. Spiel über Robin Hood. Weit gefehlt. Wie es entstanden ist, erzählt Michael Menzel hier.

Sehr durchdachtes Spielprinzip

Was Menzel und Kosmos in den Karton gesteckt haben, ist ein auf höchstem Niveau gestaltetes und durchdachtes Spiel, das keine Wünsche offen lässt. Wenig verwunderlich also, dass „Die Abenteuer des Robin Hood“ als Spiel des Jahres 2021 nominiert war, sich aber „Micro Macro: Crime City“ geschlagen geben musste.

Wie schon bei den „Legenden“ hat Menzel auch bei „Die Abenteuer des Robin Hood“ erneut Wert auf eine Losspiel-Anleitung gelegt. Auch hier entfällt also das unter Spielern meist wenig beliebte, manchmal ewig dauernde Anleitungslesen vor dem eigentlichen Beginn. Wieder nimmt eine Art Einführungsspiel die Runde an die Hand und bringt ihr so während der ersten Schritte im Spiel nebenbei die Regeln bei. Spieler allerorten werden freudestrahlend „Danke dafür“ sagen und danach direkt die nächste Abenteuergeschichte in Angriff nehmen.

Kapitel für Kapitel spielen

Denn wenn man die Regeln erst einmal verstanden hat, lassen sich die Abenteuerkapitel im Buch ganz wunderbar flüssig spielen – ohne zu einfach zu sein. Immerhin hatte es der König der Diebe in seinem Kampf mit Prinz John und dem Sheriff von Nottingham auch nicht leicht im Sherwood Forest.

Um zukünftigen Spielern nicht die Überraschung aus dem Abenteuerbuch zu nehmen, sei die Geschichte hier ausgespart. Stattdessen sei darauf verwiesen, dass außer Robin Hood die üblichen Verdächtigen dabei sind: Lady Marian, Will Scarlet und Little John. Und zwar in Form von schön gestalteten Holzfiguren, die jeder Spieler in drei Ausführungen hat. Zwei stehen, eine hat ein langes Stück Weg hinter sich, bei zwei sind es kurze Wegstücke.

„Die Abenteuer des Robin Hood“ kommt ohne Würfel aus

Diese Formen sind wichtig für die angesprochene besondere Zugtechnik. Denn das Spiel kommt komplett ohne Würfel oder Karten oder sonstige Zughilfsmittel aus. Es gibt auch keine verbundenen Felder auf dem Spielplan, an denen sich die Figuren entlang bewegen. Gezogen wird stattdessen, so weit es die Figuren erlauben. Sie werden so aneinandergelegt, dass sie sich berühren. Start- und Endpunkt der Bewegung sind immer die stehenden Figuren, die zwei oder drei anderen Figuren markieren den zurückgelegten Weg.

Im Spielplan eingelassen sind verschiedene Wegpunkte von Adligen über Wachen, liegengebliebenen Wagen, Türen und Toren, die entweder zu Beginn oder während des Spiels umgedreht werden. So werden Wachen aktiviert oder deaktiviert sowie Gegenstände und Lösungen für Probleme gefunden.

Wachen müssen bekämpft werden

Apropos Wachen: Die müssen in „Die Abenteuer des Robin Hood“ bekämpft werden, sonst können sie die Helden erwischen und in Ketten legen. Hilfreich ist dabei, nur die zwei kurzen Wegfiguren zu verwenden. Dann darf man einen weißen Holzwürfel in den Zugbeutel werfen. Und das ist wichtig, denn auch das Kampfsystem kommt ohne die üblichen Augen-Würfel aus.

Nach und nach werden im Spielverlauf immer mehr weiße oder violette Würfel in den Beutel geworfen. Kommt es zum Kampf, wird gezogen. Violett bedeutet, der Gegner gewinnt, bei Weiß siegt der Spieler – wobei auch manchmal mehrere weiße Würfel benötigt werden.

Holzscheiben in den Spielerfarben, aber auch in Weiß, Grau, Rot und Lila, landen ebenfalls in einem Beutel. Über sie bestimmen die Akteure die Zugreihenfolge. Weiß und grau verschaffen den Helden zusätzliche Züge. Bei Rot und Lila geschehen eher negative Dinge, zum Beispiel tauchen Wachen auf. Oder Zeit vergeht, und Robin Hood und seine Gefährten sollten sich sputen, um ihr Ziel zu erreichen. Beispielsweise sollen sie jemanden aus dem Kerker im Schloss befreien oder einer Spur im Wald folgen.

Hilfreiche Lesezeichen im Abenteuerbuch

Nach jedem Abenteuer haben die Spieler die Möglichkeit, eine Pause einzulegen, um beim nächsten Mal an derselben Stelle wieder einzusteigen. Dazu sind Lesezeichen in Form von Bändchen am Abenteuerbuch sehr hilfreich. Das Buch enthält außerdem mehr als eine Variante der Geschichte.

Je nachdem, wie sich die Spieler an einer Stelle entscheiden, verläuft die Erzählung in anderen Bahnen. Sie wieder immer vorangebracht, wenn eine weitere Seite im Buch aufgeschlagen wird. Darin werden dem Szenario zufolge, in dem man sich gerade befindet, Aufgaben gestellt. Ist die Aufgabe erfüllt, wird weitergeblättert, bis schließlich das Abenteuer endet.

Nur im Team ist „Die Abenteuer des Robin Hood“ zu gewinnen

Kommunikation ist bei „Die Abenteuer des Robin Hood“ alles. Die Spieler müssen sich einigen, wer wann was tut, wem übergibt oder welche Wache erledigt. Nur als Team ist ein Sieg gegen die Bösen möglich, Robin Hood hatte ja schließlich auch seine wackeren Helfer. Das Spiel ist besonders reizvoll, wenn alle vier Heldenfiguren in der Partie sind, es kann aber auch zu zweit oder allein gespielt werden – wer möchte übernimmt dann eben mehrere Figuren.

Wer nach dem Durchspielen des Abenteuerbuchs in verschiedenen Varianten noch nicht genug hat, kann sich auf der Webseite www.die-abenteuer-des-robin-hood.de Bonus- und Solo-Abenteuer herunterladen. Es gibt auch schon Fan-Abenteuer – noch so eine Parallele zu den „Legenden von Andor“.

Erweiterungen

Für „Die Abenteuer des Robin“ sind – Stand Juni 2023 – die Erweiterungen „Bruder Tuck in Gefahr“ sowie „Licht und Schatten“ und die erste Abenteuer-Erweiterung mit den drei zusätzlichen Geschichten „Die Tochter des Ketzers“, „Der Gesandte der Königinmutter“ und „Die Intrige“ erschienen. Es dürften weitere folgen.

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