Aolos: Viel mehr als nur vom Winde verweht

Achtung, liebe Spielefreunde. Jetzt wird’s windig! Aeolos ist in der griechischen Mythologie der Gott des Windes. Dementsprechend ist in „Aeolos“ von Arve D. Fühler und Guido Eckhof der Wind für segelnde Seefahrer die wichtigste Währung. Denn nur, wessen Windsack gut gefüllt ist, der wird sein Ziel erreichen und auf dem Weg zwischen den Inseln und Tempeln die meisten Siegpunkte sammeln. Das passiert auf einem wunderschönen, an die Spielerzahl anpassbaren Spielplan in einem Kennerspiel für Einsteiger in diese Komplexitätsstufe mit hohem Wiederspielwert.

  • Autor: Arve D. Fühler & Guido Eckhof
  • Illustration: Marco Armbruster
  • Spielerzahl: zwei bis vier
  • Alter: ab zehn Jahren
  • Dauer: 60 Minuten
  • Lustige Startspielerbestimmung: keine
  • Verlag: Spiel das!

Sieben Inseln können die Spieler mit ihren Segelschiffen – hübsche Holzbootchen – anfahren, um Kristalle zu sammeln, Siedlungen oder Schiffe zu bauen, den Windsack zu füllen, sich in Richtung eines der Tempel zu bewegen oder den Propheten eine Treppe hoch zu schicken, um den Göttern zu huldigen.

Am Ende der Flüsse warten Tempel bei „Aeolos“

Dem voraus geht das Ausspielen einer Zahlkarte, die es in Lila und Grau mit den Werten Null bis Fünf gibt. Auf dem Spielplan werden die Karten farblich getrennt nebeneinander abgelegt. Es wird immer eine Karte gespielt und dann der Wert beider Karten addiert.

Ist das Ergebnis eine Drei bis Neun fährt man zumeist eine der Inseln an, an denen jeweils unterschiedliche Aktionen erledigt werden können. Ist das Kartenergebnis gar eine Zehn, ist das eine gute Gelegenheit, auf eines der Flussfelder in Richtung Tempel zu ziehen, die teilweise bis zur 13 nummeriert sind. Am Ende der Flüsse warten Tempel, die viele Siegpunkte und manchmal auch Kristalle bringen.

Prophet hilft beim Sammeln von Kristallen

Von denen wiederum gibt es fünf verschiedene Farben. Je mehr Farben man in einem oder gar mehreren Sets hat, desto mehr Punkte gibt es am Ende. Die erhält man auch, wenn man den Propheten rücken lässt. Der lässt es je nach Stufe, die er bereits erklommen hat, Zähler für jeweils eigene Schiffe, Siedlungen oder Windplättchen regnen und kann am Ende auch einen seltenen lilafarbenen Kristall einsammeln.

Man braucht im Spielverlauf mehr Schiffe, weil die Kähne, die auf Flüssen gen Tempel fahren, dessen Ende erreichen wollen und danach nicht mehr gerückt werden können. Ohne freies Schiff kann man aber keine Insel mehr ansegeln, um weitere Inseleffekte auszulösen.

Mehr Handkarten dank gebauter Siedlungen

Nur wer eine Siedlung auf einer Insel hat, muss sie nicht mit einem Schiff ansteuern, wenn die Zahlkarten passen. Zudem gewährt jede gebaute Siedlung eine weitere Handkarte. So kann man von drei auf bis zu sechs Karten kommen, was die Möglichkeiten der Zahlkombinationen beim Ablegen deutlich erhöht.

Wichtiges Element sind bei all dem immer wieder die Windplättchen. Drei können an der Insel Acht eingesammelt werden. Die Zahlkarten tragen die Symbole Wolke, Sonne und Regen. Sind nach dem Ausspielen einer Karte zwei gleiche Symbole zu sehen, gibt es auch einen Wind. Und nein, es sind einfach nie genug Windplättchen im eigenen Windsack.

Wind ist in „Aeolos“ für vieles nötig

Denn Wind wird benötigt, um den Propheten den Berg hoch zu pusten. Noch häufiger braucht man ihn, um Zahlwerte nach unten oder oben zu korrigieren, weil die Karten auf der Hand nicht zur Strategie passen und man nun doch zu einer anderen Insel will.

Je ein Punkt, den man vom Kartenergebnis abweicht, kostet einen Wind. Auch der letzte Schritt vom Fluss an einen der Tempelhäfen ist nur mit Wind im Segel möglich – und weil es dort keine Zahlfelder mehr gibt, muss dafür auch noch immer die Insel Drei aktiviert werden, die man eher selten erreicht.

„Aeolos“ kommt direkt mit Varianten und Erweiterungen

Eines ist schon bei der ersten Runde „Aeolos“ offenkundig: Man kann sich nicht um alles kümmern. Denn die Anzahl der Züge ist je nach Spielerzahl begrenzt. Sobald es keine Zahlkarten mehr zum Nachziehen gibt, endet die Partie. Konzentriert man sich also auf das Sammeln der Kristalle? Oder will man doch unbedingt zuerst den Tempel erreichen, der als einziger 20 Punkte bringt?

Noch mehr Unerwartetes bringen die Aktionskarten „Gunst der Götter“ hinzu. Da mischen Hera, Apollo, Hermes, Zeus und Co. munter mit im Wettstreit der Seefahrer. Sie bringen zusätzliche Züge mit Schiff oder Prophet, weitere Windplättchen oder Kristalle und mehr. Ins Spiel geholt werden sie von neuen Hafenplättchen. Wind gibt es, wenn die Rückseiten der Spielertableaus mit Sonderfunktionen genutzt werden. Dem Gott Poseidon ist gleich eine eigene Erweiterung gewidmet, die Wind oder Siegpunkte bringen oder kosten kann. Diese Varianten und Zusatzelemente machen „Aeolos“ variabel und je nachdem, wer am Tisch sitzt, kann ein einfacheres oder komplexeres Spiel angegangen werden.

Gelungene Spielmechanik, Ausstattung und Illustration

Im Gespräch ist „Spiel das!“-Verlagschef Robert Heller sichtlich stolz auf das Spiel, das „Aeolos“ in vielen Testrunden mit zusätzlichen Ideen geworden ist. Zu recht. Die Mechanismen greifen hervorragend ineinander, die Ausstattung und Illustration ist sehr ansprechend. Und dann macht es auch noch einfach Spaß mit den Schiffen umher zu segeln, sich dafür den Kopf über Zugkombinationen mit Wind, Prophet und Siedlung zu zerbrechen. Trotzdem kommt man erfreulich schnell ins Spiel, die Regeln sind flott erklärt. Und wenn nicht hat Heller auch noch ein Erklärvideo auf YouTube gestellt.

Das Interesse, das „Aeolos“ schon in Essen bei der „Spiel 2022“ geweckt hat, hat es beim Probespielen definitiv nicht enttäuscht. Spiel das! Mehr ist dem nicht hinzuzufügen.

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert