Wenn Königshäuser und aufstrebende Fürsten sich beim Erheben von Steuern gegenseitig überbieten, passiert was? Exakt, das Volk wird sauer. Stinksauer, um genau zu sein. Dann wird gegen die Großkopferten revoltiert. In „Tumult Royal“ ist diese Thema großartig mit bestens funktionierendem Spielsystem umgesetzt.

Königin, Fürst, Herzogin und Baron haben zunächst vor allem eine Aufgabe: Nein, nicht regieren oder das Land voranbringen. Es gibt wirklich Wichtigeres: Sie sollen ihren eigenen Rum mehren und dafür Statuen mit ihrem wohlgeformten Antlitz errichten lassen. Eine davon darf jeder zu Spielbeginn auf eine Wiese setzen. So einfach ist das danach nie wieder.

Je nach Landschaft sind Waren nötig zum Statuenbau
Ab sofort kostet es was, in steinerner Form auf seine Untertanen herabzulächeln. Aber was tut man nicht alles für die Demonstration der eigenen Macht? Gebaut wird auf Landschaftsplättchen. Auf der Wiese, im Wald und Gebirge kann eine Statue errichtet werden. Im Dorf ist Platz für zwei, drei passen ins Schloss.
Je nach Landschaft braucht es dafür unterschiedlich viel Werkzeug, Brot und Marmor. Außerdem darf die nächste Statue nur auf ein Feld gebaut werden, das waagerecht oder senkrecht an eines mit einer eigenen Statue angrenzt. Ausnahme: Wer sich eine Wiese oder einen Wald beliebig aussucht, muss den doppelten Preis zahlen.
Steuern vor Statuen bei „Tumult Royal“

Bevor die Adligen ihre steinernen Ebenbilder errichten, müssen sie Steuern erheben. Alle gleichzeitig und möglichst so, dass das Volk am Ende nicht so geschröpft ist, dass es mit Mistgabeln auf die Herrschenden losgeht.
Dafür haben sich die Teubers ein auf Zufall und Geschwindigkeit basierendes Prinzip einfallen lassen. Zunächst darf der aktuelle König am Tumultrad drehen. Das legt fest, wie viele Rohstoffe nötig sind, um das Volk bei tumultfreier Laune zu halten.

Alle Spieler greifen gleichzeitig nach den verdeckten Warenplättchen
Die Rohstoffplättchen werden verdeckt gemischt in die Tischmitte gelegt. Sobald die Sanduhr umgedreht ist, sehen sich alle Spieler gleichzeitig möglichst schnell die Plättchen an und entscheiden: Nehme ich es verdeckt zu mir oder lasse ich es liegen? Einerseits will man genug Baumaterial haben. Andererseits wird es teuer, wenn das Volk wegen mangelnder Rohstoffe zum Aufstand aufruft.
Ist die Sanduhr abgelaufen, werden alle Plättchen umgedreht – die, die jeder Spieler genommen hat, und die, die liegen geblieben sind. Dann wird geprüft, ob es zur Revolte kommt. Zeigt der Pfeil auf die Vier, müssen je vier Brote, Hämmer und Marmorblöcke in der Tischmitte übrig geblieben sein.
Ist nicht mehr genug übrig, rebelliert das Volk
Ist das nicht der Fall, rebelliert das Volk – bis zu drei Aufstände kann es folglich pro Runde geben.
Dann muss der, der bei dem jeweiligen Rohstoff am gierigsten war, alle Plättchen dieser Sorte bis auf das mit dem niedrigsten Wert abgeben. Außerdem verliert er drei seiner zu Beginn 20 Gefolgsleute. Und die sind wichtig. Denn deren Anzahl legt am Ende einer Runde die neue Hierarchie der Adeligen fest. Wer die meisten hat, wird Königin, die zweitmeisten Gefolgsleute bestimmen den Herzog und so weiter. Wer die wenigsten Statuen errichtet hat, erhält die Gnade des Volkes, darf also das „Keine Gnade“-Plättchen auf die grüne Rückseite drehen. Das wiederum ist eine Art ausgleichender Faktor. Die Fürstin, die die Gnade des Volkes hat, darf bei der nächsten tumultigen Ermittlung des gierigsten Spielers von der geraubten Ware eine abziehen – hat also eine Chance, aufzuholen, weil ihr mehr Waren zur Verfügung stehen.
Königin zu sein bringt Vorteile bei „Tumult Royal“
Sind alle möglichen Tumulte abgehandelt, darf gebaut werden. Nun entscheidet die royale Hierarchie über die Reihenfolge. Ganz oben zu stehen kann einen entscheidenden Vorteil bringen, wenn zwei Spieler darum konkurrieren, im selben Schloss drei Statuen zu errichten. Denn die Königin hat zuerst das Anrecht, ihr Ebenbild aufzustellen, danach Herzog, Baron und Fürstin.
Wer etwas für den Aufbau seines Gefolges tun möchte, muss Statuen teurer kaufen, als es der Mindestpreis verlangt. Für jeden zu viel bezahlten Rohstoff gewinnt ein Adliger einen weiteren Anhänger und kann so vielleicht am Ende der Runde die Königskrone an sich reißen. Allerdings kann auch genau dieser eine Rohstoff zu viel, den man ergattern möchte, den nächsten Tumult auslösen.

Unerbittlich läuft Sanduhr leer
Die herrschende Fraktion muss sich also ständig überlegen: Wo will ich bauen? Welche Rohstoffe benötige ich? Was will das Volk? Und wie steht es um mein Gefolge?
Es ist ein Heidenspaß, sich diese Gedanken zu machen, während die Sanduhr unerbittlich leerläuft. Oft genug sorgt das eine zu viel genommen Plättchen für völlig unroyales Fluchen am Spieltisch.
Spätestens nach zehn Runden ist Schluss mit „Tumult Royal“
Wie viele Runden gespielt werden, bestimmt der Spielverlauf. Spätestens nach zehn Runden ist Schluss. Gewinner ist, wer die meisten Statuen platzieren konnte. Bei Gleichstand ist der höhere monarchische Rang das Zünglein an der Waage.
Vater und Sohn Teuber haben aus all dem ein herausragendes Spiel mit einem gelungenen Mix aus Glück, Strategie, Schnelligkeit und Gemeinheit gemacht, das auch noch über einen variablen Spielplan passend zur Regentenzahl und eine Variante für Anspruchsvolle verfügt.

Wirklich empfehlenswertes Spiel
Die Tester regierten sich begeistert von Runde zu Runde. Dass die Kosmos-Erklär-App der Spielerschaft das leidige Anleitung-Lesen erspart, ist nur einer von vielen Gründen, warum „Tumult Royal“ wirklich empfehlenswert ist.
Schreibe einen Kommentar