Steffen Spiele hat eine Geschichte, die Verlagsgründer Steffen Mühlhäuser gerne erzählt. Bescheiden und zugleich voller Überzeugung. Gerade habe ich ihn auf der SPIEL 2023 getroffen, um mir dort „Ava“ zu kaufen. Die Jubiläumsedition, limitiert und signiert, ziert nun mein Regal. Und wird mich immer an die Begegnungen mit Mühlhäuser erinnern, die so positiv im Gedächtnis geblieben sind.

Vor allem natürlich der Besuch bei Steffen Spiele in Krastel im Jahr 2016. Und nun die Verabschiedung von einem zurückhaltenden, sympathischen Spielebegeisterten, der mit ungewöhnlichem Verlagskonzept 20 Jahre lang unaufgeregt, aber bestimmt auf seine Spiele aufmerksam gemacht hat. Hochwertig sind die Steffen-Spiele-Spiele, abstrakt, taktisch geprägt und fast immer ohne fixen Spielplan und gerne mit viel Holz oder sonstigen Naturstoffen wie Bambusstäbe bei „Linja“ oder Bohnen. Bohnen? Ja, Bohnen. Wir kommen noch darauf zurück.
Das erste Spiel für 25 Jahren
Wie waren die Anfänge? Mühlhäuser erzählt am Stand in Essen: „Mein erstes Spiel habe ich vor 25 Jahren gemacht. Ich habe es Verlagen angeboten als junger Autor.“ Sie haben abgelehnt. Aufgeben? Kam nicht in Frage, also hat Mühlhäuser seinen eigenen Verlag gegründet und „Ava“ kam auf den Markt. 250 Stück gab es damals davon, von der Jubiläumsedition sind es diesmal 270.

Es folgten viele weitere Spiele, aber „Copa“ ist Mühlhäusers Lieblingsprojekt, an dem viel getüftelt wurde. In der Schachtel stecken vier Spiele, die alle mit dem gleichen Spielmaterial auskommen: Holzschalen und getrocknete weiße Bohnen. Fragt nicht, ich hab sie oft unter Regalen herausgefischt. Das andere Lieblingsprojekt ist „Linja“. Warum? „Weil es seit 20 Jahren unverändert ist und nach ,Ava‘ mein zweites Spiel war“, erklärt der Nicht-mehr-Verleger, der hin und wieder aber noch als Autor in Erscheinung treten will. Es ist ein klasissches Spiel von Steffen Spiele. „Wenig Material, ohne Spielbrett, ich wollte es komplex machen und zugleich so simpel wie möglich“, verrät der gebürtige Neustadter, was auf so viele seiner Werke zutrifft.

Erst Bärenpresse, dann Steffen Spiele
Und jetzt? „Nach der Messe ist Schluss“, berichtet Mühlhäuser. Oder, wie er es in einer Mitteilung zu dem Thema selbst schrieb „Der ,Ex-Verleger‘ verabschiedet sich in den Teil-Ruhestand.“ Weiter geht es für seinen Verlag als eigene Linie. Der Name Steffen Spiele bleibt wie auch die Verlagswebsite und steht weiterhin für schöne Spiele aus Holz, nur jetzt eben unter dem Helvetiq-Dach. Der Autor Mühlhäuser will seine künftigen Entwicklungen zunächst Helvetiq anbieten, dann aber auch anderen Verlagen „wie jeder andere auch“.

20 Jahre lang hat er zunächst die Bärenpresse verantwortet, die Kinderbücher, Drucke, Postkarten, Briefpapier und schließlich Bastelbögen auf den Markt brachte. Es folgten 20 Jahre mit viel Einsatz, Herzblut und Leidenschaft für Steffen Spiele. „Ich wollte und will nicht mein ganzes Leben lang das selbe machen“, betont Mühlhäuser, der ursprünglich Grafiker war. Jetzt will er vor allem unterwegs sein, reisen. „Und ich spiele Gitarre, ich möchte auch Musik machen“, verrät er.
Erfahrungen als Verleger und Autor
Viel gelernt und mitgenommen hat er aus den 20 Jahren als Verleger und Autor. „Als junger Spieleautor hast du das Gefühl, du erfindest das Rad neu. Wenn du ein Spiel anbietest, bist du fasziniert davon. Aber man überschätzt sich da völlig. Die Lehre war: Die ersten zehn Spiele werden nicht veröffentlicht. Früher dachte ich, ich muss 250 Spiele machen. Das muss ich nicht mehr. Eher noch eins. Und dann noch eins“, gewährt Mühlhäuser Einblicke in seine Überlegungen damals und heute.

Früher habe eine Spielesammlung gereicht mit „Mensch ärgere dich nicht“, „Halma, „Mühle“, „Dame“, „Schach“ und „Backgammon“. Darum denkt er inzwischen: „Es kommt nicht auf jedes neue Spiel an, sondern auf das Spielen. Spiele sind ein Instrument der Begegnung.“ Und dem ist nichts hinzuzufügen.
Froh über Helvetiq
Ich freue mich wirklich sehr darüber, dass mit Helvetiq ein Verlag Steffen Spiele übenommen hat, der diesen laut Pressemitteilung mit dem Ziel weiterführt, auch in Zukunft „zeitlose, ästhetische und umweltfreudliche Holzspiele“ für ein „breites, internationales Publikum zugänglich zu machen“. Das Erbe von Mühlhäuser verdient genau das. Danke, Steffen!
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