Santiago: Harte Arbeit beim Obstanbau

Bei „Santiago“ wollen wir Plantagen betreiben, um die herum es allerdings reichlich trocken ist. Wasserkanäle müssen angelegt werden, um Bananen, Paprika, Kokosnuss, Wassermelone und Trauben gedeihen zu lassen. Und das ist auch im Spiel ganz schön harte Arbeit. Statt mit Spaten und Hacke aber dann doch eher im Kopf. Mit „Santiago“ hat der polnische Verlag Trefl einem beliebten Kennerspiel einen gelungenen Neuanstrich verpasst.

  • Autor: Claudia Hely & Roman Pelek
  • Illustration: Tomek Larek
  • Spielerzahl: zwei bis fünf
  • Alter: ab zehn Jahren
  • Dauer: 60 Minuten
  • Lustige Startspielerbestimmung: wer zuletzt ein Feld oder seinen Garten bewirtschaftet hat
  • Verlag: Trefl

Jeder Plantagenbauer hat zu Beginn zwei Kanäle, das sind ein blaues und ein weiteres Stäbchen in seiner Spielerfarbe sowie seine 22 Holzwürfel als Arbeiter. Das Startkapital sind jeweils zehn Escudos. Zudem werden weitere blaue Stäbchen, lustig gezeichnete Geldscheine und die Feldfrucht-Plättchen bereit gelegt.

Wasserquelle als Startpunkt

Vor dem ersten Zug wird die Wasserquelle, ein blauer Holzzylinder auf eine Wegkreuzung des Spielplans gelegt, außerdem kommen die drei Holzpalmen auf beliebige Felder. Je nach Spieleranzahl werden die Feldkarten mit dem zu erntenden Obst und Gemüse in Stapel unterteilt am Rand geparkt.

Ziel von „Santiago“ ist es, möglichst zusammenhängende bewässerte Plantagen von Obst- und Gemüsesorten zu haben, auf denen auch noch eigene Arbeiter ihren Dienst tun. Was einfach klingt, hat Hürden: die Auktion, der Bau der eigenen Felder und des Kanals.

Wer am meisten bietet, darf zuerst wählen

Zu Beginn jeder Runde wird von jedem Stapel eine Feldkarte aufgedeckt. Nacheinander – oder beim Spiel zu zweit verdeckt gleichzeitig – geben die Spieler ein einziges Gebot ab. Wer am meisten bietet, muss bezahlen, darf dann aber als erstes eine Feldkarte nehmen und für sich am günstigsten mitsamt einem oder zwei eigenen Arbeitern auf dem Spielplan platzieren. Flächen mit gleichen Waren, auf denen eigene Arbeiter aktiv sind, bringen am Ende die meisten Punkte.

Wer gerade pleite ist oder nicht mitbieten will, kann passen. Der Erste, der das tut, wird der Kanalbauer der Runde. Und das ist ein essenzieller Job in diesem Spiel.

Essenzielle Wasserversorgung bei „Santiago“

Denn die Felder bringen nur Ernte und Punkte, wenn sie mit Wasser versorgt sind, also horizontal oder vertikal auf dem Spielplan an einen Kanal angrenzen. In jeder Runde, in der das nicht der Fall ist, verliert ein Feld einen darauf platzierten Arbeiter. Ist kein Arbeiter mehr da und immer noch kein Wasser in Sicht, verdorrt das Feld, wird auf die Rückseite gedreht und bringt am Ende gar nichts mehr.

Folglich will man den einzigen Kanal, der in jeder Runde gebaut werden darf, natürlich möglichst zur Versorgung der eigenen Plantage eingesetzt haben. Dafür muss man entweder selbst der Kanalbauer sein – oder es gibt die nächste Auktion. Man könnte es auch die Bestechung des aktuellen Kanalbauers nennen. Alle Spieler dürfen ihr eigenes, farbiges Kanalstäbchen an die Stelle des Spielplans legen, die sie gerne für den zu buddelnden Kanal hätten, und das mit einem entsprechenden Betrag an Escudos untermauern, die der Kanalbauern einstreichen dürfte. Die Spieler dürfen gar Allianzen bilden und zusammen für eine Kanalposition bieten.

Munteres Geschachere am Spieltisch

Der Kanalbauer kann eines der Angebote annehmen und das Geld kassieren. Dann landet der Kanal an der gewünschten Stelle. Oder er baut ihn selbst da, wo er ihn brauchen kann – muss aber dann einen Escudo mehr als das höchste Gebot an die Bank zahlen. Munteres Geschachere am Spieltisch kann der zu bauende Kanal auslösen – ein höchst unterhaltsames Element im Spiel, das durchaus für einiges Gefluche bei den Gescheiterten verursachen kann.

Danach hat jeder Spieler die Chance den einen blauen Kanal zu bauen, den er selbst im Vorrat hat. Das ist ein Notnagel, mit dem zu verhindern ist, dass eigene Anbaufläche vertrocknet, weil man partout nicht den Kanal an die richtige Stelle bekommt. Das ist aber nur einmal pro Spiel und Spieler möglich, will also mit Bedacht eingesetzt werden.

Palmen bringen Pluspunkte bei „Santiago“

Apropos vertrocknen: Was möglicherweise verdorrt wird am Ende der Kanalbauerei geprüft. Danach erhält jeder Spieler drei Escudos von der Bank und die nächste Runde beginnt wieder mit der Auktion um die Feldware, ehe es wieder um die Kanäle geht. Drei Escudos? Ja, genau, das ist ganz schön wenig, um nicht zu sagen: Es reicht einfach nie für das, was man alles bieten und tun möchte.

Je nach Spielerzahl endet die Partie nach neun bis elf Runden. Dann wird gewertet. Punkte gibt es für die Anzahl der zusammenhängenden Plättchen einer Sorte, multipliziert mit den eigenen Arbeitern, die sich darauf befinden. Das kann dafür sorgen, dass zwei oder mehr Spieler unterschiedlich viele Punkte für das gleiche Feld bekommen, weil sie mal mehr, mal weniger Arbeiter darauf platziert haben. Wer ein Feld zu einer Palme gelegt hat, darf sie auf das Feld stellen, sie zählt in der Schlusswertung dank ihres Einsatzes als Schattenspender als zusätzlicher Arbeiter des Spielers, der mindestens einen eigenen Arbeiter auf dem Feld hat.

Anspruchsvoll und nichts für Einsteiger

„Santiago“ ist ein anspruchsvolles Spiel, das Neulinge überfordern könnte, weil die sehr beschränkten Finanzmittel mit viel Überlegung eingesetzt werden wollen und am Ende doch das meiste, was man sich so ausgedacht hat, nicht funktioniert. Ausgebuffte Taktiker und Hobby-Auktionatoren werden jedoch ihre Freude haben im Bieterwettstreit um Felder und deren Bewässerung.

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