Potion Explosion: Rumms mit Murmeln

Wir befinden uns an der Horriblen Hochschule für handfeste Hexerei und stehen kurz vorm Examen in Sachen Zaubertränke. Und ich kann euch sagen: Da kracht’s gewaltig. „Potion Explosion“ heißt das passende Spiel, bei dem bunte Murmeln clever aus Rutschbahnen genommen werden müssen, um dank Kettenreaktionen – den namengebenden Explosionen – möglichst viele davon zu erhalten. Das bestens für Einsteiger geeignete Familienspiel hat hohen Unterhaltungswert, was bei Weitem nicht nur an der tollen Ausstattung der zweiten Edition liegt.

  • Autor: Lorenzo Silva, Andrea Crespi, Stefano Castelli
  • Illustration: Giulia Ghigini
  • Spielerzahl: zwei bis vier
  • Alter: ab acht Jahren
  • Dauer: 30 bis 45 Minuten
  • Lustige Startspielerbestimmung: wer zuletzt irgendetwas zusammen gemischt hat
  • Verlag: Horrible Guild/HeidelBär

Zu Beginn werden die Zutaten der Tränke in Murmelform – blaue Einhorntränen, roter Drachenqualm, schwarzer Ogerschleim und gelbe Feenhaarschuppen – in den regalartigen Zutatenspender gefüllt. Erst lässt eine abschüssige Fläche mit Löchern sie im Inneren verschwinden. Dann kullern sie in fünf schrägen Bahnen á acht Kugeln wieder heraus, die Anordnung ist zufällig.

Ziel eines Zugs ist die namengebende Potion Explosion

Jeder Spieler erhält einen Arbeitstisch, auf dem zwei Tränke gleichzeitig gebraut werden können und am Rande noch ein Gefäß für zwischengeparkte Zutaten bereit steht. Außerdem zieht jeder zwei der einfachen Start-Trankfläschen, legt sie in die Mulden im Arbeitstisch und los geht die wilde Brauerei.

Wer an der Reihe ist, darf genau eine Murmel aus dem Regal nehmen. Dadurch rutschen Murmeln von oben nach unten in der Bahn nach. Prallen nach der Entnahme zwei gleichfarbige Kugeln aneinander, ist das eine Potion Explosion und die beiden und auch alle noch angrenzenden Kugeln der gleichen Farbe dürfen herausgenommen werden. Treffen danach beim Nachrutschen wieder zwei gleichfarbige Kugeln aufeinander, gibt es die nächste Explosion und so weiter und so … Ihr versteht schon. Wie gesagt: Es kracht nahezu ständig im Zaubertranklabor.

Mit Murmeln Zaubertränke brauen und danach trinken

Hat es ausgeknallt, darf der Zaubertrankschüler die gesammelten Murmeln aus seiner Hand in die farblich passenden Mulden auf den Zaubertrankflaschen legen. Je nachdem, wie viele Punkte sie am Spielende bringen, müssen mehr oder weniger Murmeln und Farben zusammengeklaubt werden. Können nicht alle Kugeln auf die Trankflaschen, weil keine passende Farbe mehr frei ist, dürfen sie auf das Ablagegefäß gelegt werden. Wer sie später braucht, darf sie in einem seiner nächsten Züge nutzen.

Ist ein Trank fertig gebraut, kommen die Murmeln zurück in den Zutatenspender und der Trank landet umgedreht neben dem Arbeitstisch. Nun ist die mit Flüssigkeit gefüllte Seite zu sehen – die auch benutzt werden kann. Die Zauberlehrlinge trinken also während der Prüfung ihre Tränken, um dadurch noch mehr Tränke zu brauen. Dank eines getrunkenen Tranks darf ein Spieler bestimmte Kugeln in bestimmten Bahnen oder Konstellationen nehmen oder Murmeln beliebig statt farblich passend ablegen. Bei einem geleerten Trank wird die Flasche auf den Kopf gedreht, um zu signalisieren, dass sie leer ist. Punkte bringt sie am Ende trotzdem. Insgesamt gibt es acht Tranksorten, pro Spiel werden nur sechs benutzt, sodass die Kombination der Tränke immer wieder wechselt.

„Potion Explosion“: Bemerkenswert kreativ mit dem Zeug zum Dauerbrenner

Wenn nötig, kann man den Professor um Hilfe bitten, dann darf eine beliebige Murmel entnommen werden, was am Ende aber auch zwei Minuspunkte bringt. Sowohl die Hilfe des Professors als auch das Trinken eigener Tränke darf eine Hexe jederzeit während eines eigenen Zugs ausführen, egal ob am Anfang oder am Ende. Wer drei Tränke einer Sorte oder fünf verschiedene Trankarten gebraut hat, erhält jeweils einen Zauberkunstorden. Je nach Spieleranzahl gibt es eine begrenzte Menge dieser Orden, ist der letzte genommen, spielen die magischen Hochschüler die Runde noch zu Ende. Danach werden die Punkte der Tränke und Orden und Minuspunkte der Professorenhilfe zusammengezählt. Wer die meisten Punkte hat, ist in diesem Jahrgang der beste Zaubertrankbrauer und gewinnt.

„Potion Explosion“ ist ein bemerkenswert kreatives Familienspiel, dass das Zeug zum Dauerbrenner hat – und das nicht nur wegen der aufgemalten Bunsenbrenner. Die Ausstattung des Spiels ist hervorragend, die Murmelbahnen funktionieren bestens. Außerdem haben Jung und Alt großen Spaß am Auslösen der Explosionen. Dann sind auch noch während dessen ganze Zug-Trink-Kombinationen möglich, die man in der Form mit Kindern gar nicht ausreizen muss.

Ausgesprochen lustiges, absurdes Pseudo-Latein

Man beachte auch die Schachtel des Grundspiels, auf deren Seiten höchst unterhaltsam erklärt ist, wie die Hexen und Zauberer Ogerschleim, Feenhaarschuppen, Einhorntränen oder Drachenqualm besorgen können. „Sumpfoger erkälten sich häufig. Geh in irgendein Moor. Nimm Papiertaschentücher mit. Folge dem Niesen“ ist nur ein Auszug davon. Aber Lesen und Lachen ist bei „Potion Explosion“ sowieso Programm, denn jeder Abschnitt in der Anleitung ist in absurdestes Pseudo-Latein übersetzt. Das Auslösen einer Explosion wird da als „Causare krachus bombastus“ bezeichnet, die Spielvorbereitungen als „Preparatio brettspilium“ und der Zauberkunstorden als „Lamettus protzus“. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden, um den Spaß beim eigenen Regelstudium – inklusive Lachanfall, als hätte es einen entsprechenden Trank gegeben – nicht zu verderben. Also, ihr lieben Zaubertrankschülerlein! Lasset die Murmeln explodieren! Es lohnt sich wirklich.

Erweiterungen/Aus der Reihe

Für „Potion Explosion“ sind (Stand November 2023) die Erweiterungen „Die fünfte Zutat“ und „Der sechste Student“ erschienen. „Die fünfte Zutat“ bringt eine weitere, als Joker nutzbare Murmelfarbe, neue Tränke und Professoren mit bestimmten Eigenschaften und Lob- und Tadelmarker (Plus- und Minuspunkte) ins Spiel. Da dürfen bei Pedantus Pingel keine Murmeln auf den Tisch fallen, bei Gravita Properphyll müssen die Tränke schichtweise von unten nach oben gebraut werden, was die ganze Planerei mitsamt Explosion nicht unerheblich erschwert. Um nur zwei der sieben Professoren zu nennen. „Der sechste Student“ kommt mit Material für bis zu sechs Spieler und noch mehr Tränke, Zutaten und Spielmodi.

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