Im Mittelalterlichen „Orléans“ wollen aufstrebende Einwohner ihren Einfluss mehren, Geld scheffeln, die Entwicklung der geschichtsträchtigen französischen Stadt voranbringen und dafür ihr eigenes Personal möglichst intelligent einsetzen. Das umfangreiche Kennerspiel von Reiner Stockhausen überzeugt in allen Belangen.

Grundlage aller Aktionen sind Personenplättchen, die jeder nach und nach im eigenen Stoffbeutel sammelt und zu Beginn jeder der 18 Runden zufällig zieht – die Glückskomponente im Spiel. Je nach Ort auf dem eigenen Tableau sind verschiedene Zweier- oder Dreier-Kombinationen von Bauer, Ritter, Gelehrtem, Händler, Handwerker oder Schiffer nötig. Ist die Kombination vollständig, gibt’s ein weiteres Personenplättchen und direkte oder indirekte Folgen.
Jedes Plättchen hat Auswirkungen bei „Orléans“
Bauern bringen Waren, Gelehrte Entwicklungspunkte und Schiffer Münzen. Händler erlauben den Bau eines neuen Gebäudes. Zieht dort später das richtige Personal ein, sorgt das wiederum für Waren, Münzen oder Punkte. Wer viele Ritter hat, darf mehr Personen ziehen. Relativ teuer sind Mönche, sie sind aber deshalb wertvoll, weil sie als Joker für alle anderen Plättchen dienen. Und dann wären da noch die praktischen Handwerker, die Technikräder im Gepäck haben. Und die können dauerhaft den Arbeitsplatz einer Person einnehmen.
Wer Personen ins Rathaus schickt, um die Stadt zu unterstützen, wird mit Münzen oder Entwicklungssschritten belohnt. Außerdem wird auf Zählleisten auf dem detailreichen, aber nicht überfrachteten Spielplan markiert, wie viele Personen von welcher Sorte ein Spieler hat. Je mehr, desto besser ist es für den Spielerreichtum.

Händler ziehen von Ort zu Ort
Waren können auch durch Händlerfiguren erworben werden. Die ziehen auf dem Spielplan von Ort zu Ort, wo sie Kontore errichten können. Als ob all das noch nicht genug wäre, startet jede Runde mit einer Ereigniskarte von Wallfahrt über Ernte bis Pest. Je nachdem kostet oder bringt das Personen, Waren oder Geld. Am Ende steht eine Schlusswertung mit ein wenig Rechenaufwand, weil fast alles irgendwie Punkte bringt.

Klingt kompliziert? Ist es aber nicht. Beim Auspacken von „Orléans“ ist man erst mal fast erschlagen vom Material. Holzwürfel, Münzen, Figuren, Plättchen, ein großer Spielplan, hier ein Tableau, dort eine Spielplanergänzung – ganz schön viel zu sortieren und platzieren. Und dann 18 Runden spielen?
Gut durchdachtes Kennerspiel für Einsteiger
Was nach unübersichtlichem Strategiemonster klingt, ist bei aller Komplexität ein außerordentlich gut durchdachtes Spiel bei dem absolut nichts zu viel ist, sondern alles passt. Gerade für Spieler, die wenig Erfahrung mit Kennerspielen haben, dürfte „Orléans“ ein richtig guter Einstieg sein, der auch nach mehreren Partien abwechslungsreich bleibt.
Das brachte „Orléans“ Nominierungen zum „Kennerspiel des Jahres 2015“ und für den „International Gamers Award“ ein. Die Wiener Spieleakademie hat „Orléans“ im Jahr 2015 als „Spiele-Hit für Experten ausgezeichnet.
Erweiterungen
Für „Orléans“ gibt es auf der Verlagsseite www.dlp-games.de Varianten und zusätzliches Material für einen fünften Spieler sowie weitere Plättchen. Außerdem gibt es die Erweiterungen „Invasion“ und „Handel & Intrige“. Inzwischen gibt es auch „Orléans – Stories“, ein eigenständiges Spiel. Ende 2024 ist eine Jubiläumsedition mit allen bisher erschienenen Teilen sowie Bonusinhalten erschienen in wunderschöner Verpackung.
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