Der Geist eines Ermordeten geht um im Warwick-House. In der Samhain-Nacht, auch als Halloween bekannt, macht sich bei „Mysterium“ eine Gruppe von Spiritisten um Hausherr Conrad MacDowell auf, um in einer Séance herauszufinden, wer den Hausdiener umgebracht hat. Das Problem: Der Geist kann nur – gelinde gesagt – krude Visionen übermitteln, aus denen die Hellseher auf Täter, Tatort und Mordwaffe schließen müssen.


Was zunächst nach einem Cludeo-Abklatsch klingt, macht großen Spaß und bringt schnell die Köpfe zum Qualmen. Je nach Spieleranzahl werden Täter-, Tatort- und Mordwaffenkarten gezogen. Der Geist sortiert aus seinen identischen Kartenstapeln die gleichen Karten heraus und weist verdeckt jedem Spiritisten einen Täter, einen Tatort und eine Waffe zu. Die richtige Kombination kennt nur der Geist, verborgen hinter seinem Sichtschirm. Die Karten der Spiritisten werden in der Tischmitte ausgelegt. Die Spieler müssen nun in der Zeit von ein bis sieben Uhr – eine Stunde ist eine Spielrunde – versuchen, jeweils ihre drei richtigen Karten herauszufinden.
Geist kommuniziert bei „Mysterium“ nur mit wunderschönen Visionskarten
Der ansonsten kommunikationsunfähige Geist unterstützt das mit Visionen. Beliebig viele seiner sieben Visionskarten kann er dem ersten Spiritisten geben, um ihn zum richtigen Täter zu führen. Danach füllt er seine Visionskarten wieder auf und sucht passende Karten für den nächsten Hellseher. Sobald alle ihre Visionen gesendet bekommen haben, wird eine Sanduhr umgedreht. Solange der Sand rieselt, beraten die Spiritisten, was der Geist womit gemeint haben dürfte.

Beispielsweise könnte der Zylinder auf der Visionskarte auf den Magier hindeuten, eine Karte mit Wald im Hintergrund auf den Jäger. Das Problem: Die wirren Visionen des Geists zeigen zugleich meist noch vieles andere. Vielleicht hat der Geist bei der mit Sternen geschmückten Kanone gar nicht an Artisten , Zirkus und damit den Magier gedacht, sondern hatte sonst keine Karte mit einem großen Rad, das wiederum auf den Rennfahrer verweisen soll.

Kristallkugel und Hellsichtmarker
Was bei Täter und Tatort schon schwierig ist, wird bei der Mordwaffe zur echten Herausforderung. Speziell das Bügeleisen oder die Hantel brachten so manchen Geist an den Rand der jenseitigen Verzweiflung.
Wer glaubt, seine Vision richtig gedeutet zu haben, stellt seine farbige Kristallkugel auf die entsprechende Karte. Danach können die Spieler noch mit Hellsichtmarkern zeigen, ob sie glauben, andere Spiritisten haben ihre Kristallkugeln auf die richtige oder falsche Karte gesetzt. Wer recht hat, bekommt Hellsichtpunkte, die in der Schlussrunde wichtig sind.
Das große Finale mit der letzten Vision
Sobald alle Spieler ihre Karten herausgefunden haben, versucht der Geist den Spiritisten in einer letzten großen Kraftanstrengung mit einer gemeinsamen Vision mitzuteilen, welche Kombination die tatsächlich richtige ist. Dafür wählt er drei weitere Visionskarten aus, je eine mit Bezug auf eine der Karten des richtigen Dreierpakets. Je nach Hellsichtspunktzahl sehen die Spiritisten eine, zwei oder drei dieser Visionskarten. Sie stimmen verdeckt ab, welche Kombination sie für die richtige halten.
Haben sich die meisten Spieler richtig entschieden, ist der Geist befreit und kann in Frieden ruhen. Liegen sie falsch, muss der Spuk bis zum nächsten Samhain weitergehen. Das gilt auch, wenn es nicht alle Spieler in den sieben Runden bis zur finalen Vision schaffen.
Drei Schwierigkeitsstufen bei „Mysterium“

Für die Lösung des Falls gibt es drei Schwierigkeitsstufen. Einerseits wird die Auswahl an möglichen Kombinationen größer, andererseits darf der Geist seltener seine Visionskarten durch neue ersetzen. Beim Raten, was der Geist gemeint haben könnte, ist viel Kommunikation am Spieltisch nötig, die durchaus in die eine oder andere Diskussion ausarten kann.
Oleksandr Nevskiy und Oleg Sidorenko haben sich mit „Mysterium“ ein grandioses kooperatives Spiel mit ausgeklügeltem System ausgedacht. Der Sichtschirm, die Spielrunden anzeigende Standuhr, die Anleitung mit Briefen und Charaktervorstellungen, die Spiritisten- und Visionskarten: All das ist atmosphärisch wunderbar stimmig gezeichnet – dafür gab’s 2016 den deutschen Spielgrafikpreis „Graf Ludo“. Geister mit viel Fantasie, Spiritisten mit detektivisch-kreativem Spürsinn und all jene, die es werden wollen, können mit „Mysterium“ ganze Nachmittage und Abende ohne auch nur einen Hauch gruseliger Langeweile verbringen.
Passender Soundtrack zum Download
Übrigens auch mit passendem Soundtrack zum Download vom ursprünglichen Verlag Libellud, der entsprechende QR-Code ist in der Anleitung zu finden.
Erweiterungen
Für „Mysterium“ sind (Stand August 2023) die Erweiterungen „Lügen und Geheimnisse“ und „Verborgene Zeichen“ erschienen. Außerdem gibt es das eigenständige Spiel „Mysterium Park“ und die Kinder-Variante „Mysterium Kids“, die Kinderspiel des Jahres 2023 geworden ist.



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