Passend zu 500 Jahre Reformation haben sich Klaus Zoch und Rüdiger Dorn ein komplexes Kennerspiel ausgedacht, in dem es um Sünden, Ablasshandel, Freudenhäuser, Himmel und Hölle geht. „Mea Culpa“ ist nichts für Anfänger im schwierigen Kampf um Erlösung von den größeren und kleineren Sünden. Ach ja, nebenbei werden auch noch Dome für das Seelenheil der Spieler gebaut.
Ziel des Spiels ist es, mit der eigenen „Armen Seele“ möglichst nah an die Himmelspforte zu gelangen – oder wenigstens die anderen hinter sich zu lassen. Dann holt sie nämlich zuerst der Teufel. Also müssen Ablassbriefe her. Die sind aber gar nicht so einfach zu bekommen.
Rollenwahl durch Kerbholz-Sünden
Dafür schlüpfen die Spieler immer zu Rundenbeginn in die Rollen von Pabst, Kaiser, Händler und kleinem Sünder. Wer wen übernimmt, beeinflussen die Spieler selbst, nämlich dadurch, wie viele Sünden sie sich aufs Kerbholz laden. Das ist eine nett gemachte sechseckige Kartonsäule, die tatsächlich ein klein wenig einem Stück Holz ähnelt, in das Striche geritzt wurden.
Mit den Strichen, also Sünden wird von Beginn an gezockt. Gold kann – wie sollte es anders sein – zum Zünglein an der Sündenwaage werden. Nun wetteifern die Spieler um Waren für den Bau des Doms, für den Kauf von Ablassbriefen oder für schöne Stunden im Freudenhaus, die aber das Kerbholz wiederum mit dem nächsten Strich versehen.
Ständiges Nachschlagen in Anleitung von „Mea Culpa“
Allein der Aufbau des umfangreichen Spielmaterials dauert seine Zeit. Das Studium der 24-seitigen Anleitung ebenfalls. Und legt das Machwerk nicht zu weit weg, ihr braucht es zum Nachschlagen in den ersten Runden häufiger, um nicht zu sagen: ständig.
Wer darf was an welcher Stelle seines Zuges? Warum genau soll ein Spieler Steine in den Sündenpfuhl werfen, und welchen Vorteil zieht man daraus? Warum sollten Waren in die geheimen Spendenboxen gepackt werden, statt etwas dafür zu kaufen?
Zu viele Möglichkeiten pflastern den Weg
Bis zwei der drei Dome stehen, bis Ablassbriefe gekauft, im Bordell mitgenommen oder sonst wie erstanden sind, geht einige Zeit ins sündige Land. Es ist wahrlich nicht einfach, sich eine Taktik zurechtzulegen, zu viele Möglichkeiten, die scheinbar wenig, aber dann doch viel miteinander zu tun haben, pflastern den Weg zur Himmelspforte.
„Mea Culpa“ ist daher ein Spiel, das offenbar eine Menge Geduld und mehrere Runden braucht, um richtig in ein den Flow einer Partie zu kommen. Die aus erfahrenen Spielern bestehende Testrunde hatte irgendwann nicht mehr die Engelsgeduld, um sich weiter mit den Sünden zwischen Himmel und Hölle herumzuschlagen.
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