Krakel Orakel: Ganz andere Leitlinien

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Wenn ein Spiel „Krakel Orakel“ heißt, muss es zwangsläufig etwas mit Zeichnen zu tun haben. Und weil ein Orakel bekanntermaßen selten verständlich kommuniziert, ist bestimmt auch noch ein gewisses Maß an Interpretation nötig. Während andere Orakel gern in verworrenen Reimen sprechen, sind hier die Stifte an der Reihe – aber bitte nur auf bereits vorhandenen Linien und dann auch noch kooperativ! Das ist eine kreative Spielidee, mit der sich „Krakel Orakel“ die Nominierung zum Spiel des Jahres 2025 gesichert hat. Es misst sich mit dem favorisierten Deduktionsspiel „Bomb Busters“ und dem Push-your-luck-Kartenspiel „Flip7“.

  • Autor: 7 Bazis & White Castle Games
  • Layout: Ramona Gaar
  • Spielerzahl: zwei bis acht
  • Alter: ab zehn Jahren
  • Dauer: 20 bis 40 Minuten
  • Lustige Startspielerbestimmung: je nach Phase: alle spielen gleichzeitig/wer zuletzt ein Kunstwerk betrachtet hat
  • Verlag: Topp

In der Box sind acht Krakeltafeln, acht abwischbare Stifte und 240 Orakelkarten, die je zwei Begriffe zeigen. Zusätzlich braucht die Runde noch einen Timer, der zwei Minuten läuft, egal ob Sanduhr, Stoppuhr oder Handy. Die Orakelkünstler einigen sich auf die einfachen (schwarz auf weiß) oder schwierigeren Begriffe (weiß auf schwarz), jeder bekommt eine Krakeltafel und einen Stift.

In vier Runden krakeln, dann orakeln

Eine Partie „Krakel Orakel“ besteht aus vier Runden, die aus jeweils zwei Phasen bestehen. Völlig überraschend sind das das Krakeln und das Orakeln. Fürs Krakeln erhalten alle Spielerinnen eine Orakelkarte, die die anderen nicht sehen dürfen. Sobald alle ihren eigenen Begriff kennen, startet jemand den Timer. Dann malen alle gleichzeitig auf ihrer Krakeltafel den Begriff.

Aber nicht freihand, oh nein! Auf den Krakeltafeln sind auf Vorder- und Rückseite wirre, gepunktete Linien eingezeichnet, keine Tafelseite gleicht irgendeiner anderen Tafel. Das Bild, das den Begriff darstellen soll, darf nur auf den bereits vorhandenen Linien entstehen. Eine Spielerin darf zu Beginn entscheiden, wo auf ihrer Tafel oben und unten ist, dann an beliebiger Stelle einer Linie stoppen, den Stift absetzen, mehrere Dinge nebeneinander zeichnen. Nicht erlaubt ist es, Zahlen oder Buchstaben zu krakeln.

Kooperatives Begriffe-Aussortieren bei „Krakel Orakel“

Meint ein Spieler, fertig zu sein, legt er die Tafel so, dass alle sie gut sehen können und platziert zur Orientierung den Stift am unteren Rand der Tafel. Spätestens, wenn die zwei Minuten um sind, müssen alle aufhören zu zeichnen.

Es folgt das Orakeln. Die Orakelkarten aller Spielenden werden verdeckt mit nochmal so vielen Karten vom Stapel gemischt und dann offen in der Tischmitte verteilt. Es liegen jetzt also doppelt so viele Karten aus, wie Spieler gekrakelt haben.

Sinnvolle Sonderregel für zwei und drei Spieler

Reihum wirft nun jeder Spieler einen Begriff raus, den er auf keiner Krakeltafel erkennen kann. Damit die Orakelei bei zwei oder drei Spielern nicht zu einfach ist, landen jeweils so viele Orakelkarten in der Tischmitte, dass jeder zwei falsche Begriffe ausschließen muss.

Am Ende bleibt pro Spielerin eine Karte liegen. Sind die Begriffe tatsächlich die, die gezeichnet wurden? Dann heißt es: Freude am Tisch und auf in die nächste Runde. Noch ein Beispiel:

Niederlage bei zu vielen „Krakel Orakel“-Fehlern

Hat aber jemand einen gekrakelten Begriff falsch aussortiert, gibt es einen Fehlerpunkt. Das kann schnell mal passieren, wenn man sich nicht sicher ist, ob etwas ein Hammer oder eine Axt sein soll.

Hier ist Teamwork wichtig – wer die Axt gezeichnet hat, sollte auf jeden Fall den Hammer aussortieren, um Verwechslungsgefahr zu vermeiden. Die Spielenden verlieren, wenn sie in vier Runden oder vorher schon mehr Fehlerpunkte gesammelt haben, als Personen am Tisch sitzen. So oder so endet eine Partie „Krakel Orakel“ nach vier Runden mit Krakeln und Orakeln.

Hoher Wiederspielwert

„Krakel Orakel“ ist kreativ, für mich aber nicht unbedingt ein Spiel des Jahres. Dazu hat es mich nicht genug überzeugt. Die einfachen Begriffe sind meistens irgendwie machbar, bei manchen davon und bei vielen der schwierigeren haben aber alle am Tisch große Fragezeichen überm Kopf, wie das auf den vorgegebenen Linien darstellbar sein soll. Eine Architektin, Napoleon oder eine Seuche zum Beispiel – da werden die Fehlerpunkte gleich sehr viel wahrscheinlicher. Das kann nicht nur, aber gerade auch bei jüngeren Orakel-Kraklern für Unmut sorgen.

Mit 240 Karten ist der Wiederspielwert sicher gegeben, sie sind in unserer Version aber unerfreulich gebogen. Ansonsten gibt es an Material und Verpackung nichts auszusetzen. Es ist einfach nur nicht meine Art Spiel. Wer Spaß mit Zeichnen, kooperativen Spielen und eine gewisse Frustrationstoleranz für nicht passende Linien hat, hat mit „Krakel Orakel“ sicher seine Freude.

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