Es gibt sie, diese Spiele, die man sieht, testet und aus Gründen euphorischer Begeisterung nicht mehr hergeben möchte. „Honey Buzz“ von Paul Salomon ist so eins. Von der herausragenden Ausstattung bis zu den grandios ineinandergreifenden Spielmechanismen ist es ein durch die Bank gelungenes, wenn auch nicht ganz günstiges Strategiespiel um Honig, Bienen und Waben.
Es wird Frühling im Wald von Sweetwater Grove, und die Bienenkönigin plant, den Honig ihres Völkchens auf dem Waldmarkt zu verkaufen – dann hören Bär, Fuchs und Co. vielleicht endlich auf, den Stock ungefragt zu plündern. Also: Ran, ihr fleißigen Bienchen an die Planung und Produktion, die Oberbiene kann sich schließlich nicht um alles kümmern. Wer am Ende am erfolgreichsten agiert, wird zum Vorsitzenden des Wirtschaftsreichs der Königin ernannt. Wenn das kein Ansporn ist…
Zuallererst wird der eigene Teil des Bienenstocks aufgebaut. Mit je vier Start-Wabenplättchen geht’s los. Sie werden in variablen Startaufstellungen gelegt, damit’s nur ja nicht langweilig wird. Fortan hat die zuständige Buchalterbiene viele, aber sehr logische Aktionsmöglichkeiten für die eigene Fraktion an Arbeiterbienen.
Nektar sammeln bei „Honey Buzz“
Denn die können an fünf Stellen im Bienenstock aktiv werden. Es geht raus zum Nektarsammeln, es wird Honig daraus gemacht, es kann gehandelt oder eine Larve für eine weitere Arbeiterbiene schlüpfreif gemacht werden. Passt sonst nichts, nimmt man fünf Münzen oder zahlt ebenso viele für eine Jokerwabe, Dekret genannt.
All das bekommt die Arbeiterbiene aber nicht einfach so. Sie baut stattdessen die passende, aus zwei sechseckigen Feldern bestehende Wabe in den eigenen Teil des Bienenstocks. Sobald die Wabenplättchen eine leere Zelle komplett umschließen, wird jedes Feld aktiviert, das an dieser Zelle liegt und ein Aktionsfeld zeigt.
Passende Blüten gesucht
Beim Nektarsammeln wird die eigene Sammelbiene auf den großen Spielplan geschickt, wo sie nach bestimmten Regeln rücken darf, um an die passende Blüte zu kommen. Wird diese erreicht, darf ihr Nektar genommen und in eine der leeren Zellen zwischen den eigenen Waben gelegt werden. Blüten gibt es von Rosmarin, Akazie, Wildblume und Kirsche. Aber Achtung! Jeder Nektar braucht eine bestimmte Wabenanordnung, um einmal Honig werden zu können.
Klingt kompliziert, ist aber dank einer prima Übersichtskarte und farblichen Markierungen an den Wabenplättchen wirklich einfach. Landet die Sammelbiene auf einem leeren Feld oder einer Nektarart, für die man gerade keinen Platz hat, bekommt man Pollen als Ersatz.
Wird Honig produziert, legt man einen kleinen Fächer auf eine der Waben. Alle umliegenden Nektarplättchen stellen dann entsprechend ihrer Art Honig her, der sich in Form und Farbe unterscheidet. Wer handeln möchte, erfüllt Bestellungen der Waldbewohner oder verkauft Honig je nach Sorte oder Pollen auf dem Markt, wobei danach jeweils der Preis sinkt.
Münzen in Form von Bärentatzen, Eicheln und Blättern
Für die erhaltenen Münzen – in Form von Bärentatzen, Eicheln und Blättern – wiederum kann man sich in der nächsten Runde weitere Züge der Sammelbiene oder die Jokerwabe kaufen. Wer diese aktiviert, darf sich eine der anderen Aktionen aussuchen und ausführen.
Weil man für all das am Anfang bei „Honey Buzz“ deutlich zu wenig Bienchen hat, kommen die Larven ins Spiel. Wird eine solche aktiv, legt man eine Arbeiterbiene aus dem Vorrat in die Kinderstube. Kann oder will ein Spieler in einem Spielzug keine andere Wabenaktion erledigen, ruft er seine Arbeiterinnen zurück – und dann kommen auch alle Arbeiterbienen der eigenen Farbe aus der Kinderstube mit und sind fortan einsetzbar.
Der Wettbewerb der Königin bei „Honey Buzz“
Dann wäre da noch der Wettbewerb der Königin – drei Aufgaben der Kategorie Wettrennen oder Siegertreppchen. Der Lohn sind jeweils Münzen für die ersten drei Spieler. Beim Wettrennen geht es darum, eine Bedingung – beispielsweise: drei Bestellungen erledigen – möglichst schnell zu erfüllen. Beim Siegertreppchen wird bei Spielende verglichen, wer etwa den meisten Nektar oder die meisten leeren Zellen hat.
Eine Partie endet, wenn der Preis bei Honig und Pollen zu sehr gesunken ist, zwei der drei Bestellstapel oder die Wabenplättchen leer sind. Dann kommt die Schlusswertung, in der es für Honig, Pollen, Wettbewerb und Bestellungen Münzen gibt.
Durchdachter Einsatz der Arbeiterinnen
Wer die beste Buchhalterbiene werden will, braucht am Ende die meisten Münzen. Dafür sind geschickte Winkelzüge und der durchdachte Einsatz der Arbeiterinnen nötig. Das ist aber so vergnüglich, dass man die 90 Minuten Spielzeit gar nicht realisiert.
Bemerkenswert schön und detailreich ist das Spielmaterial von „Honey Buzz“ – Illustratorin Anne Heidsieck hat sich hier richtig ausgetobt. Die Spieler unterscheiden sich nicht nur in ihren Farben, sie haben auch ganz eigene Tableaus, eigene Sammelbienen und eigene Start-Wabenplättchen für ihren Teil des Bienenstocks. Mal haben die Larven eine grünes oder gelbes Mützchen auf, mal sind die Blumen nicht nur anders gefärbt, sondern auch gleich eine andere Sorte und vieles mehr.
Es gibt so viele Kleinigkeiten zu entdecken, da reichen zwei und fünf Spiele nicht. Seien es die putzigen Bestellkarten, auf denen die Wünsche von Stinktier, Fledermaus und Frettchen vermerkt sind, oder der kunterbunte und doch übersichtliche Spielplan mit Blumenwiese, Waldmarkt und Bienenstock.
Zwar ist „Honey Buzz“ kein Schnäppchen. Wer es sich aber gönnt, wird nicht enttäuscht sein – und kann es in der Solovariante sogar allein genießen.
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