„Five!“ ist zugleich Spielesammlung und Hilfsprojekt für Geflüchtete. Steffen Mühlhäuser, Chef des Verlags „Steffen Spiele“, wollte angesichts des allgegenwärtigen Themas helfen und hat in den Sammelunterkünften ein Problem gesehen: das Warten. Warten darauf, dass etwas passiert, dass man etwas tun darf. Das könne für die Menschen sehr belastend sein. Darum hat Mühlhäuser eine Minisammlung von fünf Spielen entworfen, die in einer Auflage von 7000 Stück erscheint. Per Crowdfunding hat er die Finanzierung gestemmt. Dann wurden die Spiele verteilt. An Menschen, die mit Flüchtlingen zu tun haben.
Sei es in einem Camp, sei es in einem Flüchtlingscafé oder einem anderen Integrationsprojekt. Über die Internetseite des Verlags konnte „Five!“ angefordert werden, mit einer Erklärung, wie viele Spiele für welches Flüchtlingsprojekt gebraucht werden. „Solange wir Spiele haben, verschicken wir sie kostenlos“, erzählte Mühlhäuser, den rasch viele Anfragen erreicht hatten.
„Ein tolles Abenteuer“ sagt Steffen Mühlhäuser über das Projekt „Five!“
Das Projekt sei aus Sicht des Spieleentwicklers ein „tolles Abenteuer“ gewesen. Ursprünglich stand „Five!“ für zwei Spiele. Jeweils das Ziel: Die zwei Spieler sollten von 16 weißen oder schwarzen Holzsteinen einmal mit einfachen, einmal mit komplexeren Regeln fünf in eine Reihe legen. „Das schwierige ,Take Five‘ war ist an sich selbst gescheitert, es war unspielbar“, sagt Mühlhäuser über die eigentliche Spielidee.
Bald gab es einen neuen Ansatz: „Five“ blieb als Name, es mussten dann eben fünf Spiele werden – mit den gleichen Steinen, was Mühlhäuser im Nachhinein als „Herausforderung“ bezeichnet. Außerdem wollte er „einfache Regeln, die Kinder und Erwachsene spielen können“. Die sind unter anderem auf Arabisch, Farsi, Urdu und Tigrinya enthalten, um den Geflüchteten den Zugang zum Spiel zu erleichtern.
Aus Würfelaugen wurden Formen bei „Five!“
Zuerst waren auf der einen Seite der Steine „nur“ Würfelaugen zu sehen. Das war dem Autor zu langweilig. Aus der Zwei wurde eine Linie, aus der Drei ein Dreieck, aus der Vier ein Quadrat. Und schon konnte ein Spiel Zahlwerte, ein anderes Formen zum Thema haben.
Ein Bluff-Spiel namens „Zahlenpoker“, eine Solitaire-Abwandlung, „Abräumen“ genannt, und das einfache Fünf-gewinnt sind nun in einer Box mit einer Art Hütchen-Spiel und einem neuen, komplexen Strategiespiel, bei dem nach bestimmten Regeln Türme gestapelt werden und das logischerweise „Torris“ heißt.
„Zahlenpoker“ und „Torris“
Beim „Zahlenpoker“ wählt jeder Spieler verdeckt einen seiner Steine. Dann decken alle gleichzeitig auf. Der höchste Stein gewinnt – aber nur, wenn er nicht doppelt oder gar dreifach vorkommt. Außerdem kann ein Spieler auch einmal mit „leerer Hand“ spielen und den Gewinnerstein klauen. Aber auch doppelte „leere Hände“ blockieren sich.
Beim knobelig-kniffligen „Torris“ werden die weißen und schwarzen Steine zunächst verdeckt in ein vier mal acht großes Raster im Schachbrettmuster ausgelegt und dreht. Ähnlich wie beim 2022 erschienenen „Tokan“ springen dann die Spieler mit ihren Steinen und bilden Türme, wobei sich jeder Stein entsprechend seiner Augenzahl bewegen kann. Und jeder Stein muss am Ende des Zuges auf einer höheren Ebene liegen als vorher. Kann kein Spieler mehr rücken, endet die Partie und die Türme bringen Punkte entsprechend ihrer Ebenenanzahl – man will also hoch hinaus.
„Menschen einen Moment der Abwechslung geben“
Spielbar ist „Five!“ teils von einem allein, aber auch von zwei oder mehr Spielern. „Eigentlich bin ich froh, dass ,Take Five‘ nicht funktioniert hat, weil jetzt etwas Besseres daraus geworden ist“, sagt Mühlhäuser.
Nach Besuchen im nahe liegenden Flüchtlingscamp am Flughafen Hahn hat er festgestellt: „Wir geben den Menschen mit den Spielen einen Moment von Abwechslung und lassen sie für kurze Zeit ihre Sorgen vergessen.“
Spiele über Website erhältlich
Um das vielen Flüchtlingen zu ermöglichen und „Five“ auch anderen Spielern zugänglich zu machen, hat Mühlhäuser sich eine Lösung überlegt: Er verkaufte die Spiele über die Website des Verlags. „Wer eines gekauft hat, bezahlte so viel, dass wir ein weiteres verschenken konnten.“ So konnte jeder, den die Sammlung interessierte, das Projekt unterstützen.
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