Mit „Dorfromantik“ ist Lukas Zach und Michael Palm ein herausragendes kooperatives Legespiel gelungen, das im Juli völlig zurecht den Titel „Spiel des Jahres 2023“ abgeräumt hat. Zunächst als Solospiel getestet, überzeugt „Dorfromantik“ in Mechanik und Ablauf auch in der Gruppe. Der Suchtfaktor ist groß. Man will gar nicht mehr aufhören zu spielen, könnte ja doch noch eine Box öffnen, ein Sonderplättchen freispielen oder eine Erfahrungskarte erfüllen.
Boxen, Sonderplättchen? Von vorne. „Dorfromantik“ besteht aus sechseckigen Plättchen, sogenannten Hexplättchen. Zunächst gibt es sie in zwei Varianten: Auftrags- und Landschaftsplättchen, die in getrennten, verdeckten Nachziehstapeln bereitstehen.
Landschaften und Aufträge
Für Wald, Getreide, Dorf, Gleis und Fluss gibt es jeweils die passenden Aufträge, die in Form von kleinen Sprechblasen aufs Auftragsplättchen gelegt werden. Diese zeigen Zahlen von vier bis sechs. Ziel ist es, Gebiete der entsprechenden Größe zu erreichen. Ein Vierer-Waldauftrag ist also erfüllt, wenn mit vier Landschaftsplättchen Wald zu einem gemeinsamen Gebiet aneinander gelegt wird.
Das Spiel beginnt mit drei aneinander angrenzenden Auftragsplättchen. Nach und nach werden so lange Landschaftsplättchen angelegt, bis ein Auftrag erledigt wird, mit Glück sind es auch mal zwei auf einmal. Dann wird direkt aufgefüllt, sodass wieder drei Aufträge ausliegen, und weiter geht’s. Mit noch mehr Glück zieht man nach dem Vierer-Waldauftrag den mit der Fünf und kann so schnell zwei hintereinander abhaken.
Zu Beginn sind Flüsse und Gleise schwierig einzubauen
Kniffelig wird „Dorfromantik“ zunächst dank der Flüsse und Gleise. Denn während andere Landschaftsarten auch unpassend aneinander gelegt werden können – hört das Gebiet an der Stelle halt auf – , dürfen Schienen und Gewässer nie im „Nichts“ enden, sie müssen immer passend fortgeführt werden – und sind dadurch gehörig oft im Weg. Und manchmal ist sogar der Tisch zu kurz.
Am Ende des Spiels werden die Zahlen von den erledigten Auftragsplättchen zusammengerechnet, hier hilft der praktische Wertungsblock. Beim längsten Fluss und längsten Gleis zählt zudem jedes Plättchen einen Punkt. Außerdem sind auf einigen der Hexplättchen Fahnen in den Farben von Getreide, Dorf oder Wald zu sehen. Sind sie in einem passenden Gebiet eingebaut, das keine offenen Kanten mehr hat, holt jedes Plättchen des Areals ebenfalls einen Zähler aufs Konto.
Extremer Suchtfaktor: Man will das ganze Zusatzmaterial von „Dorfromantik“
Und mit Ende der ersten Runde haben wir den extremen Suchtfaktor-Punkt erreicht. In fünf kleinen Boxen steckt richtig viel Zusatzmaterial, das nach und nach freigespielt werden kann. Einmal über Ziele mit zu erreichenden Punkten oder auch Plättchenkonstellationen wie einem Fluss, der eine bestimmte Länge erreichen muss.
Außerdem wird der Endstand auf einem Kampagnenblock eingetragen. Je nach erreichter Punktzahl sind 29 verschiedene Stufen von Vagabund (0 bis 99 Punkte) über Zirkusdirektorin (190 bis 199) und Ballonfahrer (300 bis 309) bis hin zur Kaiserin (400 und mehr) zu erreichen. Die Stufen bringen unterschiedlich viele Punkte, die auf Feldern auf dem Fortschrittsbaum abgestrichen werden. Dadurch erreicht man Erfolgskarten, die wiederum kleine Holzherzchen und Sonderplättchen ins Spiel bringen. Welche Effekte all das mitbringt, soll hier nicht verraten werden – es macht zu viel Spaß, es selbst zu entdecken.
Stück für Stück wird „Dorfromantik“ komplexer
Durch die Sonderplättchen und Herzen wird „Dorfromantik“ jedes Mal ein Stückchen komplexer, als würde es im Wortsinne ins nächste Level gehen. Das passt, basiert das Spiel doch auf einem mehrfach ausgezeichneten gleichnamigen Computerspiel des deutschen Entwicklerstudios „Toukana Interactive“. Dass das im digitalen entwickelte Prinzip auch analog so gut funktioniert, ist bemerkenswert.
Da das Zusatzmaterial nach und nach ins Spiel kommt, ist die höhere Komplexität wunderbar verständlich und extrem gut zugänglich. Nach ein, zwei Partien, in denen die Erklärkarten noch nebendran liegen, wandern sie in die Spielschachtel zurück, weil man sich doch schnell merken kann, was die Sonderplättchen fordern. Die Inhaltskarten in den Boxen erlauben es zudem, das Spiel einfach zurückzusetzen, wenn in einer anderen Konstellation gespielt wird oder eine neue Kampagne starten soll.
Auf dem Weg zur Punkte-Kaiserin
All das macht „Dorfromantik“ zu einem äußerst unterhaltsamen Spiel mit sehr hohem Wiederspielwert, bei dem auch im Team ganz hervorragend herumgeknobelt werden kann auf dem Weg zur Punkte-Kaiserin.
Erweiterungen/Aus der Reihe
Für „Dorfromantik“ ist (Stand November 2023) die Mini-Erweiterungen „Große Mühle“ erschienen. Außerdem gibt es das einzeln oder mit dem Grundspiel kombinierbare „Dorfromantik – das Duell“. Für die Spiel 2024 ist das neue, eigenständige Spiel „Dorfromantik – Sakutra“ mit japanischer Thematik angekündigt.
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