Die verlorenen Wörter: Von Schirmchenstreu und Luftpirat

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Es gibt sie, diese ganz unaufgeregten, kleinen Spiele, die keine hochtrabenden Strategien verlangen und trotzdem einfach schön sind. Schön anzuschauen, schön zu lesen, schön zu spielen. Das gilt auch für „Die verlorenen Wörter“, das auf einem Buch von Robert Macfarlane basiert.

  • Autor: Nach einem Buch von Robert Macfarlane
  • Illustration: Jackie Morris
  • Spielerzahl: zwei bis vier
  • Alter: ab zehn Jahren
  • Dauer: 30 Minuten
  • Lustige Startspielerbestimmung: wer zuletzt eine Brombeere gegessen hat
  • Verlag: Kosmos

Wie sein literarisches Pendant steckt das Kartenspiel voller wunderbarer, federleichter Illustrationen von Jackie Morris und hat ein Ziel: zu verhindern, dass so poetisch wertvolle Begriffe wie Blauglöckchen, Löwenzahn und Kastanie nicht verloren gehen. Denn wie würden wir die lebendige Natur beschreiben, wenn es keine Worte mehr für Zaunkönig, Eisvogel und Brombeere gäbe?

Natur- und Zauberkarten wollen zueinander finden

Genau darum spielen wir „Die verlorenen Wörter“. Je nach Anzahl der Flora- und Faunapoeten am Tisch erhält jeder eine Anzahl Naturkarten. Sie werden aufgedeckt vor den Spielern ausgelegt und sind eine Art Auftrag, der erfüllt werden muss. Zwei weitere Naturkarten kommen in die Tischmitte. Daneben: Zieh- und Ablagestapel der gemischten Zauber- und Aktionskarten.

Aus diesen zieht jeder Spieler drei auf die Hand – und ist danach, falls lyrisch interessiert, möglicherweise abgelenkt. Denn auf den Zauberkarten sind Gedichte abgedruckt. Der Name der Pflanze oder des Tiers dient als Überschrift. Zugleich bilden die Anfangsbuchstaben immer auch den Beginn einer Gedichtzeile.

Bei „Die verlorenen Wörter“ sind drei Aktionen möglich

Die Poetin, die an der Reihe ist, nimmt eine Karte vom verdeckten Ziehstapel oder die oberste, die offen auf dem Ablagestapel liegt. Danach sind drei Aktionen möglich. Hat sie eine passende Zauberkarte, kann sie sie auf eine auslegende Naturkarte legen – diese zeigen immer die Bilder von Pflanze oder Tier, die die Zauberkarte lyrisch beschreibt.

Oder es ist eine Aktionskarte, deren Anweisungen zu befolgen sind, ehe sie auf dem Ablagestapel landet. Dritte Möglichkeit: Sie tauscht eine der eigenen ausliegenden Naturkarten gegen eine aus der Tischmitte aus. Wer ganz viel Glück hat, erwischt die wunderschöne „Wilde“, ein Greifvogel vor Vollmond und Nachthimmel. Das ist der Joker im Spiel, der zugleich auch noch wie eine Mauer das Kartenpaar schützt. Am Ende des Zuges sollten es wieder drei Handkarten sein – mehr werden abgeworfen, fehlende werden nachgezogen.

Mauer schützt, Elster klaut

Die Aktionskarten bringen Pepp ins Spiel, das sonst eher ruhiges Ziehen, Schauen und Ausspielen ist. Mal können dank der Kastanie Zauber- und Naturkartenpaare vom Mitspieler aufgelöst oder dank der Elster (was sonst?) geklaut werden.

Mal darf man mehr Karten ziehen oder ein eigenes Paar mit einer Mauer vor Elstern oder sonstigen Schäden schützen. Wer auf allen eigenen Naturkarten die passende Zauberkarte liegen hat, gewinnt.

Wundersame Poesie und literarische Spielereien

„Die verlorenen Wörter“ ist ein Spiel, bei dem es gar nicht so sehr ums Gewinnen geht, sondern vielmehr um die wundersame Poesie und Kunst in Wort und Bild. Die literarischen Spielereien laden zum Verweilen ein. Da wird Efeu als „Luftpirat“ und „Himmesldraht“ bezeichnet. Ein Träumer verwandelt sich in einen blitzschnell durch des Wassers Lauf flitzenden Otter auf der Jagd nach „Forellenerz“, dem Silber des Bachs.

Da ist der Molch, der nicht goldig, sondern „Kaiser des Teichs“ sein will. Und vor allem: die wunderbaren alten und neuen Synonyme für Löwenzahn, darunter der erklärte Favorit „Schirmchenstreu“. Danke, dass ich dieses Wort lernen durfte, allein dafür hat sich „Die verlorenen Wörter“ schon mehr als gelohnt!

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