Die Legenden von Andor: Meisterliches Abenteuern

Freunde epischer Fantasy und kooperativer Spiele kommen bei „Die Legenden von Andor“ voll auf ihre Kosten. Das Spiel, das sich inzwischen in einem eigenen Universum zwischen Brettspiel, Erweiterungen, neuen eigenständigen Spielen, Büchern und mehr in bester Gesellschaft befindet, stammt von Michael Menzel. Der ist eigentlich Spieleillustrator, inzwischen aber sowohl für „Die Legenden“ als auch für „Die Abenteuer von Robin Hood“ als Autor bekannt und gefeiert. Mit den „Legenden“ hat er sich ein abwechslungsreiches Abenteuer voller Geschichten, Magie, Helden und fieser Ungeheuer ausgedacht. Xamra hat sich Anfang 2013 damit befasst.

  • Autor: Michael Menzel
  • Illustration: Michael Menzel
  • Spielerzahl: zwei bis vier, mit Erweiterung bis sechs
  • Alter: ab zehn Jahren
  • Dauer: je nach Legende bis zu 90 Minuten
  • Lustige Startspielerbestimmung: keine
  • Verlag: Kosmos

Allein schon beim Auspacken ist Begeisterung zu vermelden. Ein großer, beidseitig bedruckter, in nummerierte Felder unterteilter Spielplan, zig Figuren, böse Kreaturen, Kräuter, Zaubersteine, Tränke und vieles mehr stecken in der Packung mitsamt Beuteln zum Sortieren. Es gibt Geschichten und Abenteuer, Quests und royale Probleme. All das hat Menzel außerordentlich liebevoll und detailreich gestaltet und durchdacht.

Das brachte „Andor“ diverse Auszeichnungen ein: Es gab den Kritikerpreis „Kennerspiel des Jahres 2013“, den Preis der Wiener Spiele Akademie „Spiele Hit mit Freunden 2013“, den Spielegrafik-Preis „Graf Ludo 2013“, den französischen Spielepreis „As d’Or-Jeu de l’Année“,den spanischen „Juego del Ano 2013“ und den niederländischen „Winnaar Experts – Nederlandse Spellenprijs 2014“. Und wenn ihr mich fragt – völlig zurecht. Ich mag so vieles an „Andor“, obwohl es mich in diversen Gruppenkonstellationen schon übelst vom Tisch gebügelt hat. Es ist einfach ein wundervolles Spiel.

Zauberer und Bogenschützin, Krieger und Zwergin

Für die bis zu vier Spieler stehen vier Charaktere – männlich oder weiblich – zur Verfügung. Zauberer, Bogenschützin, Krieger und Zwergin kämpfen jeweils auf eigene Art, da jeder unterschiedlich viele Würfel und eine eigene Fertigkeit hat. Gekämpft wird oft und ausgiebig, denn die anrückenden Gors, Skrals, Trolle und Wardracs gilt es von der königlichen Burg fernzuhalten. Und natürlich tauchen noch weitere Bösewichte auf. Wie könnte es anders sein: Ein dunkler Magier ist dabei.

Zur Verbesserung der Heldenfähigkeiten müssen die Abenteurerinnen Willens- und Stärkepunkte beim Händler kaufen oder mit Glück unterwegs finden. Im Nebel am Fluss in Form von umzudrehenden Plättchen können sich diese Punkte oder auch Gold verbergen. Oder man stolpert über eine der fiesen Kreaturen.

Dass irgendwann auch noch ein schwarzer Drache aufkreuzt, macht das Ganze nicht einfacher. Die Hilfe des mitkämpfenden Prinzen dagegen ab und zu schon. Der verschwindet aber auch gerne mal wieder. Dafür taucht eine Hexe auf. Oder ein paar Zwerge, die mit auf Monster draufhauen wollen. Und nein, verhandeln ist mit Skralen und Gors keine Option. Wirklich gar keine.

Eher aufrüsten mit zusätzlichen Ausrüstungsgegenständen wie Helm, Schild, Bogen – den Chada und Pasco natürlich nicht brauchen –, dem hilfreichen Falken, Tränken und Kräutern.

Tag hat nur eine begrenzte Anzahl Stunden

Ein Held kann nur eine begrenzte Strecke zurücklegen – denn pro Feld vergeht eine Stunde, nach sieben Stunden endet ein Tag. Das Abenteurerleben ist schließlich anstrengend. Ein neuer Tag beginnt mit einer Ereigniskarte und dem Vorrücken der Monster, ehe die Helden wieder an der Reihe sind.

Apropos Ereigniskarten: Die können positive Effekte haben und Willenspunkte oder Gold bringen. Viel häufiger allerdings ist es nicht ganz so erfreulich, wem oder was man so auf den Pfaden Andors begegnet.

Die legendäre Losspiel-Anleitung von „Die Legenden von Andor“

Für ein so umfangreiches Spiel geradezu unglaublich leicht ist der Einstieg. Denn statt seitenlanger Regeln gibt es eine Losspiel-Anleitung, wofür ich Menzel heute noch feiere. Die erste Legende wird so zum Einstiegsabenteuer, in dem die Helden während des Spielens alles lernen, was sie für die weiteren Missionen wissen müssen.

Das ist beeindruckend gut gelungen. Im Grundspiel enthalten sind fünf aufeinanderfolgende Legenden, die nachgespielt werden können. Aber – siehe „Erweiterungen“ – das ist noch längst nicht alles, was es im Andor-Universum zu erleben gibt.

Erzähler bringt die Geschichte voran

Schön ist auch die Idee, einen Erzähler als Spielrundenanzeiger einzuführen, dem ein Spieler seine Stimme leiht und immer wieder ein weiteres Stück der Legende vorliest. Allerdings rückt die Figur sehr schnell vor – zum Beispiel jedes Mal, wenn die Abenteurer einen monströsen Gegner besiegt haben.

Da die aber die Burg nicht erreichen dürfen und deshalb dringend aus dem Weg geräumt werden müssen, wenn die Helden den Baum der Lieder oder einen entfernten Berggipfel erreichen sollen, bringt das die Spieler aber in eine schwer zu lösende Zwickmühle und es kann ganz schön oft ganz schön knapp werden mit dem Sieg. Eine gehörige Portion Würfelglück für Chada, Bait, Eara und Co. schadet übrigens auch ganz und gar nicht.

Das macht „Die Legenden von Andor“ zu einem anspruchsvollen Spiel mit extrem hohem Wiederspielwert, bei dem die Spieler als Helden in eine fantastische Welt eintauchen – und trotz langer Spielzeit doch die nächste Legende anfangen wollen. Schließlich wollen wir doch alle wissen, wie die Geschichte weitergeht. Und wenn die anderen mal wieder alle keine Zeit haben: „Die Legenden von Andor“ lässt sich auch wunderbar alleine spielen. Da machen auch sicher alle Heldinnen genau das, was man sich gerade so ausgedacht hat.

Erweiterungen/Aus der Reihe

Mittlerweile sprengt „Die Legenden von Andor“ jede Spielbox und gar so manches Regal. Stellte Kosmos zu Beginn auf der eigenen Internetseite legenden-von-andor.de Zusatzmaterial wie weitere Legenden und einen fünften Heldentypus bereit, gibt es mittlerweile mit „Die Reise in den Norden“ und „Die letzte Hoffnung“ zwei weitere große Spiele, die die erste Andor-Trilogie zu Ende erzählen. Es gibt eine Junior-Version von „Andor“ und diverse Spin-Offs mit Büchern und eigenständigen Spielen. Im September 2022 ist mit „Die Legenden von Andor – Die ewige Kälte“ der Auftakt einer neuen Reihe unter dem Motto „Die neue Ära“ erschienen. Was es sonst noch an Erweiterungen und Ergänzungen gibt, findet ihr unter legenden-von-andor.de/produkte.

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