Cascadia: Kopfurlaub am Spieletisch

Wenn der Stress grad mal wieder zu groß wird, träumt man sich gerne in eine kanadische Blockhütte mit viel Wald und Stille drumherum. Spielerisch führt uns „Cascadia“ – Spiel des Jahres 2022 und Platz zwei beim Deutschen Spielepreis 2022 – zwar nicht in die Stille, aber in die gleichnamige Region im pazifischen Nordwesten Kanadas, wo die Spieler Lebensräume für die bunte Tierwelt erschaffen.

  • Autor: Randy Flynn
  • Illustration: Beth Sobel
  • Spielerzahl: ein bis vier
  • Alter: ab zehn Jahren
  • Dauer: 30 bis 60 Minuten
  • Lustige Startspielerbestimmung: wer zuletzt eines der Tiere aus dem Spiel in freier Wildbahn gesehen hat
  • Verlag: Kosmos

Wer an der Reihe ist, nimmt eine Kombination aus Landschaft und darunter liegendem Tier und baut sie an seine Wildnis an. Dabei können verschiedene Areale beliebig aneinander grenzen – Punkte bringen aber am Ende nur die größten zusammenhängenden Gebiete. Tiere dürfen nur in Gebieten einziehen, die ihr Symbol zeigen. Man muss also das aufgenommene Tier nicht auf das gerade angelegte Plättchen legen.Das geht einerseits oft gar nicht. Andererseits will man das auch gar nicht, sonst könnten die Wertungskarten nicht erfüllt werden.

Bussarde auf Abstand

Derer gibt es für jede Tierart vier. Je eine pro Tier wird zu Spielbeginn gezogen, und dementsprechend wollen die Tiere angeordnet sein, um für Punkte zu sorgen. Bei Bären und Hirschen sind bestimmte Gruppenkonstellationen gefragt, bei Lachsen sind es Ketten, Füchse mögen die Nachbarschaft anderer Tiere, Bussarde wollen ohne Artgenossen drumherum durch die Lüfte segeln oder in Sichtlinien zueinander. Je mehr Tiere in einer Gruppe sind oder je öfter sie eine Konstellation erfüllen helfen, desto mehr Punkte gibt es am Ende. Was kompliziert klingt, ist durch die klare Darstellung auf den Karten prima erklärt.

Landet ein Tier auf einer Landschaft mit Zapfensymbol erhält der Spieler einen solchen, der als eine Art Joker dient. Wer an der Reihe ist und einen Zapfen einsetzt, hat zwei Möglichkeiten: Er kann ein beliebiges Tier und eine beliebige Landschaft nehmen, die nicht untereinander liegen müssen. Oder er darf beliebig viele Tiere gegen neue aus dem Beutel tauschen. Denn manchmal passt das,was in der Auslage kreucht und fleucht, so gar nicht zu dem, was man gerade in seiner Wildnis gebrauchen könnte.

Hilfreicher Wertungsblock

Und manchmal kommt es in der Auslage gar zur Überbevölkerung. Das ist immer dann der Fall, wenn nach Ende des Zuges aufgefüllt wird und für den nächsten Spieler drei oder vier gleiche Tiere ausliegen. Bei vieren kommen alle weg, und es werden vier neue aus dem Beutel gezogen. Sind es drei gleiche, kann der Spieler entscheiden, ob er die Drillinge tauschen möchte oder nicht. In diesem Fall sollte geprüft werden, ob wieder eine Überbevölkerung droht. Man will schließlich Artenvielfalt in der Wildnis haben. Wenn die Auslage nicht mehr aufgefüllt werden kann, folgt die Wertung, für die es einen kleinen, praktischen Notizblock gibt, der dafür sorgt, dass man nichts vergisst.

Für jeden Spieler gilt: Seine Tiere werden nach den Wertungskarten bepunktet, danach gibt es für jede Wildnisart für das größte zusammenhängende Gebiet je Plättchen einen Punkt. Auch jeder übrige Zapfen ist einen Zähler wert. Dann werden die Gebietsgrößen zwischen den Spielern verglichen. Je nach Anzahl der Spieler bekommt der mit dem größten Gebiet mit einer Wildnisart, Bonuspunkte.Wer die meisten Zähler hat, gewinnt.

„Cascadia“ ist ein sehr ansprechendes Lege- und Draftingspiel. Glückskomponenten treffen auf Strategie, die man sich gerne zurechtlegen kann. Man braucht dann aber auch die richtigen Tiere und Ländereien dafür. Legt man mehr Wert auf große zusammenhängende Landschaften? Oder doch mehr auf die Tierwertungen? Und warum will einfach kein Bär aus diesem Beutel gezogen werden, wenn man einen braucht?

„Cascadia“ überzeugt durch einfache Mechanismen

Die Mechanismen sind einfach und funktionieren bestens. Das lässt auch Einsteiger schnell ins Spiel finden. Gleichzeitig gestalten die unterschiedlichen Anforderungen der Wertungskarten jede Runde anders, das schützt vor eintönigen Strategien und lässt auch erfahrenere Spieler ihren Spaß haben.

Die Tiere, vor allem die Wertungskarten, sind wunderschön gezeichnet. Für Einsteiger gibt es einfachere Wertungsvarianten, und auch für Solospieler hat „Cascadia“ in Form von Herausforderungen einiges zu bieten. All das macht das Spiel zu einem kleinen Kopf-Urlaub am Spieletisch für die, die nicht mal eben kurz in die kanadische Blockhütte flüchten können.

Erweiterung

Für „Cascadia“ ist auf der Spiel 2023 die Erweiterung „Cascadia: Landmarks“ erschienen. Weitere Erweiterungen sind für die Spiel 2024 angekündigt. Inzwischen gibt es auch eine Roll&Write-Version.

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