Brettspielakademie: Weiterbildungschance

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Die Brettspielwelt ist mittlerweile weit mehr als ein Nischenmarkt. Im Bildungsbereich sind Brett- und Gesellschaftsspiele dagegen verhältnismäßig selten vertreten. Genau deshalb hat Christina Valentiner-Branth die Brettspielakademie gegründet. Dort bietet sie eine Weiterbildung zur Fachkraft für Gesellschaftsspiele an.

Christina Valentiner-Branth ist systemische Familientherapeutin und Radiojournalistin. 1993 verfasste sie ihre erste Rezension im Bereich Kinder- und Familienspiele für den NDR in der Kinder-Radio-Sendung „Mikado„. Die Brettspielwelt hat sie seither nicht mehr losgelassen. Und auch die Messe „SPIEL“ nicht. Seit fast 30 Jahren ist Valentiner-Branth bei der Messe, informiert sich über Gesellschaftsspiele und beschäftigt sich journalistisch damit, bespricht Spiele in Audio- und Video-Formaten. 2001 war sie Gründungsmitglied des Beirats des Preises für das Kinderspiel des Jahres.

Vor zehn Jahren ließ sie sich in Hamburg zudem zur systemischen Familientherapeutin weiterbilden – und fand so neue Möglichkeiten, Mechanismen und Auswirkungen von Spielen besser zu benennen. Nach Gründung ihrer Praxis rief sie 2016 das Projekt „Spielstarke Schule“ ins Leben, für dessen Auftakt sie drei Jahre lang mit allen 20 Klassen einer Schule spielte.

Idee der Brettspielakademie: Was ist nötig, um mit einer Klasse Spiele zu spielen?

„Dadurch habe ich gelernt, was eine Lehrkraft eigentlich braucht, um mit einer Schulklasse ein Gesellschaftsspiel spielen zu können, ohne dass es einem um die Ohren fliegt“, verrät die sympathische Brettspielexpertin, die viel lacht und der die Leidenschaft für Spiele anzumerken ist.

„Erstens ist ein Klassensatz an Spielen wichtig, außerdem braucht es ein Klassenraum-Management, in dem Abläufe klar gestaltet sind.“ Dafür bilden die Schüler Gruppen mit je einem „Spielechef“. „Der- oder diejenige sorgt mit den anderen dafür, dass der Tisch aufgeräumt ist und alle da sind. Erst dann wird das Spiel beim Lehrer abgeholt und ausgewürfelt, wer anfängt“, erklärt Valentiner-Branth.

„Kinder lernen dann ganz schnell sehr viel“

„Da lernt ein Prinz oder eine Prinzessin, die zu Hause immer ihren Willen bekommt, auch einmla, wie es ist, wenn das mal nicht so funktioniert“, berichtet die Therapeutin. Und auch der verträumte „Teddy“ unter den Schülern wird aus seiner Ecke geholt, wenn nach zwei- oder dreimal „Du bist dran“-Sagen heruntergezählt wird – und dann seine Zugmöglichkeit vorbeit ist. „Kinder lernen dann ganz schnell sehr viel“, ist Valentiner-Branth sicher.

Wegen der „Spielstarken Schule“ wollte jemand eine Visitenkarte von ihr. Schnell war ein Logo entworfen. Plötzlich war auch ein Flyer gefragt. So fügte sich eins zum anderen, und schließlich referierte die Verantwortliche beim ersten „Educators Day“ bei der SPIEL 2019 darüber. Es folgte die Frage: „Kann man bei Ihnen einen Kurs buchen?“

Lücke am Markt mit Brettspielakademie gefüllt

Und tatsächlich füllte die Familientherapeutin 2020 mit der Gründung der Brettspielakademie diese offensichtliche Lücke am Markt. Die in Modulen angebotene Weiterbildung richtet sich an Sozialpädagogen und Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher, aber auch an andere Menschen, die mit Kinderbetreuung zu tun haben, beispielsweise im Krankenhaus.

Es geht um Spiel- und Entwicklungspsychologie, Klassenraum-Management, Erklärkompetenz und die Frage, was zu tun ist, wenn ein Kind beim Spielen aus welchen Gründen auch immer aus der Rolle fällt. Valentiner-Branth bietet dazu Listen von schultauglichen Spielen, Literatur und Links. „Ich sammle rund um das Thema aktuelle Informationen und gebe sie weiter“, sagt sie.

Kein erhobener Zeigefinger

Wichtig sei, dass Spiele, die für Bildungszwecke genutzt werden wollen, nicht mit dem erhobenen Zeigefinger daherkommen. „Für Kopfrechnen brauche ich kein Rechenspiel, das geht auch mit Spaß bei Kniffel“, erklärt Valentiner-Branth. Ihr Ziel: „Ich möchte Botschafter und Botschafterinnen in der Sache des Gesellschaftsspiels als Bildungsmedium ausbilden.“ So sollen die Einsatzmöglichkeiten des Spielens mehr Aufmerksamkeit bekommen.

Die Präsenzmodule Elementar, Schule und Praxis der Brettspielakademie können in Hamburg oder Nürnberg gebucht werden. Zudem gibt es Onlinetage für eine Zertifizierung als Fachkraft für Gesellschaftsspiele. Alle Teile sind einzeln buchbar, richten sich mal eher an Erzieher, mal an Lehrkräfte in der Grundschule. Wer das Veranstalter-Zertifikat möchte, muss für seine Einrichtung eine Projektidee beim Onlinetag vorstellen, diese umsetzen, dokumentieren und beim nächsten Onlinetag präsentieren.

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