Soul Dice: Wie Axel Streubel Autor wurde

„Das erste eigene Spiel? Das ist total krass, ich kann es tatsächlich noch kaum glauben.“ Das hat Axel Streubel vor einigen Monaten gesagt, als klar war, dass sein Würfelspiel „Soul Dice“ bei Spiel das! erscheint. Schon damals sagte der Neuautor: „Ich hatte mir vorgenommen, irgendwann ein Spiel zu veröffentlichen. Das habe ich jetzt geschafft. Ich wollte auch mal Jet Ski fahren. Da habe ich dann einen Haken dran gemacht. Bei den Spielen ist das aber anders. Das hat so viel Spaß gemacht und ich habe noch so viele Ideen, dass das kein Abschluss war, sondern ein Anfang!“

Sprach’s und setzte das auch um: Inzwischen ist klar, dass nach „Soul Dice“ (hier geht’s direkt runter auf dieser Seite zur Rezension) zwei weitere Streubel-Spiele erscheinen werden: Spielerinnen und Spieler können im August „Let’s Talk Neon“ bei der BerlinCon erleben und im Oktober „Yum Yum Trouble Gum“ bei der SPIEL 2025 in Essen entdecken. Aber zurück zu den Anfängen und der Geschichte von Soul Dice, ehe wir uns dann auch dem Spiel selbst zuwenden.

Rumtüfteln im Lockdown

Es war zu Pandemiezeiten im Lockdown des Jahres 2021. „Wir waren viel daheim, haben viel gespielt. Da habe ich angefangen, mit den Materialien der vielen Spiele, die wir haben, rumzutüfteln“, erzählt Streubel, der als Pädagoge an einer Grundschule arbeitet. Ideen für Spiele hatte er schon früher. Aber jetzt wolle er ein Spiel machen, das er gut mit seiner Frau spielen kann. Es sollte einfach genug sein, dass man nicht immer wieder lange Regeln lesen muss, aber trotzdem abwechslungsreich bleiben. Und: „Ich wollte ein Duellspiel mit einer Art Tauziehen“, verrät der Autor.

Erst mal hatte sein Entwurf kein spezielles Thema, sagt Streubel: „Es war rein mathematisch mit Würfeln, Zahlen, Karten aktivieren, ausspielen.“ Wichtig war ihm, seine Ideen schnell auf den Tisch zu bekommen und auszuprobieren. „Ich will sowas nicht auf Papier festhalten, ich will es gleich testen.“

Viele positive Rückmeldungen für „Soul Dice“

Zwei Jahre später, nach vielen Versuchen und Überarbeitungen, um das Balancing gut hinzubekommen, kam der Titel „Soul Dice“ mit den Antagonisten Engel und Teufel dazu. Streubel hatte angefangen, sich mit KI zu beschäftigen, das Spiel sollte optisch hübscher werden. Außerdem ließ er das Spiel auf sein Umfeld los. Seine Kinder im spielfähigen Alter von elf und 16 Jahren waren ebenso im Boot wie Freunde und Arbeitskollegen. Das brachte ihm viele positive Rückmeldungen.

Schließlich stieß Streubel auf Social Media im Jahr 2023 auf das Nachwuchsautorentreffen bei Spiel das! im rheinland-pfälzischen Weiler bei Bingen. Da der Pädagoge in Weilburg-Drommershausen in Hessen wohnt, dachte er sich: „Ist ja gar nicht weit weg von mir!“ Er schickte Spielidee und Anleitung an Verlagschef Robert Heller, meldete sich an und fuhr zum Treffen. „Und das war so cool! Wir haben auf der Terrasse Testrunden gespielt“, erzählt der Nachwuchsautor. Die anfängliche Aufregung verflog, „ich hatte ja nix zu verlieren, wollte nur mal sehen, was Leute, die öfter spielen, als die, die ich kenne, zu meinem Spiel sagen.“

Spiel das! entscheidet sich für „Soul Dice“

Die Resonanz war wieder gut und Streubel und Heller lagen auf einer Wellenlänge. Streubel fuhr anschließend auf die Spielwarenmesse 2023 nach Nürnberg und präsentierte „Soul Dice“ auch großen Verlagen. Auch hier gab’s sehr gutes Feedback, aber noch keinen Verlag.

„Dann bin ich 2024 zum nächsten Nachwuchsautorentreffen gefahren. Ich hatte das, was beim Probespielen angemerkt wurde, versucht umzusetzen. Wir haben wieder gespielt“, erzählt er. Danach war klar: „Soul Dice“ wird bei Spiel das! erscheinen.

„Let’s Talk Neon“ und „Yum Yum Trouble Gum“ folgen

Und das freute Streubel sehr. Denn die beiden anderen, die jetzt ebenfalls auf den Markt kommen, waren da auch schon in der Mache. „Ich wusste damals nicht, was wirklich mein erstes Spiel werden wird. Aber ich bin froh, dass es ,Soul Dice‘ bei Spiel das! geworden ist, weil das der Anfang war.“

„Let’s Talk Neon“ erscheint bei Haba, die für (Klein-)Kinderspiele bekannt sind und sich im Familiensektor neu aufstellen. „Es ist ein Partyspiel mit Geräuschen und Bewegungen“, beschreibt Streubel. „Yum Yum Trouble Gum“ landet im Programm von Loosey Goosey Games und ist ein Kartenablegespiel.

Ideenbüchlein und ein Endgegner

Der kreative Kopf hinter „Soul Dice“ hat aber noch viele weitere Ideen. Die kommen ihm auch mal auf einem Campingplatz, wo die Familie eine feststehende Wochenendunterkunft hat. „Wenn ich die Spiele gerade nicht dabei habe, habe ich ein Ideenbüchlein zum Aufschreiben. Auch, wenn mir nachts was einfällt. Ideen lauern überall!“, verrät Streubel und lacht. Sein aktueller „Endgegner“, wie er selbst sagt: „Ein Roll&Write, an dem ich mir seit 2021 die Zähne ausbeiße. Ich bin immer noch nicht überzeugt davon.“

Er spielt „alles gern“ – von Duell- bis Partyspiel, kleiner Absacker oder komplexes Kennerspiel. „Bei mir wird ,Heroquest ‚ immer einen besonderen Platz haben, weil ich das mit meinem Bruder bemalt hab und viele Erinnerungen daran habe“, bekennt Streubel.

„Ein Spiel im Jahr wäre super“

„Ich habe keinen Druck oder Zwang, etwas zu veröffentlichen. Ich möchte einfach nur die Brettspielbegeisterung weitertragen“, betont er. Von null auf drei Spiele in einem Jahr ist ja auch schon bemerkenswert für den Anfang. Streubels Ziel: „Ein Spiel im Jahr wäre super.“

Prototypen hat er dafür schon weitere an Verlage geschickt und schnell gelernt: „Man muss Geduld haben.“ Es dürften insgesamt zehn verschiedene Spiele sein, die irgendwo auf ihre Bewertung warten.

Ab hier gibt’s die Rezension:

Bis die Verlage soweit sind, wenden wir uns doch direkt mal „Soul Dice“ zu. Engel und Teufel streiten um die Seelen der Menschheit – mit Würfeln und Kristallen, klar, was sonst?

  • Autor: Axel Streubel
  • Illustration: Christian Schaarschmidt
  • Spielerzahl: ein bis zwei
  • Alter: ab acht Jahren
  • Dauer: 25 Minuten
  • Lustige Startspielerbestimmung: der Engel beginnt
  • Verlag: Spiel das!

Die Kontrahenten haben zum Start jeweils 20 Engels- oder Teufelskarten, ein Tableau, zehn Würfel und zwei Kristalle. Dazu gibt es drei Stapel Seelen mit himmlischem Licht oder höllischem Feuer auf der Rückseite oder einer Kombination aus beidem. Die Seelenkarten werden stapelweise gemischt und je eine Karte aufgedeckt. Darauf landen jeweils verdeckt Punktemarker.

„Soul Dice“ mit Harfe und Dreizack

Jede Spielerin mischt ihre eigenen Karten, drei davon kommen offen ans eigene Tableau. Sie zeigen je zweimal Zahlen von Eins bis Neun und eine Harfe oder einen Dreizack. Jetzt noch die eigenen Würfel würfeln und die erste Runde kann losgehen.

Wer dran ist, hat eine von drei Aktionen zur Wahl: Zahlenkarte spielen, Harfe oder Dreizack spielen oder passen. Außer durch Effekte bleiben die einmal gewürfelten Würfel in dieser Runde unverändert liegen.

Jede Seele hat Anforderungen

Spielt der Engel eine Zahlenkarte aus, muss er aus beliebig vielen seiner Würfel den Wert der Zahlenkarte bilden. Dann platziert er die Karte an einer geeigneten Seele. Er legt die benutzten Würfel auf seinem Tableau ab, sie sind für diese Runde aus dem Spiel.

Ob die Seele zugänglich für den Einfluss aus Himmel oder Hölle ist, hängt von Anforderungen ab. Jede Seele hat schließlich eigene Bedürfnisse. Mal müssen es gerade oder ungerade Zahlkarten sein, mal müssen die Werte aufsteigen, Summen ergeben, mal sind es bestimmte Werte oder eine bestimmte Anzahl von Zahlkarten. Manchmal folgen auch noch Effekte. Dann bekommt die Spielerin benutzte Würfel zurück oder darf nochmal würfeln.

Hilfreiche Kristalle in „Soul Dice“

Engel und Teufel setzen immer abwechselnd eine Karte an eine Seele, am Ende des Zugs ziehen sie wieder auf drei offen ausliegende Karten nach. Findet sich unter den Gezogenen eine Harfe oder ein Dreizack, kommen die Kristalle ins Spiel.

Denn wer die „Waffen“ einsetzen möchte, bezahlt das mit einem seiner beiden Kristalle. Der wandert aufs eigene Tableau, die Karte kommt aus dem Spiel. Dafür muss der Gegner eine bereits ausgespielte Karte entfernen. Welche das ist, entscheidet, wer die Harfe oder den Dreizack gespielt hat. Die zweite Möglichkeit, Kristalle einzusetzen, ist, um Würfel oder die eigene Auslage zu manipulieren.

Ende nach drei Runden

Abwechselnd spielen Engel und Teufel immer wieder Karten, die sich langsam auf beiden Seiten der Seelen stapeln und so das Tauziehen darstellen, dass sich Himmel und Hölle liefen.

Eine Runde endet, wenn beide Spieler gepasst haben oder einer den letzten Würfel aufs eigene Tableau legt. Dann wird geprüft, wer welche Seele gewonnen hat. Bei Gleichstand entscheidet, ob die Seele eher zum Licht oder zum Feuer tendiert. Zeigt sie beides, kommt die Karte aus dem Spiel. Am Ende gewinnt, wer nach drei Runden die meisten Punkte in Form von Seelen und Punktemarkern gesammelt hat.

Gutes Duo-Spiel mit Ärgerfaktor

Die Symbolik von „Soul Dice“ ist eingängig und nach kurzer Zeit selbsterklärend. Die verdeckten Punktechip bringen eine zusätzliche kleine Varianz mit, die dem Spiel gut tut. Das würfelige Tauziehen um Seelen ist schnell verstanden und flott gespielt – ein gutes Duo-Spiel mit Ärgerfaktor.Der wird noch verstärkt, wenn geübte Engel und Teufel die Sonderfähigkeiten Segen oder Bosheit ins Spiel nehmen. Je vier stehen pro „Seite“ zur Verfügung.

Während der Engel hier seine eigenen Materialien besser nutzen kann, tut der Teufel, was er eben tut und sorgt beim Gegenüber für Chaos – das bringt eine interessante Asymmetrie ins Spiel. Wer sich solo probieren möchte, hat es mit Bot „Shade“ zu tun.

Das Ganze kommt übrigens in ungewöhnlicher Schachtel daher. Denn auf dem Cover ist außer dem Namen keine weitere Information abgedruckt, die finden sich aber alle an den Seiten der Schachtel. Das ansonsten wirklich gelungene Spiel hat nur ein kleines grafisches Manko: Die Anordnung der Zahlen in den Kartenecken kann verwirren, weil sie richtig und falsch herum in einer Reihe stehen. Trotz Punkt macht das die Sechs und die Neun optisch kompliziert.

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