Es ist ein klassischer „Mühlhäuser“: „Passo“ ist das erste Spiel, das der Schweizer Verlag Helvetiq, der Steffen Spiele übernommen hat, in der erhaltenen Produktlinie veröffentlichte. Und wie so oft bei Steffen Mühlhäuser, der seinen Verlag 2023 an die Schweizer abgegeben hat, gibt es keinen festen Spielplan, dafür aber viel zu taktieren: „Passo“, für das Mühlhäuer mit Clemens Musa als Autoren verantwortlich zeichnet, ist ein abstraktes Strategiespiel für zwei, dass schnell zu verstehen ist, dann aber mit erstaunlich viel Tiefe dank schrumpfendem Spielplan daher kommt.
Der Spielplan besteht aus fünf mal fünf weißen, quadratischen Plättchen. Jeder Spielende legt auf seine Seite des Plans seine fünf Holzscheiben in eine Reihe. Einer spielt rot, der andere schwarz. Es gibt zwei Siegmöglichkeiten: Entweder ist man der letzte Spieler, der noch rücken kann. Oder man hat es geschafft, hinter die letzte Scheibe des Gegners zu ziehen.

Maximum für Scheibenstapel bei „Passo“
Wer an der Reihe ist, zieht eine seiner Scheiben auf ein benachbartes Plättchen. Das darf nach rechts, links, vor, zurück oder diagonal passieren – und auch auf eine eigene oder gegnerische Scheibe. Scheibenstapel dürfen aber maximal aus drei Scheiben bestehen. Von einem Stapel kann immer nur die obere Scheibe bewegt werden, der Rest darunter ist blockiert.

Hat ein Spieler seine Scheibe bewegt und ist das Ausgangsfeld seines Zuges nun leer, entfernt er es aus dem Spiel.
Abgehängte Scheiben fliegen raus
Sind danach Plättchen orthogonal oder diagonal nicht mehr erreichbar, kommen sie ebenfalls weg. Das gilt auch, wenn darauf noch eine oder mehrere Scheiben liegen – sie fliegen raus, sobald sie nicht mehr rücken können.
Die Summe aus Zugmöglichkeiten und Spielplanverkleinerungen ist es, was ein einfach scheinendes Spiel plötzlich sehr komplex werden lässt. Man grübelt genau über jeden Zug nach. Welche Folgen hat es, wenn das Plättchen verschwindet? Kann ich an anderer Stelle sinnvoll den Gegner blockieren? Oder ihm gar Scheiben wegnehmen, indem ich sie vom Spielplan abschneide? Wenn ich meine Scheibe vom Stapel nehme, lege ich die gegnerische Scheibe frei – kann er mich damit blockieren?

Nur beim letzten Zug den Spielplan verlassen bei „Passo“
Oder schaffe ich es, am Gegner vorbeizuziehen und so zu gewinnen? Das geht übrigens auch, wenn das Zielfeld des Zuges kein Plättchen mehr hat, man darf also beim letzten Zug – und nur beim letzten Zug! – den Spielplan „verlassen“.

Wem das noch nicht genug strategisches Taktieren ist, der kann die mitgelieferte Variante mit je sechs Effektchips für jeden Spieler dazu nehmen. Die Spieler wählen drei aus oder ziehen drei zufällige Chips ihrer Farbe. Pro Partie darf eine Spielerin jeden ihrer Chips einmal verwenden, danach sind sie erschöpft.

Möglichkeiten der Effektchips
Ein Chip erlaubt es, eine vierte Scheibe auf einen Stapel zu legen, ein anderer lässt den Spieler einen ganzen Stapel statt der obersten Scheibe bewegen. Möglich ist auch, eine Scheibe gleich zwei Felder weit zu ziehen – oder über eine Lücke wegen eines fehlenden Plättchens hinweg. Einmal bleibt ein Plättchen liegen, obwohl es nach einem Zug leer ist, mal wird ein Plättchen wieder zurück ins Raster gelegt.

Das sorgt für noch mehr Hirnverzwirbelungen in einem wirklich gelungenen Duo-Spiel, das dank seiner kurzen Spieldauer oft direkt eine Revanche nach sich zieht.
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