Neuland: Wikinger im Burgenregen

Die Wikinger ziehen aus, um eine verwaiste Landschaft zu erkunden, zu bebauen und dabei Ressourcen zu sammeln. Das ist das Setting von „Neuland“, bei dem Workerplacement auf Plättchenpuzzle trifft. Es ist ein gutes Spiel, dass zum Kennerspiel des Jahres 2025 nominiert ist und sich mit „Endeavor“ und „Faraway“ messen muss.

  • Autor: Charles Chevaliier & Laurent Escoffier
  • Illustration: Naïade
  • Spielerzahl: zwei bis vier
  • Alter: ab zehn Jahren
  • Dauer: 40 Minuten
  • Lustige Startspielerbestimmung: wer am weitesten nördlich wohnt
  • Verlag: Game Factory/Gigamic

Der Spielplan selbst ist auch schon ein sehr variables Puzzle. Je nach Anzahl der Personen wandern zwei bis vier Teile des Spielplans in die Tischmitte, gut verzahnt dank Hexfeldern. Auf dem Plan landen nun noch Plättchen für Burgen, Wachtürme und Häuser, die Ressourcenplättchen liegen als Vorrat bereit.

Wikinger einsetzen, Ressourcen sammeln bei „Neuland“

Jede Clan-Chefin hat 13 Wikinger, kleine Holzfiguren mit bemerkenswert filigranen Details und einen eigenen Spielplan. Reihum setzen die Spielenden nun Wikingerfiguren auf freie Felder auf dem gemeinsamen Spielplan und erhalten direkt die dazugehörige Ressource: Holz, Schaf, Gold oder Axt.

Normalerweise wollen Wikinger Platz für sich haben, also nur auf noch nicht belegten Ressourcenfeldern stehen. Man kann sie auch nicht auf Gebäudefelder stellen. Drei Sonderzüge geben „Neuland“ aber genau das richtige Maß an Flexibilität in der Wikingerplatzierung. Sie sind thematisch passend auf Schilden zu finden. Ein Clan-Boss darf sie jeweils nur einmal pro Partie nutzen.

Hilfreiche Schildeffekte

Ein Schild erlaubt es, sofort einen zweiten Wikinger zu setzen. Das zweite ermöglicht es ausnahmsweise, einen Wikinger auf einem Feld zu platzieren, wo schon ein anderer Wikinger steht. Schild Nummer drei verdoppelt die Ressource, die ein Wikinger in diesem Zug bringt.

All das machen wir, um die richtigen Waren zu sammeln, um auf unserem eigenen Fleckchen Wikingerland vorwärts zu kommen. Auf jenem eigenen Tableau hat jeder Spieler drei Baustellen, aus denen mal Hafen, Tempel und Palast entstehen sollen.

Plättchen zum Erfüllen angrenzend legen

Dafür müssen die Ressourcen und Gebäude, die das Baustellenplättchen zeigt, angrenzend drumherum liegen, dann darf der Spieler die Baustelle umdrehen und das fertige Gebäude ist zu sehen. Am schnellsten geht das beim Hafen. Der Palast ist am schwierigsten zu erfüllen, bringt aber am Ende auch mehr Siegpunkte als die „günstigeren“ Bauwerke.

Die geforderten angrenzenden Gebäudeplättchen wollen verdient werden, man kann nicht wie bei den Ressourcen einfach seinen Wikinger daraufstellen. Stattdessen müssen eigene Wikinger nach bestimmten Regeln auf dem Spielplan neben Burg, Wachturm oder Haus stehen. Für ein Haus muss ein Spieler nur einen Wikinger angrenzend abstellen. Mit Glück steht die Figur zwischen zwei angrenzenden Häuser, dann erhält er die doppelte Belohnung.

Von Wachtürmen und Burgen bei „Neuland“

Zwei Wachtürme bekommt, wer es schafft, mit eigenen Figuren eine Linie zwischen zwei Türmen zu ziehen. Führt die Linie zu einem dritten Wachturm, gibt es erneut zwei Turmplättchen – oder nur eins, falls auf einem Feld kein Plättchen mehr liegt.

Ein wenig komplizierter ist es bei den Burgen. Grenzt eine Gruppe von vier Wikingern an eine Burg, erhält man ein Plättchen. Besteht die Gruppe aus acht und später gar zwölf Wikingern, gibt es jeweils ein weiteres Plättchen. Das Spezielle bei den Burgen: Grenzt eine Gruppe an eine zweite Burg an, kann es plötzlich Burgen regnen. Denn verbindet eine Figur die zweite Burg mit einer Achter-Gruppe, gibt’s direkt drei Burgenplättchen auf einmal. Eins für die Achter-Gruppe an der ersten Burg, eins für die Achter-Gruppe an der zweiten Burg – und ein drittes, weil in der Achter-Gruppe an der zweiten Burg auch eine Vierer-Gruppe enthalten ist, die sozusagen nachträglich belohnt wird.

Viel zu erledigen bis zur Schlusswertung

Die Gebäude platzieren die Spielerinnen ebenso wie die Ressourcenplättchen auf den Hexfeldern auf ihrem eigenen Tableau. Und hier beginnt das muntere Plättchenpuzzle. Nicht genug, dass wir versuchen, unsere drei Baustellenplättchen zu erfüllen, am Ende jedes Zuges kann eine Clan-Chefin auch noch ein Aufwertungsplättchen nehmen.

Wo die Baustellen Gebäude und Ressourcen sehen wollen, sind es für eine Aufwertung „nur“ Ressourcen, die angrenzend auf dem Tableau liegen müssen. Sie sind wichtig für die Schlusswertung, die folgt, sobald alle ihre 13 Wikinger platziert haben.

Was bringt wie viele Punkte?

Dann bringt jedes Gebäude und jede Ressourcen auf dem eigenen Tableau grundsätzlich vier (Burg), zwei (Gold, Wachturm) oder einen (Schaf, Holz, Haus) Zähler.

Wer aber zum Beispiel ein Aufwertungsplättchen für eine Burg mit den passenden Ressourcen drumherum erfüllt hat, flippt das Plättchen und addiert die Punkte am Ende zu den vier dazu, die es für die Burg sowieso gibt. Mit drei Punkten von der Aufwertung kann jede Burg plötzlich sieben Punkte wert sein. Mehrere Aufwertungsplättchen für die gleiche Ressource oder das gleiche Gebäude verstärken den Effekt.

Trophäen für streitkräftige Wikinger

Weil es bei Wikingern auf Streitkraft ankommt, sind auf dem Spielplan nicht nur Bäume, Schafe und Gold neben den Gebäuden zu finden. Sondern auch Plättchen mit je vier Soldaten. Dort platzierte Wikinger sammeln eine Axt ein. Äxte punkten auf andere Weise als die üblichen Ressourcen. Wer eine bestimmte Anzahl an Äxten auf dem eigenen Tableau hat, darf sich einmal pro Partie entscheiden, ein Trophäenplättchen zu nehmen. Sie sind für zwei bis sechs Äxte vorhanden und bringen bis zu 21 Punkte.

Es ist also durchaus möglich, mit ganz unterschiedlichen Strategien mit Gebäuden oder Ressourcen dank Aufwertungen oder Trophäen zu punkten. Auch wer zurückzuliegen scheint, kann am Ende doch noch so viele Aufwertungen erfüllen, dass es plötzlich doch wieder knapp ist.

Sehr gelungenes Einsteiger-Kennerspiel

Das macht „Neuland“ zu einem sehr gelungenen Spiel, das ich eher als Einsteiger-Kennerspiel bezeichnen würde. Es ist nicht zu komplex und überbordend, die Regeln sind eingängig. Dennoch ist es fordernd genug, um für mehrere Runden zu unterhalten. Das Material ist übersichtlich gestaltet. Gerade die Wikinger und das Säckchen, aus dem die Aufwertungsplättchen gezogen werden, sind hübsch und haptisch angenehm. Einziger Kritikpunkt: Die Wikinger von Blau und Grau sind sich farblich arg ähnlich, das wäre deutlicher in der Unterschiedung gegangen.

Das Puzzle mit Waren, Bauwerken und Baustellen macht Spaß und man freut sich diebisch, wenn es gelingt, mit einem Goldklumpen gleich zwei Aufgaben zu erfüllen und Plättchen zu flippen, die Punkte bringen. Wenn es mit dem einen richtig platzierten Wikinger und dem passenden Aufwertungsplättchen dann wirklich mal Burgen und Zähler regnet, ist die Freude noch größer. Das darf gerne wieder auf den Tisch!

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