„Meadow“ bedeutet Wiese, oder – wer es poetischer haben möchte: Aue. Und wer sich nun mitsamt Wanderschuhen an einen idyllischen Ort mit saftig grünem Gras, summenden Insekten, einem plätschernden Bach und strahlendem Sonnenschein versetzt fühlt, in den eine kleine Spitzmaus ihre kleine Schnauze reckt, weiß, wie es im Kopf derjenigen aussieht, die sich in einer Partie des Spiels von Klemens Kalicki mit den herausragend schönen Karten beschäftigt, sie am Wegesrand gefunden und eingesammelt haben.

Eine Partie "Meadow" wird auf einem hellen Holztisch gespielt. Viele Karten, Marker und Symbole.
Viel ist schon erkundet worden. Foto: Xamra
  • Autor: Klemens Kalicki
  • Illustration: Karolina Kijak
  • Spielerzahl: ein bis vier
  • Alter: ab zehn Jahren
  • Dauer: 60 bis 90 Minuten
  • Lustige Startspielerbestimmung: wer zuletzt von einer Biene gestochen wurde
  • Verlag: Rebel-Studio/Vertrieb: Asmodee

Der Untertitel des Spiels ist „Im Reich der Natur“ und genau da befinden sich die Spieler. Eine Wanderung steht an, während der das Naturerlebnis prägend ist. Auf dem Wanderplan liegen dafür vier mal vier Karten aus, die in Himmelsrichtungen unterteilt sind. In den Spalten links und rechts liegen West- und Ost-Karten, in den beiden Spalten in der Mitte zunächst der Süden. Den Süd-Stapel ersetzen später die komplexeren Nord-Karten. Wurde eine Karte genommen, wird aus den aus Karton zusammengebauten Karren eine nachgezogen. Bereit liegt auch das Lager, das an die Spieleranzahl angepasst ist.

Wanderplättchen in Zaunlattenform

Jeder Spieler hat zu Beginn eine Start-Bodenkarte, ein Wegplättchen, fünf Handkarten und fünf Wanderplättchen zur Verfügung. Letztere laufen an einer Seite spitz zu, die andere Seite ist rechteckig, was ihnen die Anmutung eines Lattenzaunstücks gibt. Die Plättchen können mit der Spitze in Ausbuchtungen am Wanderplan angelegt werden. Dann darf der Spieler je nach auf dem Plättchen zu sehender Zahl die erste, zweite, dritte oder vierte Karte in der Reihe oder Spalte nehmen. Ein Fragezeichen statt einer Zahl erlaubt die freie Auswahl in der Richtung, in der die Spitze zeigt.

Wird die Karte mit dem rechteckigen Teil in die ebenfalls passenden Lücken am Lager angelegt, können vier verschiedene Aktionen ausgeführt werden. Man nimmt eine beliebige Karte vom Wanderplan oder zwei Wegeplättchen, man legt zwei Karten ab oder sieht sich drei eines beliebigen Kartenstapels an und nimmt eine. Auch hier erlaubt das Fragezeichen die freie Wahl aus einer der vier Aktionen.

Ins Naturgebiet ziehen bei „Meadow“ Pflanzen und Tiere ein

All das dient dazu, möglichst punkteträchtige Karten in die eigene Umgebung oder das eigene Naturgebiet zu legen. Ins Naturgebiet ziehen im Laufe des Spiels immer mehr Pflanzen und Tiere ein, dafür muss aber auch immer der entsprechende Boden – das sind die Ost-Karten – bereitliegen. Eine Bodenkarte darf jeweils einen von maximal zehn Kartenstapeln eröffnen. Auf ihnen sind hauptsächlich Larven, Käfer, Bäume oder Frösche als Symbol zu sehen. Diese wiederum werden im nächsten Zug als Grundlage für eine andere Karte benötigt.

Ein Vogel braucht eine Larve als Futter, ein Pilz möchte auf einem Baum wachsen. Es gibt Kombinationen von Symbolen wie das Flughörnchen, das zwei Bäume zum Hin- und Herhüpfen braucht. Manchmal ist aber auch eine bestimmte Bodenkarte und/oder ein anderes Symbol für einen neuen Mitbewohner nötig. Auf manchen Karten ist als Voraussetzung auch ein bestimmtes Symbol in einer der angrenzenden Spalte im eigenen Naturgebiet gefordert. Bei Karten mit mehr als einer Anforderung, kann man je zwei beliebige Handkarten abwerfen und so ein fehlendes Symbol ersetzen. Eines muss man aber mindestens erfüllen können, um die Karte zu spielen.

Zu Beginn sind es kleine Tiere und Pflanzen, die sich im eigenen Gebiet ansiedeln, kommen die Nord-Karten ins Spiel, kommen auch Wolf, Luchs oder Dachs, ins Spiel. Es sind nicht nur Tiere, sondern insgesamt komplexer zu erfüllende Karten, die mehr bereits ausgespielte Symbole verlangen, damit eine Spielerin sie auslegen darf.

Von Landschaften und Funden am Wegesrande

Mit seinen Handkarten dürfen die Wanderer hierbei variieren. Man kann eine Karte auf die Hand nehmen, sie erst in einem späteren Zug ausspielen und stattdessen eine andere legen.

In die Umgebung eines Spielers kommen querformatige Landschafts- und Fundkarten, die meist, aber nicht ausschließlich unter den West-Karten zu finden sind. Eine Landschaft kann immer nur an ein noch freies Wegeplättchen gelegt werden, eine Fundkarte braucht eine passende Landschaftskarte. Beides kann ebenfalls Siegpunkte bringen, zuvor aber auch bestimmte Symbole im eigenen Naturgebiet erfordern.

Bonuspunkte für Symbol-Kombinationen

Am Lager gibt es zusätzlich Bonuspunkte durch Symbol-Kombinationen, außerdem wandert der Rundenmarker über Steine und signalisiert, wann die Nord- die Südkarten ersetzen. Erreicht der Rundenwanderer den letzten Stein, endet die Partie mit der Schlusswertung, in der alle ergatterten Siegpunkte gezählt werden.

„Meadow“ ist nicht nur ein Spiel mit hervorragend ineinander greifenden Mechanismen. Es ist in seiner Illustration, für die Karolina Kijak verantwortlich zeichnet, dazu auch noch wirklich wunderschön. Die Tiere, Pflanzen und alles, was sonst noch so am Wegesrand liegt, sind so klar und doch weich und knuffig gemalt, dass es eine wahre Freude ist, sie einfach nur anzusehen, während die anderen gerade über ihrem nächsten Spielzug tüfteln.

„Meadow“ ist eine spielerische Wertschätzung der Natur

Die Wertschätzung der Natur, die aus jeder Karte spricht, wird noch dadurch unterstrichen, dass ein beiliegendes Verzeichnis alles, was auf den Karten zu sehen ist, mit Namen auf Deutsch und Latein benennt und auch noch mit einem kurzen Absatz beschreibt. Da wird Spielen zum lehrreichen Erlebnis ohne zu langweilen. Vielmehr ist „Meadow“ extrem kurzweilig mit dennoch viel Nachdenkpotenzial über die nächste beste Karten-Symbol-Kombination.

Nicht nur die Solovariante, die gute Spielbarkeit zu zweit und im Grundspiel enthaltene Mini-Erweiterungen machen „Meadow“ zu einem tollen Strategiespiel auf Kennerniveau, dass ich gerne immer wieder aus dem Schrank hole.

Erweiterungen

Für „Meadow“ gibt es die Erweiterung „Wasserwelten“, die Wassertiere und -pflanzen mitsamt Bach und Kanu hinzufügt.

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