Klaus Geis bringt „Uffbasse!“ zur Welt

Am vergangenen Wochenende, genauer am 12. April, hat Spieleerfinder Klaus Geis, zugleich Chef vom kleinen, aber feinen Verlag Palatia Spiele, zur Wehenparty geladen. Zur bitte was? Wehenparty. Richtig gelesen. Es ist seine ganz eigene Form des Crowdfunding. Für die bei Palatia Spiele erscheinenden Machwerke verkauft er „Geburtshelferscheine“ und wenn das „Baby“ dann zur Welt kommt, gibt’s natürlich eine Wehenparty. Logisch, oder? Das Licht der Spielewelt erblickt hat am Samstag „Uffbasse!“, ein ausgesprochen unterhaltsames Stichspiel mit kreativem Twist von Olaf Hartmann.

Der eine oder andere erinnert sich vielleicht: Ich bin kein ausgeprägter Fan von Stichspielen. Aber „Uffbasse!“ hat erfreulich viel Spaß gemacht – und hat auch noch mit Essen zu tun. Mit Pfälzer Spezialitäten, um genau zu sein und mal wieder die Lokalpatriotin in mir rauszukehren.

Klaus Geis erzählt Entstehungsgeschichte

Grob zusammengefasst – eine ausführliche Rezension folgt noch – geht es darum, mit Zutatenkarten mit Werten von eins bis 14 Stiche zu machen. Wer einen Stich gewinnt, darf sich vom Markt eine Zutatenkarte nehmen. Sind acht Stiche gespielt, wählen alle nacheinander Rezeptkarten von Gerichten aus, die sie mit den vom Markt genommenen Zutaten kochen wollen. Diese sind am Ende die Siegpunkte. Die Anzahl der Zutatenkarten am Markt regelt wiederum, welche Farbe – braun (Pilz), gelb (Kartoffel), grün (Salat), rot (Fleisch) oder orange (Karotte) – gerade Trumpf ist. Wichtig: Die „Uffbasse!“-Karte, die dem, der gerade ganz hinten liegt, besonderen Aktionsmöglichkeiten bringt. Aber nur, wenn er vorher ordentlich laut „Uffbasse!“ durch den Raum brüllt.

Aber lassen wir erst mal Klaus Geis von der Entstehungsgeschichte erzählen. Es begann damit, dass Geis sich als Autor und Entwickler von Spielen weiterbilden wollte und deshalb Seminare von Christwart Conrad besuchte, einer bekannten Größe in der Spieleszene. Nachdem Geis beschlossen hatte, mit Palatia Spiele seinen eigenen Verlag zu gründen, gab ihm Conrad einen Prototypen namens „Chicago Deal – Hier zocken die Ganoven“. Es war ein taktisches Würfel-Kartenspiel mit Sonderkarten und Regeln, nach denen die Trumpffarbe immer wieder wechselt in einem Noir-Film-Setting in Chicago mit Gangstern und Ganoven.

Bedingung: „Spiel muss auf Pfälzisch sein“

Geis und Hartmann wurden sich schnell einig, unter einer Geis’schen Grundbedingung: „Das Spiel muss auf Pfälzisch sein“ – wie alles, was bislang bei Palatia Spiele erschienen ist. „Die Kooperation lief super, wir haben uns montags zur Video-Konferenz getroffen und immer Stück für Stück weitergearbeitet“, erzählt Hartmann. Im Hauptberuf gibt der Diplom-Kaufmann Excel-Seminare. Es ist das erste veröffentlichte Spiel des Berliners. Die Idee dazu hatte er schon vor 20 Jahren, verlor es dann aus den Augen, bis schließlich über Christwart Conrad der Kontakt zu Geis zustande kam. Im Mai 2023 ging es dann richtig los mit der Arbeit am Spiel. „Es war mehr Aufwand, als ich dachte,“ gibt Hartmann zu. Er hat noch mehr als zehn Ideen für weitere Spiele in der Schublade, „aber ich habe im Moment nicht die Zeit dafür“.

Auch Geis verrät bei der Wehenparty: „,Uffbasse!‘ war das mit Abstand größte Projekt für mich bislang. Darum ist das heute ein ganz besonderer Tag.“ Es war diesmal kein Soloprojekt wie seine bisherigen Spiele, wie er betont. Vielmehr erfuhren die Gäste der Wehenparty von Mitstreiterinnen und Mitstreitern. Die hat teils der Zufall auf kuriosen Wegen in die „Uffbasse!“-Entstehung gespült. Das erzählt Geis , der nach über 30 Jahren als Pädagoge in der Jugendhilfe im gar nicht ruhigen Ruhestand ist, ausgesprochen unterhaltsam.

Viele Helfer und Unterstützer für Klaus Geis

Es sind Freunde, Familienmitglieder, Testspieler, Webdesignerin, Lektorin, IT-ler und das Team von „Vorderpfalz spielt“. Letzteres ist ein von Geis mitbegründeter Zusammenschluss von spielbegeisterten Menschen, die gemeinsam Veranstaltungen auf die Beine stellen, bei denen die Besucher eigene und bereitstehende Spiele ausprobieren können. Bei der Wehenparty feierte „Vorderpfalz spielt“ mit und sorgte zugleich für Essen und Trinken.

Zu wichtigen Mitstreitern von Geis gehört auch sein ins „Palatia Spiele“-Boot geholter Autorenverbund 4PS, der aus ihm selbst, Werner Schmitt („Kabaal“, Rezension folgt), Fabian Zimmermann („Tiefe Taschen“, „Good Critters“, „Gnomeparlament“) und Manfred Keller („Bszzz, Trans America Schikane/Vexation“, „Verrückt“, „Letz Fetz“, „Carcassonne“-Erweiterung 9: „Schafe und Hügel“) besteht. Das Quartett tauscht sich über Prototypen und Ideen aus und unterstützt sich fleißig gegenseitig. Schmitt, Zimmermann und Keller haben auch an „Uffbasse!“ mitgearbeitet und waren natürlich bei der Wehenparty dabei. Ihnen allen dankte Geis ausdrücklich und mit unterhaltsamen, aber auch bewegenden Worten, die zeigen, wie stolz er auf die Neuerscheinung ist.

Neues Thema: Pfälzer Spezialitäten

Die musste aber erst mal vom Chicago-Ganoven-Thema in die Pfalz geholt werden. Es lag also recht nahe, das Thema des Spiels zu ändern. Weil „Ebbes“, das 2013 erschienene erste Spiel von Geis, in einer Weinstube spielt, „kam uns die Idee, etwas mit Essen zu machen“, erzählt der begeisterte Pfälzer.

Nun hatte der in Berlin lebende Hartmann, wie er später berichtet, bis dahin „eher weniger mit Pfälzischem Essen zu tun“, weiß aber, das der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl ein Verfechter des Saumagens war. Trotzdem klappte das mit dem Thema. Anderes, wie die Sonderkarten oder die Würfel im ursprünglichen Spiel von Hartmann, schaffte es nicht in die finale Version.

Steffen Boiselle als Illustrator gewonnen

Irgendwann war klar, dass man sich über die Optik des Spiels Gedanken machen müsste. „Da kam Steffen Boiselle ins Boot“, erzählt Geis. Boiselle ist in der Pfalz ein bekannter Cartoonist, Illustrator und Karikaturist, der unter anderem mit der Cartoonreihe „100 % Pfälzer“ regelmäßig in Medien vertreten ist und unter dem Label bereits diverse Bücher und Kalender veröffentlicht hat.

Boiselle wiederum hat auch Pfalz-Merchandise auf den Markt gebracht mit Postkarten oder Magneten. Auf einem davon: „Uffbasse!“ Eine Ur-Pfälzische Warnung, jetzt aber mal ganz vorsichtig zu sein! Man könnte auch hochdeutsch „Aufpassen!“ sagen.

Shirts, Aufkleber, Flaschenöffner und mehr mit „Uffbasse!“

Das eine kam zum Anderen, „Uffbasse!“ wurde der Name des Spiels und Boiselle übernahm die Illustration. Dadurch war direkt schon Merchandise wie Shirts, Aufkleber oder Flaschenöffner mit dem Spiel-Namen vorhanden. „Win-Win“-Situation nennt es Boiselle mit einem Lächeln. Dabei hat er auch einige der oben aufgezählt Mitstreiterinnen und Mitstreiter auf den Marktkarten im Spiel im typischen Boiselle-Stil verewigt.

Ein Spiel hatte der Cartoonist bis dahin nicht illustriert. Aber wie bei jeder Auftragsarbeit sei es darum gegangen, „in den Kopf der Auftraggeber zu schauen, und die richtigen Bilder rauszukriegen“, erzählt er.

Rezepte und Erklärvideo per QR-Code

Dass das Spiel ein Großprojekt für Geis & Co. war, kam auch daher, dass immer noch jemand noch eine neue Idee angedockt hat. Da wurde noch ein Erklärvideo gedreht, das auf YouTube zu finden ist. Und auf jede Rezeptkarte ein QR-Code gedruckt, mit dem man online beim passenden Rezept für beispielsweise „Kerscheblozzer“, „Saumaache“ oder „Gebreedelde midd Grieweworschd“ landet. Übersetzt: eine Art Kirschkuchen, Saumagen und Bratkartoffeln mit Blutwurst.

Bei der Wahl der Rezepte waren die „Geburtshelferinnen“ und „Geburtshelfer“ übrigens eingebunden. Sie konnten über die Top 10 der Pfälzer Gerichte abstimmen. Die beliebtesten drei Rezepte unter den Teilnehmern waren: Platz drei, Broodworschd midd Sauergraud unn Brood, für Nichtpfälzer: Bratwurst mit Sauerkraut und Brot; Platz zwei: Wegg Worschd unn Woi, also Brötchen, Wurst und Wein; Platz eins: Lewwerknebb midd Schbeggzwiwwle, Leberknödel mit Speckzwiebeln.

„Uffbasse!“-Song entsteht

„Uffbasse!“ ist ab 1. Mai im Webshop von Palatia Spiele und dann auch im ausgewählten Einzelhandel zu finden. Die „Geburtshelfer“ haben ihre limitierte Edition bei der Wehenparty erhalten – und direkt im Anschluss miteinander gespielt.

Übrigens aber nicht, bevor nicht einmal das Pfalzlied der „Anonyme Giddarischde“ ertönte – und eine ganz spezielle Komposition. Denn ein Freund Hartmanns hat per künstlicher Intelligenz einen „Uffbasse!“-Song erstellen lassen, den es auch zum Download gibt. Auf seiner Webseite verrät Hartmann sogar, dass ein „Uffbasse!“-Song-Contest geplant ist.

Nächstes Projekt: „Des bassd“

Bei der Veranstaltung gab es auch die anderen Spiele von Palatia Spiele, „Ebbes“ und „Dubbe“ zu entdecken. Und wenn man weiß, dass das die ersten „Babys“ von Geis sind, versteht man noch viel besser, warum Geis seinen Vortrag zum Release von „Uffbasse!“ mit einem abgewandelten Zitat, frei nach Schiller begonnen hat: „Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er ebbes spielt“. Ob tatsächlich „Ebbes“ oder, was die hochdeutsche Übersetzung des pfälzischen Ausdrucks ist, irgendetwas gespielt wird – dem ist nichts hinzuzufügen.

Außer: Das nächste Projekt von Palatia Spiele soll „Des bassd“ heißen. Und das passt dann auch schon wieder. Zu Palatia Spiele und zu Klaus Geis und seinem kreativen Team. Der umtriebige Pfälzer verspricht noch so einiges: „Wir haben Ideen ohne Ende…“ Na dann: Bis zur nächsten Wehenparty!

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