Bonsai: Lasst Bäumchen wachsen!

Mit „Bäumen in der Schale“ befassen wir uns als elaborierte Hobbygärtner in „Bonsai“, einem puzzeligen Plättchenlege-Spiele für bis zu vier Personen, das sich Rosaria Battiato, Massimo Borzi, Martino Chiacchiera ausgedacht haben.

  • Autor: Rosaria Battiato, Massimo Borzi, Martino Chiacchiera
  • Illustration: Davood Moghaddami
  • Spielerzahl: ein bis vier
  • Alter: ab zehn Jahren
  • Dauer: 30 bis 45 Minuten
  • Lustige Startspielerbestimmung: wer am ältesten ist
  • Verlag: Kosmos

Jeder Spieler erhält eine Pflanzschale, in der ein kleiner Stammansatz zu sehen ist. Außerdem ein Seishi-Plättchen. Seishi ist die Kunst, einen Bonsai in Form zu bringen und dabei seine Natürlichkeit zu respektieren. Hab‘ ich in der Anleitung gelernt. Da gibt’s übrigens noch viel mehr zu lesen über Bonsais und ihre Formen von „streng aufrecht“ über die Kaskade bis hin zur Besen-Form.

Ein „Bonsai“ besteht aus Stamm, Blättern, Blüten und Früchten

Aber zurück zum Aufbau: Bereitgelegt werden die sechseckigen Bonsai-Plättchen, die es als Stamm, Blätter, Blüten und Früchte gibt, je nach Spielerzahl alle oder nur einige der Zielplättchen und außerdem die Kartenablage, die ein japanisches Bauwerk auf einem Hügel und ein Torii, ein Element der japanischen Architektur, zeigt. Japan-Fans können es als das berühmte Torii vor der Insel Miyajima identifizieren. Auf die Ablage kommt der verdeckte Stapel Zen-Karten, vier davon werden aufgedeckt.

Wer an der Reihe ist, hat nun die Wahl zwischen zwei Aktionsmöglichkeiten: Meditieren oder kultivieren. Entscheidet sich die Hobbygärtnerin für Letzeres, darf sie zuvor gesammelte Bonsai-Plättchen von ihrem Seishi-Plättchen nehmen und an ihren Bonsai anbauen. Welche es sind und wie viele man im eigenen Vorrat haben darf, gibt das Seishi-Plättchen vor.

Regeln für das Bäumchen-Wachstum

Für das Wachsen lassen des eigenen Bäumchens gibt es Regeln: Ein Stamm muss immer am bereits vorhandenen Stamm anliegen. Blätter müssen an ein Stammstück angrenzen. Blüten wiederum sprießen nur an Blättern. Das gilt auch für Früchte, die setzen aber nur in einer Ecke, die zwei nebeneinander liegende Blattplättchen bilden, an. Außerdem darf keine andere Frucht direkt daneben wachsen.

Alle Bonsai-Plättchen bis auf die Stämme bringen am Ende Siegpunkte. Drei gibt’s für jedes Blatt, sieben für jede Frucht. Blüten sind so viel wert, wie sie freie Kanten haben – am liebsten lässt man sie also bis auf eine Blattkante frei, was aber bei Weitem nicht immer möglich ist.

Zen-Karten bringen Wachstum oder Werkzeug

Wie wir an die Bonsai-Plättchen kommen, fragt ihr euch? Über die Zen-Karten und das Meditieren. Der Spieler, der diese Aktion wählt, nimmt sich eine der vier ausliegenden Karten und bekommt je nachdem, wo die Karte lag, kein, ein oder zwei Bonsai-Plättchen. Hinzu kommt möglicherweise mehr dank der ausgesuchten Karte.

Es gibt fünf verschiedene Arten: Werkzeug-Karten mit einer Gießkanne kommen links ans Seishi-Plättchen. Je mehr Werkzeug man hat, desto mehr Plättchen darf man am Ende eines Zuges besitzen. Am Anfang sind es fünf, pro Gießkanne kommen zwei dazu. Wachstum-Karten mit verschiedenen Bonsais landen rechts des Seishi-Plättchens. Durch sie erhöht sich die Anzahl der Bonsai-Plättchen, die beim Kultivieren gelegt werden dürfen. Zu Beginn sind es nur drei, pro Karte kommt ein weiteres hinzu, wobei die neue, zusätzliche Plättchenart immer vorgegeben ist.

Von Meistern, Helfern und Siegpunkten

Dann wären da noch die Helfer- und die Meister-Karten. Helfer erlauben es dem Hobbygärtner, sofort zwei abgebildete Bonsai-Plättchen am Baum anzulegen. Der Meister dagegen lässt die Spielerin sofort zwei abgebildeten Bonsai-Plättchen zusätzlich in den eigenen Vorrat holen.

Zu guter Letzt noch die Punkte-Karten. Sie haben keinen Soforteffekt, bringen aber am Spielende auf verschiedene Arten Punkte – mal für die verschiedenen Bonsai-Plättchen-Arten im Baum, mal für die gesammelten Helfer-, Meister- und Wachstumskarten.

Skurrile Formen bei „Bonsai“

Während das Spiel voranschreitet, wächst in jeder Schale am Tisch ein Bonsai heran. Teils in hübschen, teils in skurrilen Formen. Das kann aber auch den Ziel-Plättchen geschuldet sein. Ab drei Spieler gibt es jeweils drei einer Sorte.

Das können beispielsweise acht, zehn oder zwölf Stamm-Plättchen sein. Oder zusammenhängende fünf, sieben oder neun Blätter. Schwieriger – und für skurrile Wachstumsformen sorgend – ist es bei zwei Ziel-Arten. Bei Skurril-Ziel-Eins sollen drei, vier oder fünf Blüten über die gleiche Seite der eigenen Schale herausragen. Bei Skurril-Ziel-Zwei soll ein beliebiges Plättchen über die lange Seite der Schale herausragen (der Stammansatz ist nicht in der Mitte der Schale), danach auf beiden Seiten und bei dem Ziel mit den meisten Punkten auf einer Seite hinausragen und auf der anderen Seite unterhalb der Schale gewachsen sein.

Die Krux der Ziel-Plättchen

Eine Spielerin darf sich ein Ziel-Plättchen am Ende ihres Zugs nehmen. Die Krux: Die Entscheidung kann nur genau jetzt und nicht mehr später getroffen werden. Sobald ich acht Stamm-Plättchen habe, muss ich mir also überlegen, ob ich den kleinsten Bonus jetzt sofort haben will oder doch auf zehn oder zwölf Plättchen und entsprechend mehr Punkte hoffe. Die mir dann vielleicht ein Mitspieler vor der Nase wegschnappt.

Ein Partie „Bonsai“ endet, wenn die Zen-Karten leer sind. Dann werden Punkte für Bonsai- und Ziel-Plättchen gezählt. Wer die meisten Punkte hat, ist die beste Bonsai-Gärtnerin am Tisch.

Unaufgeregtes Plättchen-Puzzle

„Bonsai“ ist ein unaufgeregtes Plättchen-Puzzle, bei dem es ein bisschen Glück braucht, dass eine Mitspielerin nicht alle guten Punktekarten erwischt, weil sie einfach alle bei ihr aufgedeckt werden. Die Regeln sind einfach, unterstützt durch Übersichtskarten für Anlege-Regeln und Wertung und den obligatorischen Wertungsblock.

Das Spiel selbst ist gut an die Spielerzahl anpassbar. Bei zu vielen Grüblern am Tisch kann es – wie so oft bei Puzzle-Spielen – etwas länger dauern, bis man wieder am Zug ist. Zwei oder drei Spieler sind da als Besetzung vielleicht die bessere Wahl.

Solomodus mit Szenarien

Es gibt aber auch einen Solomodus, der mit verschiedenen Schwierigkeitsstufen und Szenarien daher kommt und die Bäumchenpflege zum Einzelspieler-Spaß macht.

Alles in allem ist „Bonsai“ ein sehr gelungenes Spiel, bei dem jeder gut bedient ist, der wenig Action, dafür aber ein gemütliches Plättchenlegen sucht. Und jetzt entschuldigt mit. An meinem Baum wächst ein Ast, wo er nicht soll. Schnipp-Schnapp!

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