Wild Tiled West: Herausragendes Plättchen-Puzzle

Der oder die Beste im Westen wollen wir bei „Wild Tiled West“ werden, was gleichbedeutend damit ist, dass wir die besten Siedlungen auf unserem Fleckchen Erde errichtet haben. Dabei gilt es nicht nur, clever Plättchen zu puzzlen, sondern auch noch Banditen um die Ecke zu bringen, Kuhherden zusammenzuhalten, Minen zu bewirtschaften und Gold zu scheffeln. All das ist verpackt in ein bemerkenswert gutes Polyomino-Puzzle-Kennerspiel mit Würfel-Auswahl-Mechanismus und grandiosen Illustrationen.

  • Autor: Paul Dennen
  • Illustration: Clay Brooks, Anika Burrell, Atilla Guzey, Raul Ramos, Julianne Stone, Nate Storm, Scott Martins
  • Spielerzahl: eins bis fünf
  • Alter: ab 13 Jahren
  • Dauer: 45 bis 90 Minuten
  • Lustige Startspielerbestimmung: keine
  • Verlag: Dire Wolf Digital

Eine Partie „Wild Tiled West“ dauert vier Jahre, also vier Runden, die ein kurviger Weg auf einem Spielplan darstellt. Jede Runde bringt Einkommen aus der eigenen Mine. Danach bauen wir in mehreren Durchgängen Gebäude. Zum Schluss einer Runde wird geprüft, wie sicher unsere Siedlungen sind.

Polyominos aus Prärie oder Fluss

Einkommen erhalten wir je nachdem, wie gut unsere Mine ausgebaut ist – zu Beginn sind es für alle zwei Gold-Nuggets. Im Laufe des Spiels kann ein Siedlerchef seine Mine ausbauen und so für mehr Kohle, äh Gold sorgen.

Jetzt wird gebaut! Maßgebend für den Fortlauf von „Wild Tiled West“ sind vier Double-Layer-Spielpläne, die in der Tischmitte aneinandergelegt werden. Sie zeigen jeweils grüne und blaue Bereiche, Prärie und Fluss, in denen 40 Polyominos von klein bis groß sicher verstaut in Vertiefungen warten.

W20 und W8 eröffnen Auswahl-Verfahren

Wer an der Reihe ist, würfelt mit grünen W20 und blauen W8. Wie viele davon benutzt werden, hängt von der Anzahl der Spielerinnen ab. Zu zweit nutzen wir zwei Grüne und einen Blauen, zu fünft sind es vier und zwei.

Das hat mit dem nun folgenden Auswahl-Verfahren zu tun. Denn die Würfel werden in Vertiefungen gelegt – blau auf blau, grün auf grün, jeweils Augenzahl auf passende Zahl. Doppelte Augenzahlen landen im nächsthöheren Feld der gleichen Farbe, die Acht oder die 20 wandern jeweils auf die Eins.

Wichtige Wahl der Plättchen

Reihum ausgehend von der würfelnden Person darf sich jeder einen Würfel aussuchen und ein daran angrenzendes Plättchen nehmen und aufs eigene Tableau bauen. Dank der Anzahl der Würfel hat auch der letzte Spieler in der Runde noch zumindest zwischen zwei Würfeln eine Wahl.

Ist der Platz neben einem Würfel leer, darf man sich ein Plättchen aus dem nächsten Stapel in der Reihe (Prärie) oder Spalte (Fluss) nehmen.

Plättchen und Springen brauchen Gold

Manche Plättchen haben einen Preis in Nuggets. Gold kostet es auch, auf dem Fluss Plätze zu überspringen. In der Prärie geht das nicht. Jedes übersprungene Fluss-Plättchen verlangt ein Nugget, landet man auf einem Gold kostenden Plättchen, kommt das noch auf die Rechnung obendrauf. In beiden Fällen gilt: Wer zu wenig Gold hat, darf nichts davon tun.

So, lange Rede, kurzer Sinn: Wir haben jetzt ein Plättchen, das in unserer Siedlung landen will. Jede Spielerin hat dafür ein eigenes Tableau, das sich durch Symbolanordnungen und Formen von hellen und dunklen Flächen unterscheiden.

Senkrecht oder waagerecht angrenzend bauen

Das erste Plättchen kommt aufs große X, danach darf man nur noch senkrecht oder waagerecht angrenzend bauen. Nicht verdeckt werden dürfen Kühe, grüne Weidefelder, Berge oder Mineneingänge. Wer dagegen ein Feld mit Gold, Kugel, Spitzhacke oder Straßenplättchen abdeckt, erhält das jeweils als Bonus. Gleiches gilt, wenn ein Spieler ein Plättchen mit einem der Symbole legt.

Ein Stadtplaner im Wilden Westen darf jedes Plättchen beliebig drehen und auch die identisch bedruckte Rückseite verwenden, wenn die so gespiegelte Form besser passt.

Vielerlei Möglichkeiten zu punkten bei „Wild Tiled West“

All das setzen wir möglichst punkteträchtig zusammen. Und Punkte gibt’s viele für ganz schön viel.

Zunächst die Frage: Was bauen wir da eigentlich? Kuhweiden, Straßen und Gebäude. Gebäude bringen Sofortbelohnungen oder Siegpunkte am Ende, wollen für Boni komplett umbaut werden oder haben dauerhafte Effekte.

Kühe wollen zusammengetrieben werden

Kühe sind immer auf grünen Feldern zu finden. Egal, ob es vorgedruckte Kuhweiden auf dem Tableau oder angelegte Plättchen sind: Aneinander angrenzende, grüne Felder mit oder ohne Kuh bilden eine Weide.

Sobald drei oder mehr Kühe auf einer Weide sind, kann sie zusammengetrieben werden. Dann kommt ein Cowboy-Stiefel-Token drauf und es gibt Punkte und je nach Anzahl der Kühe Boni. Tiere einer Weide können aber nur einmal zusammengetrieben werden. Das heißt: Später an diese Weide angelegte weitere Kühe bringen nichts.

Set-Collection mit farbigen Assen

Auf einigen Plättchen sind farbige Spielkarten – allesamt Asse – zu finden. Sie bringen Set-Collection ins Spiel.

Außerdem hätten wir Sheriff-Bären und Banditen-Kojoten im Angebot. Kurz gesagt: Banditen sind schlecht und können von Sheriffs zur Strecke gebracht werden. Mit einem ganz wunderbaren Kniff.

Im Laufe des Spiels sammeln Spieler erwähnte Pistolenkugeln ein, kleine graue, längliche Marker mit einem halbrunden Ende. Wer einen Sheriff in gerader Schusslinie, also in senkrechter oder waagerechter Verbindung zu einem Banditen platziert und eine Kugel hat, nimmt diese und stellt sie hochkant auf den Bösewicht. Als Grabstein. Jeder davon ist am Ende zwei Siegpunkte wert.

Sheriff erledigt Banditen bei „Wild Tiled West“

Um den Banditen zu erledigen, braucht der Sheriff aber ein freies Schussfeld. Er kann nicht um Ecken oder durch Gebirge, Minen, Felsen oder – ich bitte euch! – Kühe schießen.

Je besser eine Spielerin ihre Mine durch eingesammelte Spitzhacken gemacht hat, desto mehr Zähler gibt’s. Wer die Bedingungen von bis zu zwei Partnerkarten erfüllt, punktet. Beispielsweise will die Geschäftsfrau, eine beeindruckende Dachsdame, möglichst viele Gebäude mit mehr als vier Feldern Größe. Dagegen sorgt der Bürgermeister, eine recht alte Schildkröte mit Monokel, mit möglichst vielen aneinander angrenzenden Gebäudeplättchen für weitere Zähler.

Straßenplättchen füllen Lücken

Alle Hufeisen auf dem eigenen Tableau abgedeckt? Punkte. Sets von gleichfarbigen oder unterschiedlichen Assen gesammelt? Punkte. Eine Stadt komplettiert, was bedeutet, dass ein dunkelblauer Bereich komplett abgedeckt wurde? Punkte.

Wenn mal gar kein Plättchen passen will, kann eine Spielerin auch statt eines gewürfelten Plättchens ein oder zwei Straßenplättchen nehmen. Sie sind jeweils ein Feld groß und müssen, falls es zwei sein sollen, angrenzend liegen, können aber genutzt werden, um Lücken zu stopfen oder benötigte Boni zu bekommen.

Banditen machen Ärger zum Jahresende

Haben alle einmal gewürfelt, endet ein Durchgang. Der Marker auf dem Spielplan rückt ein Feld vor. Erreicht er eine Kurve, machen zum Jahresabschluss Banditen Ärger. Wer die meisten, nicht erledigten Banditen hat, verliert Punkte, wer die wenigsten hat, bekommt Punkte. Zugleich zieht aber auch ein Gauner auf einem Berg ein, den ein Sheriff im nächsten Jahr erledigen sollte.

Da je nach Spieleranzahl Plättchen und Würfel weggelassen werden, funktioniert „Wild Tiled West“ bestens, egal wie viele Leute am Tisch sitzen. Die Regeln sind viel, aber gut verständlich und mit vielen Beispielen dargestellt. Die Downtime ist kurz, weil man bei jedem Wurf mit dabei ist und sehen muss, was noch übrig ist und am besten aufs eigene Tableau passt. Der Dreh mit den Sheriffs, Banditen und Kugeln, die zu Grabsteinen werden, ist schlichtweg genial.

Hochwertige Materialien von „Wild Tiled West“ überzeugen

Die abdeckbaren Double-Layer-Boards, in denen die Plättchen warten, sind ebenso hochwertig wie alle anderen Materialien. Die acht unterschiedlichen, doppelseitigen Spielpläne lassen keine Langeweile aufkommen und sind mit null, einem oder zwei Sheriffsternen auf der Rückseite auch noch mit Schwierigkeitsstufen und eigenen Regeln versehen.

Das Artwork, für das gleich eine ganze Gruppe von Illustratoren zuständig war, ist großartig und ein absoluter Blickfang im Spielregal. Allein mit den Partnerkarten, deren Abbildungen sich teilweise in Groß und Schön auch in der Anleitung finden, könnte man sich eine ganze Weile beschäftigen, um jedes Detail zu erfassen.

„Wild Tiled West“ ist ein herausragendes Spiel

Dann hat „Wild Tiled West“ auch noch einen Solomodus im Angebot. Spielerherz, was willst du mehr? Vollständige und allumfassende Empfehlung für ein herausragendes Spiel.

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