Ein Tesseract ist ein vierdimensionaler Hyperwürfel und soll sich zu einem Würfel verhalten wie ein Würfel zu einem Quadrat. Zu mathematisch? Na gut. Marvel sei Dank haben wir gelernt, dass der Tesseract ein mächtiges Artefakt ist, um das sich allerlei Superhelden und Superschurken explosionsreich durch mehrere Filme prügeln. Und um jetzt auch noch eine dritte Nerdfamilie anzusprechen: „Tesseract“ ist ein herausragendes kooperatives Spiel mit vielen, vielen Würfeln.

  • Autor: James Firnhaber
  • Illustration: Denis Frietas
  • Spielerzahl: ein bis vier
  • Alter: ab 14 Jahren
  • Dauer: 60 Minuten
  • Lustige Startspielerbestimmung: wer zuletzt auf die Uhr geschaut hat
  • Verlag: Smirk & Dagger Games

Den Spielerinnen geht es ein bisschen, wie den Avengers: der Tesseract ist ein Problem. Ein großes. In der Geschichte des Spiels ist er am Himmel über dem magnetischen Nordpol erschienen, verdichtet sich immer mehr und droht zu kollabieren. Als forschende Experten machen wir uns auf, das offenkundig außerirdische Artefakt zu entschärfen, das nicht nur die Erde, sondern auch gleich noch die Raum-Zeit wie wir sie kennen bedroht. Aber bitte, kein Stress…

Wunderbarer, tüfteliger Stress

Das war nicht wahr. „Tesseract“ ist Stress, aber wunderbarer, tüfteliger Stress, der es zwingend nötig macht, dass die Spielenden viel miteinander sprechen und planen, um das gefährliche Ding in seine Einzelteile zu zerlegen.

Der Würfel besteht, wie könnte es anders sein, aus Würfeln. 64 sind es, um genau zu sein, in Gelb, Orange, Lila und Blau. Auf ihnen sind Symbole zu sehen, die kurz verwirren, bei genauerem Hinsehen aber als Augenzahlen von eins bis fünf zu erkennen sind.

Brilliante Wissenschaftler und Forscherinnen

Der Tesseract ruht auf einer drehbaren Plattform, was nötig ist, weil die Retter der Menschheit das Gebilde immer wieder von allen Seiten sehen können müssen, um die richtige Entscheidung für ihren nächsten Zug zu treffen. Die Basis der Plattform ist austauschbar, es gibt vier beidseitig bedruckte Versionen mit unterschiedlichen Schwierigkeiten.

Weil wir ja alle brillante Wissenschaftler sind, haben wir da mal was vorbereitet: eine Entschärfungsmatrix für den Tesseract, die neben der Plattform liegt. Dort warten auch Forschungskarten in drei Gütestufen und die sogenannte Ladezone, dazu später mehr. Jeder Spieler hat ein eigenes Labor, eine von elf Charakterkarten, eine blaue Forschungskarte und einen Würfel. Den nimmt jeder zu Beginn von einer Ecke des Tesseracts und legt ihn ins eigene Labor. Damit hat die Entschärfung begonnen!

Ziel bei „Tesseract“: die Bedrohung unschädlich machen

Je nach Anzahl der Akteure im Forschungsteam wandern nun noch Würfel aus dem Tesseract in die Ladungszone. Dafür werden sie gewürfelt und unter der entsprechenden Augenzahl platziert. Liegen hier zu viele Würfel passieren schlimme Dinge, aber dazu später mehr.

Ziel ist es, die Bedrohung unschädlich zu machen. Das passiert, wenn Würfel je einmal mit jeder Farbe und jedem Wert von eins bis sechs entschärft, also auf der Matrix platziert sind. Der Tesseract geht dagegen hoch und bringt die Niederlage, wenn der letzte Würfel von der Plattform genommen ist oder es zur siebten Zündung kommt, auch dazu gleich mehr.

Je Zug drei Aktionen

Die Expertinnen sind reihum dran, ein Spielzug besteht aus Aktions- und Bedrohungsphase. In der ersten Phase, spielt die aktive Forscherin drei beliebige aus sechs möglichen Aktionen, auch mehrfach die gleiche ist möglich.

Beim Entnehmen geschieht genau das: Die Spielerin nimmt einen beweglichen Würfel aus dem Tesseract und legt ihn auf ein freies Feld ihres Labors, ohne den oben zu sehenden Wert zu verändern. Ein Würfel ist nur dann beweglich, wenn er drei oder mehr freie Seiten hat.

Justieren und Transferieren von Würfeln

Justieren erlaubt es, den Wert eines Würfels im Labor oder in der Ladungszone um eins zu erhöhen oder zu senken. Warum das wichtig ist, erfahrt ihr gleich.

Das Transferieren lässt einen Spieler einen Würfel aus seinem Labor auf ein freies Feld eines anderen Labors zu versetzen oder umgekehrt einen Würfel aus einem anderen Labor ins eigene zu holen. Zur Erinnerung: Wir sind ein Team, das sollte unbedingt nur in Absprache passieren!

Hilfreiche Forschungskarten

Beim Erforschen kann eine Wissenschaftlerin eine Forschungskarte ablegen, um eine des nächsthöheren Levels zu ziehen. Höhere Level bringen deutlich bessere Effekte mit sich, die wiederum die Arbeit am Tesseract erleichtern.

Denn Forschungskarten darf ein Experte beliebig viele pro Zug spielen, sie zählen nicht als Aktionen. Oft werden damit Würfel manipuliert, umgekehrt, justiert, manchmal geht es aber auch um geladene oder zerstörte Würfel, die entschärft oder wiederhergestellt werden.

Charaktere mit Sonderfähigkeiten bei „Tesseract“

Eine weitere Aktionsmöglichkeit ist der Einsatz der Charakterfähigkeit. Jeder, ob Quantenphysikerin oder Elektromagnetiker hat zwei eigene Effekte. Eines ist eine dauerhafte, passive Eigenschaft wie „Immer wenn du einen Würfel justierst, darfst du ihn stattdessen umkehren“ oder „Einmal pro Zug darfst du einen Würfel im Tesseract umpositionieren“. Und dann gibt es noch die Spezialaktion, bei der beispielsweise „Tausche einen Würfel in deinem Labor gegen einen geladenen Würfel“ oder „Nimm nacheinander zwei gleichfarbige Würfel aus dem Tesseract und lege sie in dein Labor“.

Beide Effekte sind miteinander kombinierbar . Das heißt, eine passive Fähigkeit ist beispielsweise zum Justieren nutzbar, nachdem ich Würfel genommen und bevor ich sie wieder platziert habe. Das erfordert einige Planung, ist aber unglaublich hilfreich auf dem Weg zur Rettung der Welt.

Würfel bilden Gruppen und Ketten

Zu guter Letzt können die Forschenden noch tun, wozu sie eigentlich angetreten sind: den Tesseract entschärfen, oder zumindest Teile davon. Man sollte es sich zu Herzen nehmen, wenn die Anleitung sagt, dass das die wichtigste Aktion im Spiel ist.

Dafür braucht’s aber die passenden Würfel im eigenen Labor und zwar in Form von Gruppen und Ketten. Das sind jeweils mindestens drei Würfel mit gleicher oder aufeinander folgender Augenzahl. Sie müssen alle gleicher oder unterschiedlicher Farbe sein.

Entschärfen und forschen

Ist das der Fall, darf der Spieler einen von seinen Würfeln auf das passende, freie Feld der Entschärfungsmatrix legen. Danach geht es zur Ladungszone. Liegen da Würfel mit gleicher Farbe und Augenzahl wie in der benutzten Gruppe oder Kette, zerstört er sie. Was gut ist, weil wir aus bekannten Gründen ja wenig Würfel in der Ladungszone haben wollen.

Danach kann der Spieler seine übrigen Würfel mit den bestehenden Werten zurück ins Labor bringen. Er kann aber auch noch seine übrigen Würfel der Gruppe oder Kette würfeln und so eine Forschungskarte erhalten. Das Level der Karte hängt von der Anzahl der Würfel ab.

Gefährliche Ladungszone bringt noch gefährlichere Zündungen

In der folgenden Bedrohungsphase muss eine Spielerin einen Würfel aus dem Tesseract nehmen, würfeln und in die Ladungszone legen. Und die müssen wir sehr, sehr gut im Blick behalten.

Denn sobald bei einer Augenzahl drei oder mehr Würfel liegen, kommt es zur Zündung, ein entsprechender Marker zeigt das auf der Spielübersicht an, die auch die verschiedenen Ereignisse gut erklärt.

Ereignisse machen Forschungsgruppe das Leben schwer

Zu denen kommt es immer dann, wenn in einer der beiden Phasen ein Spieler einen Würfel aus dem Tesseract nimmt, der direkt auf der Plattform liegt, Denn dann kommt ein Ereignisfeld zum Vorschein, das abzuhandeln ist und den sich wehrenden Tesseract symbolisiert, der ganz und gar nicht angetan davon ist, entschärft zu werden.

Sagen wir mal so: Keins dieser Ereignisse ist gut. Wir müssen Würfel aus dem Tesseract oder in der Ladungszone zerstören – dann fehlen sie für weitere Entschärfungsarbeit. Oder sie neu laden – das kann die gefürchteten Zündungen verursachen. Manche Ereignisse ziehen als Kettenreaktion weitere nach sich. Auch in den Laboren pfuscht der Tesseract rum.

Belohnungen dank Entschärfungsmatrix

Auf dem Weg zur gefüllt Entschärfungsmatrix bekommen wir Belohnungen. Ist eine Reihe mit den Werten eins bis sechs voll, nimmt ein Spieler einen Würfel aus der Ladungszone, würfelt ihn und legt ihn zurück in den Tesseract und ja, das kann spielentscheidend sein.

Liegen in einer Spalte dagegen zwei von vier Würfeln einer Augenzahl, wird die zur Augenzahl passende Matrixkarte umgedreht, beim vierten Würfel hat das Forschungsteam sie gewonnen. Es sind Karten mit im Vergleich zu den Forschungskarten stärksten Effekten, die ebenfalls das Zünglein an der Waage sein können, ob die Entschärfung gelingt oder der Tesseract explodiert.

Tolles kooperatives Spiel mit viel Kommunikation

„Tesseract“ ist ein wirklich gelungenes kooperatives Spiel, bei dem alle viel Kommunikation und gemeinsames strategisches Planen nötig ist. Das macht viel Spaß, auch weil die Mechaniken und Aktionen bestens ineinander greifen.

Der Wiederspielreiz ist sehr hoch, weil die Heldinnen am Spieletisch unbedingt auch die nächste Schwierigkeitsstufe schaffen und auch andere Charaktere mit ihren Fähigkeiten ausprobieren wollen. Und die haben es teils wirklich in sich. Weitere Möglichkeiten zur Erschwernis: keine Start-Forschungskarten und zusätzliche Würfel zu Beginn in der Ladungszone.

„Tesseract“ im Solomodus

Hinzu kommt ein Solomodus, in dem die Wissenschaftlerin zwischen zwei Laboren und Charakteren wechselt und so dem Hyperwürfel zu Leibe rückt. Das hat gleich mehrere Testrunden begeistert für ein ansprechendes Spiel mit schönem Material. „Tesseract“ ist sicher nicht zum letzten Mal auf den Tisch gekommen.

Ich wollte es nur mal angemerkt haben: Wenn die Avengers mal wieder Probleme mit einem Tesseract haben – wir wären dann jetzt vorbereitet …

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