Azul Duel: Sonne, Mond und Fliesen

Ich mag „Azul“. Sehr sogar. Es ist ein Spiel, das sich gut zu zweit spielen lässt. Brauch‘ ich da „Azul Duel“? Die klare Antwort ist: Ja! Denn die explizite Zwei-Personen-Variante kommt mit genug Eigenheiten daher, um als eigenes Spiel im Azul-Universum zu funktionieren – und macht einfach richtig Spaß.

  • Autor: Michael Kiesling
  • Illustration: Maëva Da Silva
  • Spielerzahl: zwei
  • Alter: ab zehn Jahren
  • Dauer: 45 Minuten
  • Lustige Startspielerbestimmung: keine
  • Verlag: Next Move Games (früher Plan B Games)

Wir erinnern uns, bei „Azul“ hübschen wir im schönen Portugal die Wände des Palastes von König Manuel I. auf. Weil zwei Künstlerinnen das besonders toll hingekriegt haben, dürfen sie jetzt auch noch die Decke der Kuppel des Palastes von Sintra dekorieren.

Manufaktur für alle, eigenes Tableau bei „Azul Duel“

Na dann mal los! Wie beim großen Bruder liegen in der Mitte Manufakturplättchen. Auf vier kleinen liegen je vier Fliesen und ein verdecktes Bonusplättchen, auf der großen Manufaktur sind es fünf und der Startspielermarker.

Jeder Spieler hat sein Tableau vor sich. Es zeigt rechts die Kuppel, die aus neun quadratischen Feldern besteht. Links sind sechs Musterreihen mit ein bis sechs runden Plätzen für Fliesen zu sehen. Daneben haben wir noch eine Ablage für die Bonusplättchen.

Jedes Mal auch eigenen Spielplan bauen

Beide Spielerinnen wählen nun ein erstes Kuppelplättchen. Jedes zeigt vier Plätze für Fliesen – denn in „Azul Duel“ bauen wir uns in jeder Partie unseren eigenen Spielplan zusammen. Es gibt festgelegte Plätze für rote, gelbe, hell- oder dunkelblaue und schwarze Fliesen, außerdem hellbraune Felder, zu denen wir später kommen, und Jokerfelder, auf denen jede Farbe landen darf.

Das Kuppelplättchen wird auf einem der neun Felder auf dem eigenen Tableau platziert. Nun gilt es, sie mit Fliesen zu füllen!

Kuppelplättchen oder Fliesen nehmen

Eine Partie „Azul Duel“ dauert fünf Runden, die jeweils aus drei Phasen bestehen. Die längste Phase sind die Spieleraktionen. Die Duellanten sind abwechselnd an der Reihe und entscheiden in jedem Zug, ob sie ein Kuppelplättchen oder Fliesen oder später in der Phase auch Bonusplättchen nehmen.

In jeder Runde haben beide Spielerinnen am Ende auf jeden Fall zwei Kuppelplättchen und zwei Bonusplättchen genommen. Wie viele Fliesen dazu gekommen sind, hängt von der Auslage ab.

Verdeckt ziehen möglich

Wer ein Kuppelplättchen nimmt, legt es an beliebiger Stelle und beliebig gedreht auf sein Tableau. Es muss nur im Raster liegen. Da es in der Anleitung nicht ausdrücklich erwähnt ist, sind wir davon ausgegangen, dass es nicht nötig ist, angrenzend zu bauen.

Möglich ist es auch, vom verdeckten Plättchenstapel zu ziehen, weil das, was ausliegt, nicht passt. Dafür gibt es aber Minuspunkte.

Fliesen im Sonnen- oder Mondbereich bei „Azul Duel“

Bei der Fliesenauswahl kommt es – auch neu – darauf an, ob die Fliesen im Sonnen- oder Mondbereich liegen und ob es sich um eine kleine oder große Manufaktur handelt.

Vom Sonnenbereich einer Manufaktur nimmt eine Spielerin – wie bekannt – alle Fliesen einer Farbe. Bei einer kleinen Manufaktur folgt ein interessanter Dreh der Materialverknappung: Die Spielerin darf danach alle übrigen Fliesen in beliebiger Reihenfolge auf dem verdeckten Bonusplättchen im Mondbereich der Manufaktur stapeln. So nimmt man mit Glück dem Gegenspieler benötigte Fliesen erst mal aus der Reichweite.

Besonderheit der großen Manufaktur

Anders ist es bei der großen Manufaktur. Dort landen alle verbleibenden Fliesen nebeneinander im Mondbereich, neben dem der Startspielermarker liegt.

Wählt eine Spielerin nun eine Fliese, die sich in einem Mondbereich befindet, darf sie danach alle Fliesen der gleichen Farbe von den Mondbereichen aller anderer Manufakturen nehmen. Ist dabei die große Manufaktur zum ersten Mal betroffen, bekommt sie auch den Startspielermarker, der allerdings mit zwei Minuspunkten verbunden ist.

Zerbrochene Fliesen und Bonusplättchen

Ist irgendwo zu wenig Platz für genommene Fliesen oder sie passen in keine Reihe, man musste sie aber nehmen, wandern sie auf das bekannte Feld für zerbrochene Fliesen, wo sie für Minuspunkte sorgen.

Sind Stapel von Fliesen auf kleinen Manufakturen im Mondbereich aufgebraucht, wird das nun zum Vorschein gekommene Bonusplättchen umgedreht. Wer ein solches Plättchen nimmt, legt es auf dem entsprechenden Tableauplatz ab.

Punkte für angrenzende Fliesen

Sind alle Fliesen, Bonus- und Kuppelplättchen verteilt, folgen Fliesung und Wertung zugleich. Von oben nach unten legt eine Spielerin eine Fliese aus einer gefüllten Reihe auf ein passendes Feld auf einem Kuppelplättchen.

Wie beim großen Bruder auch gibt es Punkte für bereits angrenzende Fliesen. Außerdem winken Bonuspunkte für zusätzliche Zielplättchen, von denen immer drei im Spiel sind. Sie bringen Punkte für komplette Reihen, Spalten und Diagonalen oder andere Fliesenanordnungen, abgedeckte Joker- oder Spezialplättchen oder Sets von allen Farben in einer Reihe.

Extra-Fliese bringt Extra-Punkte bei „Azul Duel“

Hier wird schnell klar, wie hilfreich es sein kann, die Spezialplättchen mit den hellbraunen Feldern an die passenden Stellen zu drehen. Diese besonderen Felder darf eine Spielerin später mit einer Extra-Fliese füllen, sobald die drei anderen Plätze des Plättchens mit Fliesen belegt sind. Auch die Extra-Fliese punktet.

Das ist eine ebenso spannende Neuerung im Vergleich zu „Azul“ wie die Jokerplättchen, die man sich schon in der einen oder anderen Runde des Klassikers gewünscht hätte.

Bonusplättchen helfen bei fehlenden Fliesen

Fehlen in einer Reihe Fliesen, kommen die Bonusplättchen wieder ins Spiel. Sie zeigen eine oder zwei Farben. Für zwei Plättchen einer Farbe lässt sich eine fehlende Fliese dieser Farbe ersetzen. Für drei Plättchen darf es eine beliebige Fliese sein. Das kann am Ende das Zünglein an der Kunsthandwerker-Waage sein, um den Sieg zu bringen, weil genau die eine wichtige Reihe doch noch gefüllt werden kann.

Zum Schluss der Wertung fließen noch die Minuspunkte der zerbrochenen Fliesen und des Startspielermarkers mit ein, ehe die Vorbereitung der nächsten Runde ansteht. Nach fünf Runden ist die Kuppel mit Plättchen und hoffentlich auch mit möglichst vielen Fliesen gefüllt und es kommt zu einer Schlusswertung.

Wunderbar ausbalanciert, hoher Wiederspielwert

„Azul Duel“ ist ein wunderbar ausbalanciertes, variables, spannendes und höchst unterhaltsames Fliesenpuzzle, das seinen Platz im Spielregal absolut verdient hat. Das Material ist schön, vor allem die Fliesen. Mit einer Ausnahme: Die Spielertabelaus sind ein wenig dünn geraten. Das ist aber auch wirklich der einzige Kritikpunkt bei einem sehr gelungenen Getüftel mit extrem hohem Wiederspielwert.

Aus der Reihe

Es gibt inzwischen verschiedene Versionen und eigenständige Spiele, ausgehend vom Grundspiel „Azul“, Spiel des Jahres 2018, Gewinner des As d’Or 2018 und Origins Award Winner 2018: Neben „Azul Duel“ sind das „Azul – die Gärten der Königin“, „Azul – der Sommerpavillon“, „Azul – Die Buntglasfenster von Sintra“. Von „Azul“ und „Azul – der Sommerpavillon“ gibt es Mini-Versionen und die Erweiterungen „Das gläserne Mosaik“ und „Der gläserne Pavillon“. Hinzu kommt die Sonderausgabe „Azul – Meister-Chocolatier“ und die „5211 – Azul Special Edition“.

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